!?hrg. IX, Nr. 29/50 vom 28. Juli 1955
DIE WELTKUNST
5
Berliner Kunst
(Kl. Bruckmann)
e n
erste
Ungewöhnlichkeit des-
oft
und
ört-
Ausstellung: Münchene
Franz von Defregger, Halbakt.
rKunstverein, Münch
Der ersfe aedrucicfe
Sammlerkaialog
ziges Exemplar bisher bekannt wurde,
ursprünglich dem berühmten Händler
Sammler Piot gehörte und sich heute in
Pariser Nationalbibliothek befindet.
und
aus
die
bild
daß
nauesten Vergleichs und Studiums von Tau-
senden derartiger Bilder ist es dem Kunst-
historiker H. W. Keiser, dem wir auch die S. 4
wiedergegebene Abbildung danken, gelun-
gen, sämtliche Stücke dieser Volkskunstgat-
tung zu lokalisieren und der Tradition
Entstehungsweise der einzelnen Werke
lieh und zeitlich nachzugehen.
Franz von Defregger, Bildnis eines Pariser Malers. 1865
Ausstellung: Münchener Kunstverein, Münch
Auch sind Gruppen von Bildern thematisch
zusammengefaßt worden, so daß ein über-
sichtlicher Gesamteindruck entstanden ist.
Reihen von Aquarellen und Zeichnungen
von Paesler-Luschkowko, Hans Bremer,
Schweitzer usw. vervollständigen das Bild
dieser Schau, auf die wir in der nächsten
Nummer ausführlich zurückkommen werden.
die farbgestalterische Kraft dieser
tiefstem Volksglauben geborenen Kunst,
in ihren besten Stücken das Vor-
und den Zeitstil so völlig überwindet,
sie ewig zu sein scheint. Auf Grund ge-
Wer sich mit der
Geschichte des Kunst-
sammelns und der
Wa nd erung desKunst-
besitzes beschäftigt,
ist auf sehr wenige
und nur schwer zu-
gängliche Quellen an-
gewiesen. Vielleich ist
hierin der Grund da-
für zu suchen, daß es
eine wirkliche Ge-
schichte des Kunst-
sammelns überhaupt
nicht gibt. Man möch-
te beinahe sagen, bis
zum 18. Jahrhundert
gilt Kunstbesitz nur
als ein Teil des all-
gemeinen Besitzes, als
ein Teil der Einrich-
tung und wird mitten
unter dieser in sehr
unübersichtlicher Weise eingeführt. Erst als
Mazarin in Paris die Kunstauktion eingeführt
hat, als der Gründung des ersten Kunstauk-
tionshauses Christie in London schnell an-
dere im ganzen Europa folgen, setzt die Reihe
vorbildlich und sorgfältig gearbeiteter Auk-
tionskataloge ein, die vor allem mit dem
großen Namen Mariette verknüpft sind. Man
könnte sagen, erst vom 18. Jahrhundert ab
werden Kunstbesitz und Kunstwanderung
einigermaßen lückenlos kontrollierbar.
Bis dahin ist man auf Quellen angewiesen,
die nicht nur lückenhaft sind, sondern auch
meist das, was sie anführen, nur wenig spezi-
fizieren und wissenschaftlich gar nicht oder
mangelhaft beschreiben. Die I leiltumsbiicher.
eine Art von frühen Cicerones, billige und
einfach gedruckte Büchlein, die den Pilgern
die Kirchenschätze erklären, empfinden na-
türlicherweise das religiöse Element als
Hauptsache, das künstlerische als nebensäch-
lich. Die Reisebeschreibungen geben selten
mehr als bloße Namen der Sammler — als
Nachweise wichtig genug —, sobald sie aber
darüber hinaus gehen, picken sie lediglich
das aus dem Kuchen, was ihrer Zeit das
Wichtigste schien. So können sie ebenso
das
und
der
Das
kleine Büchlein, wohl so gut wie allen Inter-
essenten unbekannt, ist bereits 1611 auf Kosten
des Sammlers in Paris gedruckt worden, ver-
birgt unter wahnsinnig weitschweifigen und
mißverständlichen Ti¬
teln tatsächlich den
ersten beschreiben-
den Katalog einer
Privatsammlung und
muß, da fast völlig
verloren und ohne
Nachfolge, kaum gro¬
ßes Aufsehen erregt
haben.
