Beilage der „WELTKUNST“
Nr. 49 vom 8. Dezember 1935
DER BIBLIOPHILE
DER GRAPHIKSAMMLER
Die Situation des graphischen Kunst-Marktes
In unserer letzten Beilage „Der Biblio-
phile und Graphiksammler“ veröffentlichten
wir einen Bericht über den antiquarischen
Buchmarkt. Diesmal möchten wir kurz auf
die Wandlung des graphischen Marktes seit
der Nachkriegszeit hinweisen. Die Graphik,
besonders der alten Meister, war in der
Nachkriegszeit sehr begehrt. Es wurden auf
der Versteigerung sowie im freien Kunsthan-
del für qualitätsvolle Blätter (Handzeichnun-
gen, Stiche etc.) außerordentliche Preise er-
zielt. Als Beispiel bilden wir hier einen im
November 1928 versteigerten Kupferstich des
Meisters von Zwolle, darstellend die An-
betung der heiligen drei Könige, ab. Dieser
wirklich herrliche Stich wurde für RM 12000
erworben und stammte seinerzeit aus der
Sammlung König Friedrich Augusts II. von
Sachsen. Seit ungefähr 1980 war das Inter-
esse für alte sowie moderne Graphik im Ab-
gleiten, sogar gute Blätter waren zu der Zeit
bis Ende des Jahres 1933 im freien Handel
verhältnismäßig preiswert zu haben. Dieser
Zeitpunkt war für den Sammler, der über
Kenntnisse verfügte oder sich mit einem
Sachverständigen auf dem Markte umsah.
eine vorteilhafte Gelegenheit, günstig einzu-
kaufen. Seit 1934 ist die Nachfrage auf dem
Markte stärker geworden und die Preise im
Ansteigen begriffen. Dieses beweist die am
Ende November d. J. stattgefundene Graphik-
Auktion bei Boerner in Leipzig. Im Gegen-
satz zu anonymen Sammlerauktionen zeigte
sich das Preisniveau dieser letzten Versteige-
rung als verhältnismäßig hoch im Vergleich
zu den in den Jahren 1931—33 erzielten Prei-
sen. Auch auf der kürzlich stattgefundenen
Auktion bei Commeter in Hamburg’ wurder
gute Preise erzielt, ebenso auf den in frühe-
ren Monaten erfolgten Versteigerungen bei
Hoepli, Gilhofer & Raaischburg etc. Nach-
stehend eine interessante Preisübersicht von
verschiedenen Blättern Dürers, bei deren Zu-
sammenstellung auf gleiche Qualität ge-
achtet wurde:
besonders der Blätter von internationaler Be-
deutung, wieder höher. Trotzdem bestehen
für einen vorteilhaften Einkauf noch viele
Möglichkeiten. Letztere sind besonders bei
den Antiquariaten zu suchen.
derius Erasmus, unter dessen Patronat die
früheste Drucktätigkeit in Cambridge ein-
setzte.
Die Geschichte der großen englischen
Universitätsdruckereien, der „Cambridge
University Press“ und der „Oxford Univer-
sity Press“ ist außerordentlich interessant;
Die Madonna am Baum B. 35 erzielte bei Lanna
11909) RM 470.— ; bei Theobald (1910) 800.— ; bei David-
sohn (1920) 2150.—; bei Hagens (1927) 1650.—; bei Passa-
vant-Gontard (1929) 4400.—; bei Hausmann (1931) 1400.—;
und jetzt bei Boerner wurde das Blatt von einem Frank-
furter Händler für RM 3250.— erworben.
Die Madonna mit kurzem, gebundenem Haar, B. 33,
erzielte auf der Auktion bei Lanna (1909) RM 900.— ;
bei Davidsohn (1920) 1300.—; Hagens (1927) 1000.— ;
v. Passavant-Gontard (1929) 9500.—; Hausmann (1931)
3000.—; York (1932) 1200.— und brachte jetzt im Novem-
ber bei Boerner denselben Preis wie 1931.
