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1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
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schichten eingezeichnet, die abwechselnd gelb
und grau gefärbt sind. Die Fenster sind durch
Lisenen und Bogenblenden umrahmt. Darüber
zieht sich in der Höhe des Galleriefufsbodens
eine Leiste hin, die aus Platte, Wulst und Hohl-
kehle besteht. Die Platte ist roth, der Wulst
gelb und die Hohlkehle wieder roth. Die
Brüstung der Gallerie besteht aus Marmorfül-
lungen in einfachen Steinrahmen, deren Profil
wieder roth und gelb ist. Fünf gekuppelte
Säulchen tragen die Bögen der offenen Gallerie.
Die Säulenschafte sind schwarz, Basis und Ka-
pital roth und gelb. Die Bogen sind gelb und
grau mit weifsen Fugenstrichen. Die Fenster-
öffnungen der Chorthüren sind mit rothen Qua-
dern eingefafst, die durch weifse, Linien getrennt
sind. Die innere Laibung der Bögen ist ab-
wechselnd gelb und roth mit weifsen Tren-
nungslinien. Der Wulst in der Kämpferhöhe ist
schwarz (dunkelblau?), ebenso ein Band in der
Außenseite der Laibung. Der Wulst der kleinen
Bögen ist durch schwarze Streifen in rothe und
gelbe Dreiecke getheilt. In den gelben Dreiecken
ist ein rothes Ornament mit blauem Kern, in
der rothen ein gelbes Ornament gemalt.
Ein kräftiges Gesims, das auf Konsolen ruht,
schliefst die Chorpartie ab. Die einzelnen Theile
des Gesimses wechseln in rother und gelber
Farbe. Das Ganze hat einen durchaus ruhigen
und harmonischen Charakter, und ist mit we-
nigen und einfachen Mitteln ein überraschender
Erfolg erzielt.
Wie sehr man es liebte, die Fassaden mit
Farbe zu schmücken, beweist die Wohnung des
Suftspropstes (XII. Jahrh.), der sogen. „Chor-
b.schoPS die in einer der Mosel pralle Z -
finden Strafte liegt. Dieses höchst interessante
Gebäude ist m wohl bearbeiteten Bruchsteinen
von schwarzgrauer Farbe ausgeführt. Die Fenster-
laibungen und -Bögen sind aus Tuffsteinquadern
gebildet, die abwechselnd gelb und grau gemalt
sind mit weifsen Fugen. Leider ist die Farbe an
diesem Gebäude nicht so gut erhalten geblieben
wie ander Kirche, so dafs man sich kein übe":
sichtliches Bild des Ganzen machen kann. Jeden-
ToncTr ^^ Farben^ung der dunkle
Ton des Ganzen in angenehmer Weise gebrochen.
Es mufs hier noch bemerkt werden, dafs auch
an der Kirche der Tuffstein keinen Kalküber-
zug erhalten hat, sondern dafs die Farbe direkt
auf den Stein getragen ist.
■Wohl wenige Kirchen sind in ihrer Be-
malung vollendet worden, und dies aus nahe
liegenden Gründen. Dagegen glaube ich nicht
zu viel zu behaupten, wenn ich sage, dafs eine
sehr grofse Anzahl mittelalterlicher Kirchen
wenigstens theilweise im Aeufsern mit Malereien
geziert war. Besonders häufig finden sich ein-
zelne figürliche Darstellungen, sei es aus der
hl. Schrift, sei es aus dem Leben des Kirchen-
patrones. Es mag genügen, einige Beispiele
als Belege anzuführen. Die Pfarrkirche von
Brernm an der Mosel zeigt oberhalb der Ein-
gangsthür an der Südfronte den Martyrertod
des hl. Laurentius dargestellt. Die Arbeit ist
ziemlich roh in der Ausführung, doch ist die
Darstellung gut komponirt und voll Leben und
Bewegung. Der Grund ist weifs, die Figuren
sind in rother Farbe gezeichnet, die Kleidungs-
stücke sind gelb mit rothen Umrissen. An dieser
Malerei ist die Farbe auf den noch feuchten Kalk-
grund aufgetragen, was man leicht daran erkennt,
dafs die Farben etwas ausgelaufen sind. Die Ma-
lerei stammt ohne Zweifel aus dem XV. Jahrh.
