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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Zehntes Heft
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Walden, Herwarth: Unter den Sinnen, [6]: Dichtung zwischen Menschen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0219

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Ich möchte Sie gern näher kennen lernen.
Männer mit Vollbart sind mir eigentlich
eklig. In unserm Lokal haben Sie neulich
einmal einem den halben ab geschnitten.
Ich würde Sie gern in Behandlung nehmen.
Was zahlst Du
Besinnen Sie sich auf sich selbst mein
F räulein
Nun habe ich aber den Quatsch satt. Was
kriege ich für den Zeitverlust
Ich kann es nicht mit meinen Anschauun-
gen vereinbaren
Du willst Dich also vom Zahlen drücken.
So haben wir nicht gewettet.
Wir können ja eine Zusammenkunft für
morgen vereinbaren.
System Drückeberger. Kasse oder die Sache
geht schief
Wie können Sie das Schöne in sich so
beschmutzen
Hast Du keine Strippe. Mein Strumpfband
ist gerissen
Was Sie für feine Strümpfe tragen
Gehen Dir endlich die Augen auf.
Meine Frau trägt nicht so feine Strümpfe.
Das lohnt sich auch nicht für Dich.
Schenk mir hundert Mark, dann darfst Du
machen was Du willst.
Ich habe noch Ersatzteile für meinen Appa-
rat zu kaufen.
Du willst ein armes Mädchen um ihr Geld
betrügen. Und ich habe Dich für einen
feinen Mann gehalten.
Ich könnte Ihnen das Geld höchstens leihen
Also gib her
Ich verlasse mich darauf. Sehe ich Sie
wieder
Es ist die höchste Zeit. Von neun Uhr ab
muss ich in den Apollo - Sälen arbeiten.
Da triffst Du mich .bestimmt jede Nacht.
Kann ich das Geld morgen wieder haben
Heute, morgen, übermorgen ist auch ein
Tag. Auf Wiedersehen
Fräulein Friedel
Jetzt habe ich keine Zeit mehr. Ich muss
laufen. Auf Wiedersehen kleiner Stockfisch.
Schon zurück Ernst
Nicht einmal der Tisch ist gedeckt. Ich
habe Hunger
Hier riecht es nach schlechtem Parfüm
Ist das Abendessen fertig oder nicht
Wenn Du in unserer Wohnung Damenbe-
suche empfängst

Wenn Du meiner Praxis Dinge unterstellst
Das war keine Patientin
Es ist unter meiner Würde Dir darauf
zu antworten.
Deine Würde.
Da Du das Abendessen nicht bereitet hast,
werde ich in ein Lokal essen gehen
Von meinem Gelde
Diese Antwort soll Dir teuer zu stehen kom-
men.
Du Frauenkenner
Ich schliesse Dich solange ein, bis Du
wieder zu Verstand kommst
Ich springe aus dem Fenster
Sei still. Es klingelt
So geh doch
Du empfängst also in meiner Abwesenheit
Besuch. Wer ist da
Friedel.
Wer
Friedel
Wer ist das, Friedel.
Warum öffnen Sie nicht.
Ich habe jetzt keine Sprechstunde.
Hör mal Anna, da kommt offenbar die
Patientin zurück. Sie scheint mir nicht
zahlungsfähig, weisst Du. Sage ihr bitte
dass ich nicht mehr zu sprechen bin.
Nennst Du alle Deine Patientinnen mit
Vornamen.
Du bist von einer Unlogik
Sie soll mir Rede stehen
Warum öffnet Ihr denn nicht.
Friedel Du.
Sie sind es.
Nun hast Du Dich verraten.
Wenn Du nicht einmal begreifst, dass ich
Deine Hysterie ad absurdum führen wollte
Du Lügner
Anna
Du Betrüger
Frau /
Du Frauenkenner
Sie hören es selbst. Sie sind meine Zeu-
gin. Ihre Schwester ist schwer pathologisch
Anna was heisst das alles.
Hilf mir Friedel. Er sperrt mich ins Irren-
haus.
Sprich doch einmal ruhig. Setz Dich.
Ich kann hier keine Nacht mehr bleiben.
Wo willst Du hin.
Er ist gekommen
Wer ist gekommen
Auf den ich warte, mein ganzes Leben.
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