Der hl. Hieronymus in der Zelle, Holzschnitt B. 114,
brachte bei Lanna und Theobald (1909 u. 1910) RM 240.—
bezw. 440.—; Davidsohn (1920) 2600.—; Hagens (1927)
1700.—; Hausmann (1931) 1750.—; und jetzt wurden bei
Boerner 2500.— von einem süddeutschen Sammler ge-
zahlt.
Aus dieser herausgegriffenen Uebersicht
der Preisänderung unter den Dürenstichen
geht deutlich das Steigen und Fallen auf dem
graphischen Markt hervor. Der freie Han-
del, in dem sich derartige Vergleichszahlen
mit bestimmter Genauigkeit nicht feststellen
lassen, unterlag ebenfalls diesen Schwankun-
gen. Heute, wo gutes Material äußerst selten
ist und das Tuteresse wieder zugenommen hat.
liegt der gesamteWert der graphischen Kunst.
Meister von Zwolle, Kupferstich, Anbetung der heiligen drei Könige
Zum Bericht die Situation des graphischen Kunstmarktes. (Kl. Weltkunst-Archiv)
Jubiläumsausstellung
der Buchdruckerkunst
Zur Fünfhundertjahrfeier der Erfindung
der Buchdruckerkunst, die im Jahr 1940 be-
gangen werden wird, soll in Leipzig eine
Reichsausstellung veranstaltet werden, die
alle Mittel der Publizistik, vor allem die drei
wichtigsten politischen Führungsmittel der
neuen Zeit, Presse, Rundfunk und Film, um-
fassen soll. Während die Bugra von 1914
und die Pressa von 1928 internationale Aus-
stellungen waren, soll die Schau von 1940 die
beides sind Buchdruckereien, die durch ihre
auserwählt schönen drucktechnisch hervor-
ragenden Ausgaben berühmt geworden sind,
zum andern sind sie Verlagsanstalten, die in
enger Verbindung mit den Universitäts-
behörden stehen. Eine große Anzahl der
bedeutendsten wissenschaftlichen Schrift-
werke des Landes sind hier im Laufe von
Jahrhunderten erschienen. Die Oxford-
Press ist etwas älter als die von Cambridge,
hier erschien das erste theologische Buch im
Jahre 1478. Das erste Cambridge-Buch, das
1521 erschien, war eine deutsche Arbeit.
Antiquariat August Späth
Mü nchen 2NW, Theresienstraße 18
Cetzte 3BI39: Kulturgescßicßte
Cisten: Handwerk und Gewerbe, 400 Nm.
40: Bavarica I, 240 Nm.
41: Scfjöne Bücher, 104 Nm.
ANKAUF VERKAUF
S. Seligsberger ülOice.
°Würzburg
Jlnliiiuiliitcn
Preiswerte antike Gebrauchs-
möbel aller Stilarten
Plastik in Holz und Stein,
Kunstgewerbe
Interessante Fayencen etc.
miiiii Biedermeier iliöbel besonders billig mm»
Besonderheiten der deutschen Entwicklung
und der deutschen Einrichtungen veranschau-
lichen. Neben dieser Ausstellung soll bis
zum Jubiläumsjahr auch die kulturgeschicht-
liche und buchgewerbliche Schau im Neubau
des Deutschen Museums für Buch und Schrift
fertiggestellt sein.
Der erste Drucker
an der„Cambridge University
Press"— ein Deutscher
Es ist wohl wenig bekannt, daß der erste
Universitätsdrucker von Cambridge ein
Deutscher gewesen ist, nämlich John Siberch.
Acht theologische Bücher, die heute sehr
selten und darum kostbar sind, tragen das
Signet dieses deutschen Meisters, mit der
Jahreszahl 1521. Der ursprüngliche Name
des Druckers war Johann Lair, er stammte
aus Siegburg, und wurde in England der
Freund des Professors der Theologie Desi-
Gesellschaft der Bibliophilen
Die Gesellschaft der Bibliophilen in Wei-
mar, der Fachverband der bibliophilen Ver-
eine Deutschlands, zählt nach dem soeben
verschickten Jahresbericht jetzt etwa 500
Mitglieder: ein weiteres Abgleiten der Mit-
gliederzahl ist nicht erfolgt, vielmehr über-
steigen die Eintritte wieder den Abgang.