und mufs also gleich nach Vollendung der Kirche
ausgeführt worden sein. Diese Darstellung wurde
etwa 70 Jahre später für den Hauptaltar, der im
Renaissancestil ausgeführt ist, kopirt. Die Grup-
pirung und selbst die Stellung der Figuren ist
treu wiedergegeben. Diese Gruppe im Altar
trägt die Umschrift: Igne nie examinasti. Im
XVII. Jahrh. wurde diese Malerei durch eine an-
dere verdeckt, die dann wieder von dem alles
gleichmachenden Tüncherquast dem Auge ent-
zogen wurde. Es läfst sich nur noch erkennen,
dafs dort in architektonischer Umrahmung eine
Kolossalfigur mit verschiedenen Nebenfiguren
angebracht war. Die Farben waren aber die-
selben wie die im XV. Jahrh. angewandten.
Oberhalb des Portales der Pfarrkirche in
Ediger sind ebenfalls noch Spuren von Malerei
sichtbar. Besonders ist ein herrlich gezeichneter
Frauenkopf gut erhalten geblieben. Die Farben
sind weifs, gelb, roth und braun. (XV. Jahrh.)
Oberhalb des südlichen Chorfensters der
Kapelle in Eller, die wegen ihres eigenthüm-
lichen Chorgewölbes bemerkenswerth ist, be-
findet sich in länglich viereckigem Rahmen die
Gestalt eines Bischofs, vor dem ein Mann kniet.
Oberhalb dieser Figuren, direkt unter dem Dach-
gesims, liest man folgende Inschrift: S. Super-
tus und S. Arnolphus bittet für uns, und da-
runter neben der Figur des Heiligen: Arnol-
phus der Heilt zur stund Menschen Vieh und
1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.
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schichten eingezeichnet, die abwechselnd gelb
und grau gefärbt sind. Die Fenster sind durch
Lisenen und Bogenblenden umrahmt. Darüber
zieht sich in der Höhe des Galleriefufsbodens
eine Leiste hin, die aus Platte, Wulst und Hohl-
kehle besteht. Die Platte ist roth, der Wulst
gelb und die Hohlkehle wieder roth. Die
Brüstung der Gallerie besteht aus Marmorfül-
lungen in einfachen Steinrahmen, deren Profil
wieder roth und gelb ist. Fünf gekuppelte
Säulchen tragen die Bögen der offenen Gallerie.
Die Säulenschafte sind schwarz, Basis und Ka-
pital roth und gelb. Die Bogen sind gelb und
grau mit weifsen Fugenstrichen. Die Fenster-
öffnungen der Chorthüren sind mit rothen Qua-
dern eingefafst, die durch weifse, Linien getrennt
sind. Die innere Laibung der Bögen ist ab-
wechselnd gelb und roth mit weifsen Tren-
nungslinien. Der Wulst in der Kämpferhöhe ist
schwarz (dunkelblau?), ebenso ein Band in der
Außenseite der Laibung. Der Wulst der kleinen
Bögen ist durch schwarze Streifen in rothe und
gelbe Dreiecke getheilt. In den gelben Dreiecken
ist ein rothes Ornament mit blauem Kern, in
der rothen ein gelbes Ornament gemalt.
Ein kräftiges Gesims, das auf Konsolen ruht,
schliefst die Chorpartie ab. Die einzelnen Theile
des Gesimses wechseln in rother und gelber
Farbe. Das Ganze hat einen durchaus ruhigen
und harmonischen Charakter, und ist mit we-
nigen und einfachen Mitteln ein überraschender
Erfolg erzielt.