Wir kennen sei-
nen Verfasser, A n -
t o i n e Agard in
Arles, bereits aus der
berühmten Reisebe¬
schreibung des Jo-
hannes Sincerus (Zin-
zersing), der erzählt,
daß er diesen Mann
besuchte und bei ihm
neben allerhand an-
deren Kunstschätzen
auch ein Bild von
eigener Hand fand.
Der Katalog ver¬
zeichnet nicht etwa
Verkaufsgut, sondern
privaten Besitz, die
Ausgrabungen in Ar¬
les gaben dem Ein¬
geborenen die
Anregung zum Sam¬
meln.
Agard ist sich der
sen, was er mit der Veröffentlichung seines
Privatkatalogs tut, völlig bewußt. Er beginnt
sein Büchlein mit Gedichtchen und Spiele-
reien, die eigentlich mit dem Inhalt gar nichts
zu tun haben, offenbar will er auf diesem
Wege ein verehrliches Publikum für die Neu-
artigkeit seines Unterfangens erst gewinnen.
p bische K a b i -
nett (G. Franke) in
München zusam-
mit Bildteppi-
einer oberbay-
n Bäuerin zu
einer sehenswerten
Sommerausstellung
vereinigt. Man ist
immer wieder ver-
blüfft über d ie In-
tensität des Erlebens
Die Ausstellung „Berliner Kunst“ im
früheren Japanischen Palais, Am Königs-
platz 4, wurde am Sonnabend mit einer An-
sprache des Reichsministers Präs. Honig er-
öffnet. Sie gibt durch vorzügliche Auswahl
und gute Anordnung einen ausgezeichneten
Einblick in zeitgenössisches Kunstschaffen.
Den großen Saal im ersten Stockwerk füllen
Kopien von Robert Richter nach den Lin-
dauer Fresken. Im unteren Eingangsraum
zeigt Leo von König als neueste Schöpfung
ein Bildnis Dr. Goebbels. Von Georg Ehmig,
G. W. Rössner, Klaus und Eric Richter.
Birkle, Plontke u. a. werden Arbeiten man-
nigfaltiger Art in Kollektionen zusammen-
gefaßt, oft unter Beigabe von Zeichne-
rischem. Willy Jaeckels Schaffen gelangt
hierbei günstiger zur Veranschaulichung, als
auf früheren Ausstellungen. In dem Saale
mit Werken von Schuster-Woldan fallen be-
sonders die vorzüglichen Zeichnungen auf.
Von Plastikern treten Harth, Flitz Röll und
Scheurich hervor. Eine Wand wurde dem
siebzigjährigen Ludwig Dettmann gewidmet.
