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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0053

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1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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zeichnet, der farbige Glanz desselben jedoch
von sehr eigenthümlicher Wirkung, zumal wenn
es, von der Frühsonne beschienen, weit über
die Landschaft hinausleuchtet. (Kugler »Hand-
buch der Kunstgeschichte«.)

An der Elisabethkirche in Marburg sollen
die Fensterumrahmungen und Portale reich in
Gold und Farben bemalt gewesen sein. Nach
Otte ebenfalls die Chorpartie des Domes zu
Breslau und die südliche Vorhalle des Domes
zu Magdeburg.

Einen ganz andern Charakter hat die Be-
malung an den Bauten, bei denen das ange-
wandte Material einen Bewurf auf der ganzen
Oberfläche bedingte, wie z. B. in der Mosel-
gegend. Dort wurde im Mittelalter der sehr
brüchige und dünnschichtige Schieferstein zum
Mauern verwendet. Mit diesem Material ist es
aber unmöglich, eine auch nur einigermafsen
glatte Aufsenmauer herzustellen. Ohne Bewurf
hätte man auch die Mauer gegen den Einflufs
der Witterung nicht schützen können. Daher
kam man schon sehr früh dazu, die Mauern
auch an den Aufsenseiten mit einen kräftigen
Kalkbewurf zu versehen. Dieser Bewurf, der je
nach dem zur Verwendung kommenden Sande
einen röthlich-gelben, oder röthlich-weifsen Ton
hatte, konnte natürlich nicht ohne Bemalung
bleiben. Die Künstler des Mittelalters konnten
sich eben nicht in den Gedanken finden, dafs
eine grofse weifse Fläche mit, gleichviel welcher
Umgebung, sich harmonisch verbinden lasse.
Man ging also dazu über, die Mauern durch
kräftige rothbraune Striche in Quadern einzu-
theilen, und hob dann die einzelnen Profile und
Gesimse durch besondere Farbengebung hervor.
Ein noch gut erhaltenes Beispiel einer solchen
Malerei aus dem Ende des XII. Jahrh. bieten
uns Chor und Querschiff der früheren Stifts-
kirche (jetzigen Pfarrkirche) in Carden an der
Mosel.4) Die Bemalung scheint jedoch nicht
ganz zum Abschlüsse gebracht zu sein, da die
grofsen Rundfenster des Querschiffes alle Farbe
entbehren, während die Giebel verhältnifsmäfsig
reich gehalten sind. Unter den Giebeln zieht
sich ein Gesims mit Bogenfries hin, der auf
Kragsteine aufsetzt. Diese Kragsteine sind gelb,
die Bogen roth und das Gesims in Längen
von ca. 60 cm abwechselnd roth und gelb,

4) Das Schiff, im XIII. Jahrh. ausgeführt, ist auch
mit Kalkbewurf versehen, war aber nicht bemalt.

ebenso wie die Giebelabdeckungen. Diese Ab-
wechselung der beiden Farben ist doppelt, so
zwar, dafs, wenn die Platte der Gesimse und
Decksteine roth ist, der Wulst gelb gehalten
ist, und umgekehrt. Die Fugen sind weifs. Das
Giebeldreieck zeigt drei kleine Rundfenster im
Dreieck um ein schmales im Halbkreise ge-
schlossenes Fenster. Die Umrahmung dieser
Fenster auf der Mauerfläche ist roth mit weifsen
Fugen. Auf den Wulst sind Halbkreise mit Blät-
tern gezeichnet, die abwechselnd nach Aufsen
und Innen gerichtet sind. Die Halbkreise und
Blätter sind weifs, der Grund dunkelblau. Die
Zwickel zwischen den Kreisen sind gelb mit
unregelmäfsigen weifsen Punkten, die rothbraun
konturirt sind. Der Wulst umschliefst einen
Vierpafs mit einfacher Schräge. Diese ist weifs,
die Kante roth und daneben wieder ein weifser
Streifen, während die Zwickel roth sind. Der
Wulst des obern Rundfensters ist mit einem
weifsen und dunkelblauen Bande umwunden,
zwischen denen ein gelber Trennungsstreifen sich
hinzieht. Auf dem weifsen Bande sind schwarze
und auf dem blauen Bande gelbe Ringe. An
den Fenstern des nördlichen Querschiffes sind
die Wulste gelb mit weifser Umrahmung; darauf
sind unregelmäfsige schwarze Tupfen mit weifsem
Kern und weifse Tupfen mit schwarzem Kern an-
gebracht. Die weifsen Zeichnungen sind überall
schwarz konturirt.

Die Chorpartie ist besonders reich gehalten
und läfst sich auch dort, trotz der darüber hin-
gegangenen Jahrhunderte, die Farbengebung so-
wohl als die Zeichnung der Ornamente noch
sehr gut erkennen.

Das Mauerwerk zwischen der in dunkler
Basaltlava hergestellten Plinthe und dem Gurt-
gesims unter den Fenstern ist durch mit Rund-
bögen verbundene Lisenen in fünf Felder ge-
schieden. Das Gesims unter den Fenstern be-
steht aus einer Platte und einem mit Blätter ver-
zierten Wulste. Die Platte ist roth und die Blätter
waren gelb mit dunkelbraunen Konturen. Um
die drei im Halbkreis geschlossenen Chorfenster
zieht sich als Rahmen ein Wulst mit kräftiger
Schräge. Der Wulst ist durch braune Zick-
zacklinien in gleichmäfsige dreieckige Felder ge-
theilt, die auf abwechselnd rothem und gelbem
Grunde gelbe bezw. rothe Ornamente tragen.
Die Schräge ist durch eine senkrechte weifse
Linie in der Mitte getheilt; dann sind auf der-
selben durch horizontale weifse Linien Stein-
 
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