Immerhin macht es die geldliche Lage der
Gesellschaft nötig, bisherige Pläne abzu-
setzen. Die Gesellschaft beschränkt sich
einstweilen darauf, den Weiterbestand der
Zeitschrift für Bücherfreunde als vordring-
lichste Aufgabe zu gewährleisten und den
Mitgliedern das Jahrbuch des Hamburger
Vereins „Imprimatur“ zur Verfügung zu stel-
len. Neben Hamburg entwickeln namentlich
die Vereine in Chemnitz, Dresden und Bre-
men eine rege Tätigkeit, in Dresden hat man
sich eine laufende Veröffentlichung aus der
Zeit der Romantik zur Aufgabe gestellt,
Bremen gibt niederdeutsche Werke heraus.
Shakespeares erste Verleger
Den Shakespeare-Verlegern John Heminge
und Henry Condell, die im Jahre 1623 die
erste Gesamtausgabe seiner Schauspiele her-
ausgaben, galt eine Feier, die nach der Lon-
doner Zeitschrift „The Bookseller“ kürzlich
unter Beteiligung namhafter Schriftsteller,
Verleger und Buchhändler auf dem Friedhof
der Gemeinde St. Mary the Virgin stattge-
funden hat, wo die beiden begraben liegen.
An der Büste Shakespeares, die man dort
den beiden zu Ehren errichtet hat, wurde an
Stelle eines Kranzes eine alte Shakespeare-
Ausgabe niedergelegt. Die beiden Verleger,
von denen Heminge, der Vater von vierzehn
Kindern, 1630, und Condell, Vater von neun
Kindern, 1627 starb, waren ihrerzeit Schau-
spieler-Kollegen des Dichters am Globe-The-
ater in Southwark. L. H. Sch.
NEUE LITERATUR
Buch und Schrift. Jahrbuch des deutschen Vereins für
Buch- und Schriftkunde. VII. und VIII. Jahrgang
1933—34 und IX. Jahrgang 1935. Deutscher Verein
für Buchwesen und Schriftkunde E. V. zu Leipzig.
139 und 140 Seiten.
Diese mit überaus vielfältigem, auch in ganzseitigen
Tafeln erscheinenden Abbildungsmaterial ausgestatteten
beiden Folgen bringen eine Fülle von Beiträgen zur
Kenntnis der Entwicklung der graphischen Künste und
der Kunst im Buche. Instruktive Aufsätze behandeln den
französischen Holzschnittkünstler Fernand Simeon, Willi
Geigers Tätigkeit auf dem Gebiete von Buchkunst und
Graphik und den Einbandkünstler Ignatz Wiemeler.
Marcus Behmer setzt sich in einer ausgezeichneten Dar-
stellung für die Bücher des Engländers Charles Ricketts
ein. Otto Erich Deutsch behandelt Schwinds Freischütz-
Radierungen, Werner Kruse würdigt Adolph Schrödter
als Illustrator, und weitere Artikel über den Gebrauchs-
Graphik in außerdeutschen Ländern, mit Texten über das
Poeschel und H. A. Müller als Holzschneider verbinden
sich mit Betrachtungen über die moderne Buchkunst und
graphik in außerdeutschen Ländern, mit Texten über das
Bilderbuch, den Rechtsschutz an Druckschriften usw. zu
einer Fundgrube für jeden Interessenten. Die Heraus-
gabe besorgte Prof. Dr. Julius Zeitler. Die vorbildliche
Druckausstattung erfolgte in der unter Leitung von Prof.
Dr. Walter Tiemann stehenden Staatlichen Akademie für
Graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, über
deren Tätigkeit am Schluß jeden Bandes Bericht erstattet
wird.
Theodor Hetzer, Tizian. 279 S., 12 Tafeln. Verlag
Vittorio Klostermann, Frankfurt
a. M. 193 5 (kart. Mk. 8.—, Lwd. Mk. 10.—).