Münchner Malkultur der 80er Jahre
Städtische Galerie in München
Es war ein glücklicher und durchaus zeit-
Eßiäßer Gedanke, dieses Jahrzehnt höchster
~'iite der Münchener Malerei, diese Epoche
'l'Jsoluter Vormachtstellung im Rahmen die-
s,‘s Kunst.jahres herauszustellen. Der Ver-
anstalter der Schau, Dr. Frz. Hofmann,
Er Leiter der Städtischen und Lenbach-
^alerie, stellt an den Beginn die späte Ro-
,llantik Spitzwegs und an den Schluß den Im-
pressionismus des frühen Corinth und Sle-
L°gt. Allein diese Namen erwecken eine
Erstellung von der Vielheit dieser Künstler-
Eileration und der Vielfalt der Schulen und
P/an fragt sich, ob es überhaupt möglich sein
.Eiinte, davon ein gleichzeitig überschau-
bares, getreues und orientierendes Bild zu
Eben. Trotzdem, vielleicht gerade weil die
Ausstellung auf rund 160 Gemälde beschränkt
,sb Wurde das Ziel erreicht. Die Großen, die
. r damaligen Münchener Malerei das Ge-
loht gaben — Spitzweg. Leibi, Lenbach, Pi-
pty, Löfftz, W. von Diez usw. — bilden die
kiler in dem Gebäude. Um sie gruppieren
ich die vielen anderen, die Bleibendes ge-
Hermann Baisch, Landschaft mit Kühen. Ausstellung: Münchener Malkultur der 80er Jahre
München, Städtische Galerie (Kl. Knorr & Hirth)
Raffen haben, die Kreise und Schüler. Für
Erichen wird es überraschend sein, erst-
so deutlich zu sehen, daß z. B. Leibi
S|lrehaus nicht allein auf einsamer Höhe
l^hd: eine ganze Reihe von Zeitgenossen
U>nnen mit ihm zusammen genannt werden:
I aYr-Graz, Ernst Zimmermann, Th. Alt. Alb.
ijEg, Gabr. Schachinger, Gabi, Alois Erdelt
|) a. Mit Zügel. Samberger, K. von Marr,
s Eio, Frz. Grässel ragt die Epoche in un-
E Zeit hinein. F.
h.
llUterglasbilder
Ij.^’ne bedeutende Auswahl dieser unend-
i(C! reizvollen und vielfältigen Gattung
* ^künstlerischen Schaffens hat das G r a -
Ascona
Kurbotel Monte Verila
Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
ä'* Pen5lOc °7r*-12 _ Prospekte auf Anfrage
irreführen wie belehren. Als Hauptquelle
stellen sich schließlich die Inventare heraus.
Aber wie ungeheuer schwierig sind gerade
sie zugänglich! Sie wurden durchaus als
eine reine Privatangelegenheit betrachtet,
führten, von den Hausverwaltern summa-
risch angelegt, etwa die Wäsche und den
Kunstbesitz unspezifiziert durcheinander an,
und man hat noch Glück, wenn sie in Dupli-
katen angefertigt wurden, so daß man ver-
gleichen kann. Diese rein private Behand-
lung bestand auch in den Zeiten der höchsten
Kultur, man dachte gar nicht daran, das
öffentliche Interesse durch den Druck zu för-
dern, selbst das 18. Jahrhundert mit all sei-
nem Sammlerinteresse durchbrach, das selten
und es ist z. B. interessant und bezeichnend,
daß die Inventare der wichtigsten Renais-
sancesammlungen, des Kunstbesitzes der Me-
dici, erst in den 90er Jahren des 19. Jahr-
hunderts durch den französischen Kunstfor-
scher Müntz erstmalig vollständig dem Druck
übergeben wurden.
Unter solchen Verhältnissen ist es selbst-
verständlich besonders interessant zu wissen,
wer zum ersten Male in der Welt Kunstbesitz
für so wichtig und einzigartig hielt, daß er
ein gedrucktes Verzeichnis seiner Sammlung
herausgab. Dies ist umso interessanter, als
von diesem kostbaren Büchlein nur ein ein-
Wie bereits bekanntgegeben, erscheint
die „Weltkunst“ während der Ferien-
Jiingere Künstler
in Berlin
monate Juli und August vierzehn-
tägig in Doppelnummern von ver-
stärktem Umfang. Die nächste Nummer
wird am 11. August versandt.
