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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Achtes Heft
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Walden, Herwarth: Unter den Sinnen, [4]: Dichtung zwischen Menschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0183

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zur rechten Zeit erfahren. Und nun wol-
len wir gemütlich Kaffee trinken. Nein,
dass ich mir nun die neuen Apparate kaufen
kann, das ist ein Segen für mich und die
Menschheit.
Du Kind.
Ich bitte Dich auch in der Wahl Deiner
Koseworte logisch zu verfahren.
Wollen wir nicht etwas in die schöne Luft
fahren.
Fahren. Du überschätzst unsereVerhältnisse.
Meine Stiefel sind so schwer.
Das ist ja etwas ganz neues. Du hast sie
doch schon als junges Mädchen getragen
Sie sind plump
Praktisch sind sie. Deine gute Mutter ist
eine so vorzügliche Hausfrau
Willst Du mir nicht ein paar neue Schuhe
kaufen Ernst
Also darauf geht es hinaus. Wenn Du
freilich glaubst, dass man für tausend Mark
die Erde kaufen kann oder dass wir das
Geld bekommen haben um es zu vergeuden.
Mir hat es ein Verehrer geschenkt.
Nun willst Du mich gar noch eifersüchtig
machen. Aber das gelingt Dir nicht, dazu
bin ich viel zu logisch. Wer sollte Dich
auch verehren.
Ernst
Eine Frau wie Du wird nur geheiratet.
Diese Worte wirst Du bereuen.
Diese Gereiztheiten vertrage ich nicht.
Nicht mal in Ruhe kann man seinen Kaffee
trinken. Eigentlich wollte ich Dich zum
Einkauf der Apparate mitnehmen. Nun
ziehe ich es vor, allein zu gehen. Abends
bist Du hoffentlich wieder vernünftig.
Ernst Du darfst das Geld nicht nehmen.
Ueber die Verwendung der Gelder in der
Ehe habe ich zu bestimmen.
Hast Du
Jawohl.
Auch über die Verwendung der Frau
Du sollst Dich etwas anständiger ausdrücken
Jetzt kenne ich Dich.
Es sollte mich freuen. Aber dazu bist Du
doch noch nicht klug genug. Um acht Uhr
wünsche ich Abendbrot zu essen.
Wenn uns die Frau Schwester nicht ein-
ladet, müssen wir eben so kommen.
Du bist ja ganz verweint, Anna.
Können wir drei denn nicht wirklich gute
Freundinnen sein.

An uns hat es wirklich nicht gelegen, nicht
Erna
Wenn Du Dich natürlich immer als unsere
Gouvernante aufspielen willst, wir sind alt
genug.
Warum quälen mich alle Menschen.
Du bist zu sklavisch.
Weil Du keinen Schick hast
So redet Ihr nun immer zu mir. Und da
soll ich Vertrauen haben.
Also Du bist unglücklich. Das habe ich
mir gleich gedacht, nicht Erna. Ich hätte
den Tolpatsch nie geheiratet
Der ist ja ein Apparat aber kein Mensch.
Ihr versteht ihn nicht und Ihr seid grau-
sam
Wir nehmen als Schwester eben Deine Partei
Du siehst noch mächtig unverheiratet aus
Anna.
Friedel hat mich immer gewarnt
Vor uns natürlich. Die mannstolle Göre.
Man schämt sich solch eine Schwester zu
haben.
Wenn ich doch wenigstens Mut hätte fort-
zugehen.
Also so weit seid Ihr schon. Ich habe es
immer gesagt, die freie Liebe ist das einzig
wahre, nicht Erna.
Anna ist geborene Ehefrau.
Quält mich nicht. Geht doch. Wir haben
uns nichts zu sagen.
Behalte Deinen Ernst und schaff Dir nach
und nach ein anständiges Verhältnis an.
Das ist mein Rat.
Alles ist so verworren.
Kannst Du mir nicht zehn Mark leihen
Anna, Du bekommst sie bestimmt bald
wieder.
Ich habe kein Geld.
Also nicht einmal Geld gibt er Dir. Und
dazu verheiratet sie sich. Verrückt nicht
Erna. /
Wo willst Du hin
Seid einmal gut zu mir und helft mir
Friedel finden.
Du meinst wohl, sie hat mehr Lebenser-
fahrung als wir.
Das Schaf. Wenn Sie wenigstens ihren
Knaben genommen hätte, der ganz wild in
sie war, so wären wir alle aus der Misere
heraus.
Immer verlangt Ihr Opfer für Euch
Der oder jener. Ihr macht es doch nichts
aus.

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