Dieses wichtige Werk, das im Jahre der venezia-
nischen Tizian-Ausstellung besonderes Interesse bean-
spruchen darf, ist keine neue Monographie, sondern
setzt mit dem Untertitel „Geschichte seiner Farbe" Unter-
suchungen fort, die vom selben Verfasser und von E. von
der Bercken bereits früher berührt wurden. Die Schwie-
rigkeit, farbige Probleme methodisch zu behandeln, ließ
bisher dieses Kernproblem tizianischer Kunst vernach-
lässigen. Hetzer sieht durch Tizian zwei Prinzipien des
künftigen Kolorismus verwirklicht: „Die Umdeutung des
Farbstoffes zur symbolischen Materie und die Regelung
der Gegenstandsfarben an den absoluten, zur Totalität
zusammengeschlossenen Farbwerten." Er verfolgt diese
Prinzipien nicht nur in ihrer Entwicklung während der
verschiedenen Schaffensepochen Tizians, sondern auch in
ihrer Auswirkung auf Tintoretto, Veronese, Caravaggio,
Rubens, van Dyck, Velasquez und Rembrandt bis ins
18. Jahrhundert. Die Ergebnisse von Hetzers Unter-
suchungen dürften für die fernere Kunstgeschichtsschrei-
bung von weitgehender Bedeutung sein. D.
Joachim Ringelnatz, Der Nachlaß. 196 S., 20 Abb. Ernst
Rowohlt Verlag, Berlin 193 5.
Des Maler-Dichters Nachlaß wird dem weiten Kreis
seiner Freunde manch wertvolle Ergänzung zu dem frühe-
ren Schaffen des Künstlers geben. Neben unveröffent-
rjÄcaua für alle afirl
neue <- X/Zd/
MÜNCHEN
Max Josefstraße 7 » Tel. 51616
Ankauf alter wertvoller Bücher,
bes. alte IMedizin und
Tfaturwissenschaft
(ganzer Bibliotheken);
Handschriften; Kupferstichen,
Handzeichnungen
*
Übernahme von Versteigerungen
Nr. 49 vom 8. Dezember 1935
DER BIBLIOPHILE
DER GRAPHIKSAMMLER
Die Situation des graphischen Kunst-Marktes
In unserer letzten Beilage „Der Biblio-
phile und Graphiksammler“ veröffentlichten
wir einen Bericht über den antiquarischen
Buchmarkt. Diesmal möchten wir kurz auf
die Wandlung des graphischen Marktes seit
der Nachkriegszeit hinweisen. Die Graphik,
besonders der alten Meister, war in der
Nachkriegszeit sehr begehrt. Es wurden auf
der Versteigerung sowie im freien Kunsthan-
del für qualitätsvolle Blätter (Handzeichnun-
gen, Stiche etc.) außerordentliche Preise er-
zielt. Als Beispiel bilden wir hier einen im
November 1928 versteigerten Kupferstich des
Meisters von Zwolle, darstellend die An-
betung der heiligen drei Könige, ab. Dieser
wirklich herrliche Stich wurde für RM 12000
erworben und stammte seinerzeit aus der
Sammlung König Friedrich Augusts II. von
Sachsen. Seit ungefähr 1980 war das Inter-
esse für alte sowie moderne Graphik im Ab-
gleiten, sogar gute Blätter waren zu der Zeit
bis Ende des Jahres 1933 im freien Handel
verhältnismäßig preiswert zu haben. Dieser
Zeitpunkt war für den Sammler, der über
Kenntnisse verfügte oder sich mit einem
Sachverständigen auf dem Markte umsah.