Dann aber geht er mit der Klarheit der
Erkenntnis an seine Aufgabe. Er sei Samm-
ler aus Leidenschaft, beginnt Herr Agard,
und der Sammler aus Leidenschaft
In den schönen, wenn durchgängig auch
nicht allzu günstig belichteten Räumen des
„V e r e i n s B e r I i n er Künstle r“ an der
Tiergartenstraße findet zur Zeit die Ausstel-
lung einiger Kollektionen statt, die augen-
scheinlich als Wettbewerb den so wünschens-
werten Anschluß von Vertretern des male-
rischen und bildhauerischen Nachwuchses
an diese im Kunstleben der Reichshauptstadt
seit vielen Jahrzehnten verwurzelte Gemein-
schaft vorbereiten soll. Ein Ziel, das sich
naturgemäß nur schrittweise verwirklichen
lassen wird. Demnach ist diese Schau, auf
fühle sich gewissermaßen isoliert.
Sein Büchlein wolle dieser Iso-
lierung ein Ende machen, es wolle
Geistern, die von der gleichen
Leidenschaft beseelt seien, seine Er-
innerung aufbewahren. Die mei-
sten seiner Altertümer seien übri-
gens im 16. Jahrhundert in Arles
gefunden worden.
Und nun geht es an eine sorg-
fältige und ab wägende Beschrei-
bung im einzelnen, die überall den
gründlichen Liebhaber und Kenner
und einen seltsam objektiven Men-
schen verrät. Agard hat seine
Schätze in einem großen Raume
untergebracht, die von Bänken um-
geben sind. Er sammelt italienische
und französische Gemälde. Er liebt
die Plastik. Die Emails spielen be-
reits eine große Rolle. Zum ersten
Male taucht eine griechische Vase
rote Figuren auf schwarzem
Grunde — in einer Sammlung auf.
Und seine Gemmensammlung um-
faßt 250 Stück.
Der Katalog Agards ist nicht mit
den sog. „Museen“ (Museum Kirch-
nerianum etc.) zu verwechseln, die,
später erschienen, wichtige Quellen
sind. Er ist ihnen in ihrer kritik-
losen Buntheit gewaltig überlegen.
Er ist nicht nur der erste wirkliche
reine, sondern auch der erste
kritische Katalog. B.
Karl Haider, Bildnis Frau Kath. Haider. Ausstellung: Münchener
Malkultur der 80er Jahre. München, Städtische Galerie
(Kl. Knorr & Hirth)
DIE WELTKUNST
5
Berliner Kunst
(Kl. Bruckmann)
e n
erste
Ungewöhnlichkeit des-
oft
und
ört-
Ausstellung: Münchene
Franz von Defregger, Halbakt.
rKunstverein, Münch
Der ersfe aedrucicfe
Sammlerkaialog
ziges Exemplar bisher bekannt wurde,
ursprünglich dem berühmten Händler
Sammler Piot gehörte und sich heute in
Pariser Nationalbibliothek befindet.
und
aus
die
bild
daß
nauesten Vergleichs und Studiums von Tau-
senden derartiger Bilder ist es dem Kunst-
historiker H. W. Keiser, dem wir auch die S. 4
wiedergegebene Abbildung danken, gelun-
gen, sämtliche Stücke dieser Volkskunstgat-
tung zu lokalisieren und der Tradition
Entstehungsweise der einzelnen Werke
lieh und zeitlich nachzugehen.
Franz von Defregger, Bildnis eines Pariser Malers. 1865
Ausstellung: Münchener Kunstverein, Münch
Auch sind Gruppen von Bildern thematisch
zusammengefaßt worden, so daß ein über-
sichtlicher Gesamteindruck entstanden ist.
Reihen von Aquarellen und Zeichnungen
von Paesler-Luschkowko, Hans Bremer,
Schweitzer usw. vervollständigen das Bild
dieser Schau, auf die wir in der nächsten
Nummer ausführlich zurückkommen werden.
