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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0181

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1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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heraufkommen lassen, der seine Adern ver-
trocknet und seine Quellen versiechen macht,
und er wird rauben die Schätze aller Klein-
odien."

b. (Et erit: in novissimo dierum) erit mons
(domus) Dominipraeparalus in vertice mon-
tium, (et sublimis super colles: et fluent ad
eum populi). [Mich. IV, 1.] „Doch es ge-
schieht in der letzten Zeit, dafs der Berg
des Hauses des Herrn auf dem Gipfel der
Berge steht, erhaben über die Hügel, und
es strömen zu ihm die Völker."

c. Deus ab austro veniet, et sanctus de monte
umbroso et condenso. [Hab. III, 3.J „Gott
kommt vom Mittage her,

der Heilige vom Berge
Pharan."2)

d. (Usquequo deliciis dissolve-
ris,filia vaga? Quia crea-
vit Dominus novum super
terratn:) femina circumda-
bit virum. [Jer. XXXI, 22.]
„Wie lange wirst du in Lü-
sten dich ergehen, du aus-
schweifende Tochter? Der
Herr schafft Neues auf Er-
den: ein Weib wird einen
Mann umschliefsen."

e. (Videbo eum, sed ?ion tno-
do: intuebor illum, sed non
prope.) Orietur Stella ex
Jacob, (et consurget virga
de Israel: etpercutiet duces
Moab, vestabilque omnes

filios Seih.) [Num. XXIV,
17.} „Ich werde ihn sehen,
aber nicht jetzt, ich werde ihn schauen, aber
nicht nahe. Ein Stern geht auf aus Jakob,
ein Szepter kommt auf in Israel, und zer-
schmettert die Fürsten Moab und vertilget
alle Söhne Seth."

Der Inhalt dieser Abtheilung dürfte sich in
Folgendem zusammenfassen lassen:

Gott hat alle Menschen zum Heile berufen,
was ihnen werden soll durch die Menschwer-
dung seines Eingeborenen im Schoofse der

2) Das Paran des hebräischen Textes ist von der
Vulgata als nomen proprium aufgefafst, während die
Septuaginta dem letzteren die Uebersetzung „schattig
und dicht bewachsen" zufügt. Unser Spruchband ent-
hält nur die Uebersetzung des Paran nach der Sep-
tuaginta als adjektiven Zusatz zu mons.

reinsten Jungfrau, welche, als die Trägerin des
Heiles, zum Kanäle allen himmlischen Segens
wird. Christus, als ein Stern aufgehend zur
Erleuchtung der Völker, wird das sündhafte
Menschengeschlecht durch den hl. Geist heili-
gen, ihm in der Kirche den vollendeten Tempel
Gottes stiften, durch welche alle zur Heiligkeit
gelangen, und reichen Segens theilhaftig wer-
den können.

Doch das Wesen des Geistes Christi wird
auch zum Gluthwinde, der hinwegfegt, was nicht
vom Herrn gepflanzt ist, und sich seinem hei-
ligen Willen widersetzt. Weil aller Segen von
oben kommt, so erscheint auch in den Gesich-
ten der Propheten der Gesalbte
herabsteigend von den Bergen.
Von oben, d. h. von der oberen
Vorhalle des Domes, fleht eben-
falls der Bischof, der Stellvertre-
ter und Gesandte des Heilandes,
den göttlichen Segen auf seine
gläubige Heerde hernieder.

II. Nördlicher Theil:

1. Eine hoch aufgerichtete
Gestalt (Zorobabel) weist mit
seiner Rechten auf Christum,
den Mittelpunkt der Gesammt-
darstellung hin. Die Linke hält
ein Spruchband mit der In-
schrift: Educel lapidem prima-
rium et exaequabit graciam
gratiae ejus. [Zach. IV, 7.] „Er
wird den Hauptstein aufführen
und ihn herrlich machen gleich
dem ersten."
2. Diese Stelle ist entnommen der Beschrei-
bung des fünften Nachtgesichtes des Propheten
Zacharias, welcher auch die Darstellung des
Tempelleuchters und des Oelbaumes entspricht
Der erstere, aus dessen sieben Mandelblüthen-
kelchen kleine bläuliche Flammen hervorlodern,
hat genau die Form, wie sie bei Exod. XXV, 31
bis 37 vorgeschrieben. Dem Oelbaum gegen-
über schwebt ein Dreieck mit sieben Augen.
Der zweite Tempel, glänzender denn der erste
ausgestattet, ist doch nur für diejenigen des
auserwählten Volkes, welche das Land der Ge-
fangenschaft verlassen und in jenem der Ver-
heifsung wohnen. Zorobabel ist das Vorbild des
Heilandes, der zu seiner Kirche zwar Alle be-
rufen hat, aber nur den Auserwählten den Segen
 
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