eine vorteilhafte Gelegenheit, günstig einzu-
kaufen. Seit 1934 ist die Nachfrage auf dem
Markte stärker geworden und die Preise im
Ansteigen begriffen. Dieses beweist die am
Ende November d. J. stattgefundene Graphik-
Auktion bei Boerner in Leipzig. Im Gegen-
satz zu anonymen Sammlerauktionen zeigte
sich das Preisniveau dieser letzten Versteige-
rung als verhältnismäßig hoch im Vergleich
zu den in den Jahren 1931—33 erzielten Prei-
sen. Auch auf der kürzlich stattgefundenen
Auktion bei Commeter in Hamburg’ wurder
gute Preise erzielt, ebenso auf den in frühe-
ren Monaten erfolgten Versteigerungen bei
Hoepli, Gilhofer & Raaischburg etc. Nach-
stehend eine interessante Preisübersicht von
verschiedenen Blättern Dürers, bei deren Zu-
sammenstellung auf gleiche Qualität ge-
achtet wurde:
besonders der Blätter von internationaler Be-
deutung, wieder höher. Trotzdem bestehen
für einen vorteilhaften Einkauf noch viele
Möglichkeiten. Letztere sind besonders bei
den Antiquariaten zu suchen.
derius Erasmus, unter dessen Patronat die
früheste Drucktätigkeit in Cambridge ein-
setzte.
Die Geschichte der großen englischen
Universitätsdruckereien, der „Cambridge
University Press“ und der „Oxford Univer-
sity Press“ ist außerordentlich interessant;
Die Madonna am Baum B. 35 erzielte bei Lanna
11909) RM 470.— ; bei Theobald (1910) 800.— ; bei David-
sohn (1920) 2150.—; bei Hagens (1927) 1650.—; bei Passa-
vant-Gontard (1929) 4400.—; bei Hausmann (1931) 1400.—;
und jetzt bei Boerner wurde das Blatt von einem Frank-
furter Händler für RM 3250.— erworben.
Die Madonna mit kurzem, gebundenem Haar, B. 33,
erzielte auf der Auktion bei Lanna (1909) RM 900.— ;
bei Davidsohn (1920) 1300.—; Hagens (1927) 1000.— ;
v. Passavant-Gontard (1929) 9500.—; Hausmann (1931)
3000.—; York (1932) 1200.— und brachte jetzt im Novem-
ber bei Boerner denselben Preis wie 1931.
Der hl. Hieronymus in der Zelle, Holzschnitt B. 114,
brachte bei Lanna und Theobald (1909 u. 1910) RM 240.—
bezw. 440.—; Davidsohn (1920) 2600.—; Hagens (1927)
1700.—; Hausmann (1931) 1750.—; und jetzt wurden bei
Boerner 2500.— von einem süddeutschen Sammler ge-
zahlt.
Aus dieser herausgegriffenen Uebersicht
der Preisänderung unter den Dürenstichen
geht deutlich das Steigen und Fallen auf dem
graphischen Markt hervor. Der freie Han-
del, in dem sich derartige Vergleichszahlen
mit bestimmter Genauigkeit nicht feststellen
lassen, unterlag ebenfalls diesen Schwankun-
gen. Heute, wo gutes Material äußerst selten
ist und das Tuteresse wieder zugenommen hat.
liegt der gesamteWert der graphischen Kunst.
Meister von Zwolle, Kupferstich, Anbetung der heiligen drei Könige
Zum Bericht die Situation des graphischen Kunstmarktes. (Kl. Weltkunst-Archiv)
Jubiläumsausstellung
der Buchdruckerkunst
Zur Fünfhundertjahrfeier der Erfindung
der Buchdruckerkunst, die im Jahr 1940 be-
gangen werden wird, soll in Leipzig eine
Reichsausstellung veranstaltet werden, die
alle Mittel der Publizistik, vor allem die drei
wichtigsten politischen Führungsmittel der
neuen Zeit, Presse, Rundfunk und Film, um-
fassen soll. Während die Bugra von 1914
und die Pressa von 1928 internationale Aus-
stellungen waren, soll die Schau von 1940 die
beides sind Buchdruckereien, die durch ihre
auserwählt schönen drucktechnisch hervor-
ragenden Ausgaben berühmt geworden sind,
zum andern sind sie Verlagsanstalten, die in
enger Verbindung mit den Universitäts-
behörden stehen. Eine große Anzahl der
bedeutendsten wissenschaftlichen Schrift-
werke des Landes sind hier im Laufe von
Jahrhunderten erschienen. Die Oxford-
Press ist etwas älter als die von Cambridge,
hier erschien das erste theologische Buch im
Jahre 1478. Das erste Cambridge-Buch, das
1521 erschien, war eine deutsche Arbeit.