die farbgestalterische Kraft dieser
tiefstem Volksglauben geborenen Kunst,
in ihren besten Stücken das Vor-
und den Zeitstil so völlig überwindet,
sie ewig zu sein scheint. Auf Grund ge-
Wer sich mit der
Geschichte des Kunst-
sammelns und der
Wa nd erung desKunst-
besitzes beschäftigt,
ist auf sehr wenige
und nur schwer zu-
gängliche Quellen an-
gewiesen. Vielleich ist
hierin der Grund da-
für zu suchen, daß es
eine wirkliche Ge-
schichte des Kunst-
sammelns überhaupt
nicht gibt. Man möch-
te beinahe sagen, bis
zum 18. Jahrhundert
gilt Kunstbesitz nur
als ein Teil des all-
gemeinen Besitzes, als
ein Teil der Einrich-
tung und wird mitten
unter dieser in sehr
unübersichtlicher Weise eingeführt. Erst als
Mazarin in Paris die Kunstauktion eingeführt
hat, als der Gründung des ersten Kunstauk-
tionshauses Christie in London schnell an-
dere im ganzen Europa folgen, setzt die Reihe
vorbildlich und sorgfältig gearbeiteter Auk-
tionskataloge ein, die vor allem mit dem
großen Namen Mariette verknüpft sind. Man
könnte sagen, erst vom 18. Jahrhundert ab
werden Kunstbesitz und Kunstwanderung
einigermaßen lückenlos kontrollierbar.
Bis dahin ist man auf Quellen angewiesen,
die nicht nur lückenhaft sind, sondern auch
meist das, was sie anführen, nur wenig spezi-
fizieren und wissenschaftlich gar nicht oder
mangelhaft beschreiben. Die I leiltumsbiicher.
eine Art von frühen Cicerones, billige und
einfach gedruckte Büchlein, die den Pilgern
die Kirchenschätze erklären, empfinden na-
türlicherweise das religiöse Element als
Hauptsache, das künstlerische als nebensäch-
lich. Die Reisebeschreibungen geben selten
mehr als bloße Namen der Sammler — als
Nachweise wichtig genug —, sobald sie aber
darüber hinaus gehen, picken sie lediglich
das aus dem Kuchen, was ihrer Zeit das
Wichtigste schien. So können sie ebenso
das
und
der
Das
kleine Büchlein, wohl so gut wie allen Inter-
essenten unbekannt, ist bereits 1611 auf Kosten
des Sammlers in Paris gedruckt worden, ver-
birgt unter wahnsinnig weitschweifigen und
mißverständlichen Ti¬
teln tatsächlich den
ersten beschreiben-
den Katalog einer
Privatsammlung und
muß, da fast völlig
verloren und ohne
Nachfolge, kaum gro¬
ßes Aufsehen erregt
haben.
Wir kennen sei-
nen Verfasser, A n -
t o i n e Agard in
Arles, bereits aus der
berühmten Reisebe¬
schreibung des Jo-
hannes Sincerus (Zin-
zersing), der erzählt,
daß er diesen Mann
besuchte und bei ihm
neben allerhand an-
deren Kunstschätzen
auch ein Bild von
eigener Hand fand.
Der Katalog ver¬
zeichnet nicht etwa
Verkaufsgut, sondern
privaten Besitz, die
Ausgrabungen in Ar¬
les gaben dem Ein¬
geborenen die
Anregung zum Sam¬
meln.
Agard ist sich der
sen, was er mit der Veröffentlichung seines
Privatkatalogs tut, völlig bewußt. Er beginnt
sein Büchlein mit Gedichtchen und Spiele-
reien, die eigentlich mit dem Inhalt gar nichts
zu tun haben, offenbar will er auf diesem
Wege ein verehrliches Publikum für die Neu-
artigkeit seines Unterfangens erst gewinnen.
p bische K a b i -
nett (G. Franke) in
München zusam-
mit Bildteppi-
einer oberbay-
n Bäuerin zu
einer sehenswerten
Sommerausstellung
vereinigt. Man ist
immer wieder ver-
blüfft über d ie In-
tensität des Erlebens
Die Ausstellung „Berliner Kunst“ im
früheren Japanischen Palais, Am Königs-
platz 4, wurde am Sonnabend mit einer An-
sprache des Reichsministers Präs. Honig er-
öffnet. Sie gibt durch vorzügliche Auswahl
und gute Anordnung einen ausgezeichneten
Einblick in zeitgenössisches Kunstschaffen.
