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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Zehntes Heft
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Blümner, Rudolf: Zur Geschichte des Sturm und des deutschen Journalismus, [13]: Briefe gegen Paul Westheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0228

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frohen Stunden als Künstler, damals im
September meine Ausstellung im Sturm
war ein Kulminationspunkt; seither habe
ich nicht ein Werk zustande gebracht.
Was habe ich mich geplagt, und was aus-
gestanden! Und was mir bei aller Hin-
gabe nicht gelingt, (nämlich, mich zum
Sturm zu finden), gelingt einem Andern . .
(Hier folgen einige Zeilen schwerer Angriffe
und Beleidigungen gegen Wililam Wauer.)
„Halten Sie’s für die Mühe wert, noch
weiter sich mit mir abzugeben; mich solls
freuen. Wenn nicht, nun, dann möchte
ich in anständiger Weise die Konsequenzen
meiner impulsiven Handlungsweise ziehen
und kein Gnadenbrot von Ihnen annehmen..
Ich will mich gerne noch mit Ihnen münd-
lich aussprechen; es würde mir gut tun,
gründlich ins reine mit Ihnen zu kommen.
Mit herzlichem Gruss!
Ihr ergebener Lyonei Feininger
Zehlendorf —Mitte
Königstr. 32. d. 4. März 1918.
Mit diesem Brief, Herr Westheim, ist für
alle Zeiten Ihre Mordsfrage beantwortet,
warum Feininger dem Geschäftsbetrieb des
Herrn Walden entlaufen war. Nun
können Sie noch einmal schreiben, es gäbe
für Sie nichts zu berichtigen. Und um
Feininger nicht zu kränken, wollen wir
sagen: Mehr konnte er für Sie nicht tun,
als von Differenzen rein künstlerischer

Natur zu schreiben. Mehr nicht. Denn
wo waren die Differenzen? Wenn ihm
die Erscheinung William Wauer antipatisch
war, kann er sagen, dass er mit Walden
Differenzen hatte? Und wäre es auch zu
einem Bekenntnis künstlerischer Art ge-
kommen, wenn er nicht im Besitz eines
kunsthändlerischen Anerbieten des Herrn
Goltz gewesen wäre. Das ist eine fürchter
liehe Frage, auf die ich keine Antwort
haben will. Feininger sagt, er sei damals
überreizt gewesen. Vielleicht erkennt er
heute, dass ein Künstler sich nicht von
Antipathien leiten lassen darf, wenn Herr
Goltz ihm schon den Weg vorgeschrieben
hat. Sie aber, Herr Westheim, sollen es
Feininger danken, dass er das vergessen
hatte, als er dagegen protestierte, von Ihnen
zu einem Begaunerten gemacht zu werden.
Verdient haben Sie es nicht um den Maler,
den Sie so gern den Spitzweg des Kubis-
mus nannten, und der damals über Sie an
Walden schrieb: „In Wirklichkeit ist es
mir widerlich, dass man mir von vorn-
herein die e i g e n e A r t bei den Leuten
absuggerieren will.“
So hat Feininger über Sie gedacht, als Sie
noch anders über ihn urteilten. Damals
hatte er gegen Sie zu kämpfen. Aber sie
werden milde, die Künstler, wenn ein
Westheim sie anerkennt.
Rudolf Blümner

Inhalt
Kurt Liebmann: Gedichte
Thomas Ring: Gedicht
Franz Richard Behrens: Gedichte
Kurt Schwitters: Gedichte
Hermann Grämlich: Gedicht
Herwarth Walden: Unter den Sinnen / Eine Dichtung zwischen Menschen
Rudolf Blümner: Zur Geschichte des Sturm und des deutschen Journalismus / Briefe gegen
Paul Westheim / Dreizehnter Brief
Jacoba van Heemskerck: Zwei Holzschnitte / Vom Stock gedruckt
Peri: Zeichnung
Albert Gleizes: Frau und Kind
Oktober 1921

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