Antiquariat August Späth
Mü nchen 2NW, Theresienstraße 18
Cetzte 3BI39: Kulturgescßicßte
Cisten: Handwerk und Gewerbe, 400 Nm.
40: Bavarica I, 240 Nm.
41: Scfjöne Bücher, 104 Nm.
ANKAUF VERKAUF
S. Seligsberger ülOice.
°Würzburg
Jlnliiiuiliitcn
Preiswerte antike Gebrauchs-
möbel aller Stilarten
Plastik in Holz und Stein,
Kunstgewerbe
Interessante Fayencen etc.
miiiii Biedermeier iliöbel besonders billig mm»
Besonderheiten der deutschen Entwicklung
und der deutschen Einrichtungen veranschau-
lichen. Neben dieser Ausstellung soll bis
zum Jubiläumsjahr auch die kulturgeschicht-
liche und buchgewerbliche Schau im Neubau
des Deutschen Museums für Buch und Schrift
fertiggestellt sein.
Der erste Drucker
an der„Cambridge University
Press"— ein Deutscher
Es ist wohl wenig bekannt, daß der erste
Universitätsdrucker von Cambridge ein
Deutscher gewesen ist, nämlich John Siberch.
Acht theologische Bücher, die heute sehr
selten und darum kostbar sind, tragen das
Signet dieses deutschen Meisters, mit der
Jahreszahl 1521. Der ursprüngliche Name
des Druckers war Johann Lair, er stammte
aus Siegburg, und wurde in England der
Freund des Professors der Theologie Desi-
Gesellschaft der Bibliophilen
Die Gesellschaft der Bibliophilen in Wei-
mar, der Fachverband der bibliophilen Ver-
eine Deutschlands, zählt nach dem soeben
verschickten Jahresbericht jetzt etwa 500
Mitglieder: ein weiteres Abgleiten der Mit-
gliederzahl ist nicht erfolgt, vielmehr über-
steigen die Eintritte wieder den Abgang.
Immerhin macht es die geldliche Lage der
Gesellschaft nötig, bisherige Pläne abzu-
setzen. Die Gesellschaft beschränkt sich
einstweilen darauf, den Weiterbestand der
Zeitschrift für Bücherfreunde als vordring-
lichste Aufgabe zu gewährleisten und den
Mitgliedern das Jahrbuch des Hamburger
Vereins „Imprimatur“ zur Verfügung zu stel-
len. Neben Hamburg entwickeln namentlich
die Vereine in Chemnitz, Dresden und Bre-
men eine rege Tätigkeit, in Dresden hat man
sich eine laufende Veröffentlichung aus der
Zeit der Romantik zur Aufgabe gestellt,
Bremen gibt niederdeutsche Werke heraus.
Shakespeares erste Verleger
Den Shakespeare-Verlegern John Heminge
und Henry Condell, die im Jahre 1623 die
erste Gesamtausgabe seiner Schauspiele her-
ausgaben, galt eine Feier, die nach der Lon-
doner Zeitschrift „The Bookseller“ kürzlich
unter Beteiligung namhafter Schriftsteller,
Verleger und Buchhändler auf dem Friedhof
der Gemeinde St. Mary the Virgin stattge-
funden hat, wo die beiden begraben liegen.
An der Büste Shakespeares, die man dort
den beiden zu Ehren errichtet hat, wurde an
Stelle eines Kranzes eine alte Shakespeare-
Ausgabe niedergelegt. Die beiden Verleger,
von denen Heminge, der Vater von vierzehn
Kindern, 1630, und Condell, Vater von neun
Kindern, 1627 starb, waren ihrerzeit Schau-
spieler-Kollegen des Dichters am Globe-The-
ater in Southwark. L. H. Sch.