Den großen Saal im ersten Stockwerk füllen
Kopien von Robert Richter nach den Lin-
dauer Fresken. Im unteren Eingangsraum
zeigt Leo von König als neueste Schöpfung
ein Bildnis Dr. Goebbels. Von Georg Ehmig,
G. W. Rössner, Klaus und Eric Richter.
Birkle, Plontke u. a. werden Arbeiten man-
nigfaltiger Art in Kollektionen zusammen-
gefaßt, oft unter Beigabe von Zeichne-
rischem. Willy Jaeckels Schaffen gelangt
hierbei günstiger zur Veranschaulichung, als
auf früheren Ausstellungen. In dem Saale
mit Werken von Schuster-Woldan fallen be-
sonders die vorzüglichen Zeichnungen auf.
Von Plastikern treten Harth, Flitz Röll und
Scheurich hervor. Eine Wand wurde dem
siebzigjährigen Ludwig Dettmann gewidmet.
Münchner Malkultur der 80er Jahre
Städtische Galerie in München
Es war ein glücklicher und durchaus zeit-
Eßiäßer Gedanke, dieses Jahrzehnt höchster
~'iite der Münchener Malerei, diese Epoche
'l'Jsoluter Vormachtstellung im Rahmen die-
s,‘s Kunst.jahres herauszustellen. Der Ver-
anstalter der Schau, Dr. Frz. Hofmann,
Er Leiter der Städtischen und Lenbach-
^alerie, stellt an den Beginn die späte Ro-
,llantik Spitzwegs und an den Schluß den Im-
pressionismus des frühen Corinth und Sle-
L°gt. Allein diese Namen erwecken eine
Erstellung von der Vielheit dieser Künstler-
Eileration und der Vielfalt der Schulen und
P/an fragt sich, ob es überhaupt möglich sein
.Eiinte, davon ein gleichzeitig überschau-
bares, getreues und orientierendes Bild zu
Eben. Trotzdem, vielleicht gerade weil die
Ausstellung auf rund 160 Gemälde beschränkt
,sb Wurde das Ziel erreicht. Die Großen, die
. r damaligen Münchener Malerei das Ge-
loht gaben — Spitzweg. Leibi, Lenbach, Pi-
pty, Löfftz, W. von Diez usw. — bilden die
kiler in dem Gebäude. Um sie gruppieren
ich die vielen anderen, die Bleibendes ge-
Hermann Baisch, Landschaft mit Kühen. Ausstellung: Münchener Malkultur der 80er Jahre
München, Städtische Galerie (Kl. Knorr & Hirth)
Raffen haben, die Kreise und Schüler. Für
Erichen wird es überraschend sein, erst-
so deutlich zu sehen, daß z. B. Leibi
S|lrehaus nicht allein auf einsamer Höhe
l^hd: eine ganze Reihe von Zeitgenossen
U>nnen mit ihm zusammen genannt werden:
I aYr-Graz, Ernst Zimmermann, Th. Alt. Alb.
ijEg, Gabr. Schachinger, Gabi, Alois Erdelt
|) a. Mit Zügel. Samberger, K. von Marr,
s Eio, Frz. Grässel ragt die Epoche in un-
E Zeit hinein. F.
h.
llUterglasbilder
Ij.^’ne bedeutende Auswahl dieser unend-
i(C! reizvollen und vielfältigen Gattung
* ^künstlerischen Schaffens hat das G r a -
Ascona
Kurbotel Monte Verila
Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
ä'* Pen5lOc °7r*-12 _ Prospekte auf Anfrage
irreführen wie belehren. Als Hauptquelle
stellen sich schließlich die Inventare heraus.