Wie sehr man es liebte, die Fassaden mit
Farbe zu schmücken, beweist die Wohnung des
Suftspropstes (XII. Jahrh.), der sogen. „Chor-
b.schoPS die in einer der Mosel pralle Z -
finden Strafte liegt. Dieses höchst interessante
Gebäude ist m wohl bearbeiteten Bruchsteinen
von schwarzgrauer Farbe ausgeführt. Die Fenster-
laibungen und -Bögen sind aus Tuffsteinquadern
gebildet, die abwechselnd gelb und grau gemalt
sind mit weifsen Fugen. Leider ist die Farbe an
diesem Gebäude nicht so gut erhalten geblieben
wie ander Kirche, so dafs man sich kein übe":
sichtliches Bild des Ganzen machen kann. Jeden-
ToncTr ^^ Farben^ung der dunkle
Ton des Ganzen in angenehmer Weise gebrochen.
Es mufs hier noch bemerkt werden, dafs auch
an der Kirche der Tuffstein keinen Kalküber-
zug erhalten hat, sondern dafs die Farbe direkt
auf den Stein getragen ist.
■Wohl wenige Kirchen sind in ihrer Be-
malung vollendet worden, und dies aus nahe
liegenden Gründen. Dagegen glaube ich nicht
zu viel zu behaupten, wenn ich sage, dafs eine
sehr grofse Anzahl mittelalterlicher Kirchen
wenigstens theilweise im Aeufsern mit Malereien
geziert war. Besonders häufig finden sich ein-
zelne figürliche Darstellungen, sei es aus der
hl. Schrift, sei es aus dem Leben des Kirchen-
patrones. Es mag genügen, einige Beispiele
als Belege anzuführen. Die Pfarrkirche von
Brernm an der Mosel zeigt oberhalb der Ein-
gangsthür an der Südfronte den Martyrertod
des hl. Laurentius dargestellt. Die Arbeit ist
ziemlich roh in der Ausführung, doch ist die
Darstellung gut komponirt und voll Leben und
Bewegung. Der Grund ist weifs, die Figuren
sind in rother Farbe gezeichnet, die Kleidungs-
stücke sind gelb mit rothen Umrissen. An dieser
Malerei ist die Farbe auf den noch feuchten Kalk-
grund aufgetragen, was man leicht daran erkennt,
dafs die Farben etwas ausgelaufen sind. Die Ma-
lerei stammt ohne Zweifel aus dem XV. Jahrh.
und mufs also gleich nach Vollendung der Kirche
ausgeführt worden sein. Diese Darstellung wurde
etwa 70 Jahre später für den Hauptaltar, der im
Renaissancestil ausgeführt ist, kopirt. Die Grup-
pirung und selbst die Stellung der Figuren ist
treu wiedergegeben. Diese Gruppe im Altar
trägt die Umschrift: Igne nie examinasti. Im
XVII. Jahrh. wurde diese Malerei durch eine an-
dere verdeckt, die dann wieder von dem alles
gleichmachenden Tüncherquast dem Auge ent-
zogen wurde. Es läfst sich nur noch erkennen,
dafs dort in architektonischer Umrahmung eine
Kolossalfigur mit verschiedenen Nebenfiguren
angebracht war. Die Farben waren aber die-
selben wie die im XV. Jahrh. angewandten.
Oberhalb des Portales der Pfarrkirche in
Ediger sind ebenfalls noch Spuren von Malerei
sichtbar. Besonders ist ein herrlich gezeichneter
Frauenkopf gut erhalten geblieben. Die Farben
sind weifs, gelb, roth und braun. (XV. Jahrh.)
Oberhalb des südlichen Chorfensters der
Kapelle in Eller, die wegen ihres eigenthüm-
lichen Chorgewölbes bemerkenswerth ist, be-
findet sich in länglich viereckigem Rahmen die
Gestalt eines Bischofs, vor dem ein Mann kniet.
Oberhalb dieser Figuren, direkt unter dem Dach-
gesims, liest man folgende Inschrift: S. Super-
tus und S. Arnolphus bittet für uns, und da-
runter neben der Figur des Heiligen: Arnol-
phus der Heilt zur stund Menschen Vieh und