NEUE LITERATUR
Buch und Schrift. Jahrbuch des deutschen Vereins für
Buch- und Schriftkunde. VII. und VIII. Jahrgang
1933—34 und IX. Jahrgang 1935. Deutscher Verein
für Buchwesen und Schriftkunde E. V. zu Leipzig.
139 und 140 Seiten.
Diese mit überaus vielfältigem, auch in ganzseitigen
Tafeln erscheinenden Abbildungsmaterial ausgestatteten
beiden Folgen bringen eine Fülle von Beiträgen zur
Kenntnis der Entwicklung der graphischen Künste und
der Kunst im Buche. Instruktive Aufsätze behandeln den
französischen Holzschnittkünstler Fernand Simeon, Willi
Geigers Tätigkeit auf dem Gebiete von Buchkunst und
Graphik und den Einbandkünstler Ignatz Wiemeler.
Marcus Behmer setzt sich in einer ausgezeichneten Dar-
stellung für die Bücher des Engländers Charles Ricketts
ein. Otto Erich Deutsch behandelt Schwinds Freischütz-
Radierungen, Werner Kruse würdigt Adolph Schrödter
als Illustrator, und weitere Artikel über den Gebrauchs-
Graphik in außerdeutschen Ländern, mit Texten über das
Poeschel und H. A. Müller als Holzschneider verbinden
sich mit Betrachtungen über die moderne Buchkunst und
graphik in außerdeutschen Ländern, mit Texten über das
Bilderbuch, den Rechtsschutz an Druckschriften usw. zu
einer Fundgrube für jeden Interessenten. Die Heraus-
gabe besorgte Prof. Dr. Julius Zeitler. Die vorbildliche
Druckausstattung erfolgte in der unter Leitung von Prof.
Dr. Walter Tiemann stehenden Staatlichen Akademie für
Graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, über
deren Tätigkeit am Schluß jeden Bandes Bericht erstattet
wird.
Theodor Hetzer, Tizian. 279 S., 12 Tafeln. Verlag
Vittorio Klostermann, Frankfurt
a. M. 193 5 (kart. Mk. 8.—, Lwd. Mk. 10.—).
Dieses wichtige Werk, das im Jahre der venezia-
nischen Tizian-Ausstellung besonderes Interesse bean-
spruchen darf, ist keine neue Monographie, sondern
setzt mit dem Untertitel „Geschichte seiner Farbe" Unter-
suchungen fort, die vom selben Verfasser und von E. von
der Bercken bereits früher berührt wurden. Die Schwie-
rigkeit, farbige Probleme methodisch zu behandeln, ließ
bisher dieses Kernproblem tizianischer Kunst vernach-
lässigen. Hetzer sieht durch Tizian zwei Prinzipien des
künftigen Kolorismus verwirklicht: „Die Umdeutung des
Farbstoffes zur symbolischen Materie und die Regelung
der Gegenstandsfarben an den absoluten, zur Totalität
zusammengeschlossenen Farbwerten." Er verfolgt diese
Prinzipien nicht nur in ihrer Entwicklung während der
verschiedenen Schaffensepochen Tizians, sondern auch in
ihrer Auswirkung auf Tintoretto, Veronese, Caravaggio,
Rubens, van Dyck, Velasquez und Rembrandt bis ins
18. Jahrhundert. Die Ergebnisse von Hetzers Unter-
suchungen dürften für die fernere Kunstgeschichtsschrei-
bung von weitgehender Bedeutung sein. D.
Joachim Ringelnatz, Der Nachlaß. 196 S., 20 Abb. Ernst
Rowohlt Verlag, Berlin 193 5.
Des Maler-Dichters Nachlaß wird dem weiten Kreis
seiner Freunde manch wertvolle Ergänzung zu dem frühe-
ren Schaffen des Künstlers geben. Neben unveröffent-
rjÄcaua für alle afirl
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MÜNCHEN
Max Josefstraße 7 » Tel. 51616
Ankauf alter wertvoller Bücher,
bes. alte IMedizin und
Tfaturwissenschaft
(ganzer Bibliotheken);
Handschriften; Kupferstichen,
Handzeichnungen
*
Übernahme von Versteigerungen