Aber wie ungeheuer schwierig sind gerade
sie zugänglich! Sie wurden durchaus als
eine reine Privatangelegenheit betrachtet,
führten, von den Hausverwaltern summa-
risch angelegt, etwa die Wäsche und den
Kunstbesitz unspezifiziert durcheinander an,
und man hat noch Glück, wenn sie in Dupli-
katen angefertigt wurden, so daß man ver-
gleichen kann. Diese rein private Behand-
lung bestand auch in den Zeiten der höchsten
Kultur, man dachte gar nicht daran, das
öffentliche Interesse durch den Druck zu för-
dern, selbst das 18. Jahrhundert mit all sei-
nem Sammlerinteresse durchbrach, das selten
und es ist z. B. interessant und bezeichnend,
daß die Inventare der wichtigsten Renais-
sancesammlungen, des Kunstbesitzes der Me-
dici, erst in den 90er Jahren des 19. Jahr-
hunderts durch den französischen Kunstfor-
scher Müntz erstmalig vollständig dem Druck
übergeben wurden.
Unter solchen Verhältnissen ist es selbst-
verständlich besonders interessant zu wissen,
wer zum ersten Male in der Welt Kunstbesitz
für so wichtig und einzigartig hielt, daß er
ein gedrucktes Verzeichnis seiner Sammlung
herausgab. Dies ist umso interessanter, als
von diesem kostbaren Büchlein nur ein ein-
Wie bereits bekanntgegeben, erscheint
die „Weltkunst“ während der Ferien-
Jiingere Künstler
in Berlin
monate Juli und August vierzehn-
tägig in Doppelnummern von ver-
stärktem Umfang. Die nächste Nummer
wird am 11. August versandt.
Dann aber geht er mit der Klarheit der
Erkenntnis an seine Aufgabe. Er sei Samm-
ler aus Leidenschaft, beginnt Herr Agard,
und der Sammler aus Leidenschaft
In den schönen, wenn durchgängig auch
nicht allzu günstig belichteten Räumen des
„V e r e i n s B e r I i n er Künstle r“ an der
Tiergartenstraße findet zur Zeit die Ausstel-
lung einiger Kollektionen statt, die augen-
scheinlich als Wettbewerb den so wünschens-
werten Anschluß von Vertretern des male-
rischen und bildhauerischen Nachwuchses
an diese im Kunstleben der Reichshauptstadt
seit vielen Jahrzehnten verwurzelte Gemein-
schaft vorbereiten soll. Ein Ziel, das sich
naturgemäß nur schrittweise verwirklichen
lassen wird. Demnach ist diese Schau, auf
fühle sich gewissermaßen isoliert.
Sein Büchlein wolle dieser Iso-
lierung ein Ende machen, es wolle
Geistern, die von der gleichen
Leidenschaft beseelt seien, seine Er-
innerung aufbewahren. Die mei-
sten seiner Altertümer seien übri-
gens im 16. Jahrhundert in Arles
gefunden worden.
Und nun geht es an eine sorg-
fältige und ab wägende Beschrei-
bung im einzelnen, die überall den
gründlichen Liebhaber und Kenner
und einen seltsam objektiven Men-
schen verrät. Agard hat seine
Schätze in einem großen Raume
untergebracht, die von Bänken um-
geben sind. Er sammelt italienische
und französische Gemälde. Er liebt
die Plastik. Die Emails spielen be-
reits eine große Rolle. Zum ersten
Male taucht eine griechische Vase
rote Figuren auf schwarzem
Grunde — in einer Sammlung auf.
Und seine Gemmensammlung um-
faßt 250 Stück.
Der Katalog Agards ist nicht mit
den sog. „Museen“ (Museum Kirch-
nerianum etc.) zu verwechseln, die,
später erschienen, wichtige Quellen
sind. Er ist ihnen in ihrer kritik-
losen Buntheit gewaltig überlegen.
Er ist nicht nur der erste wirkliche
reine, sondern auch der erste
kritische Katalog. B.
Karl Haider, Bildnis Frau Kath. Haider. Ausstellung: Münchener
Malkultur der 80er Jahre. München, Städtische Galerie
(Kl. Knorr & Hirth)