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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0209

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1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

368

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o

2

3

Q

Die angezogene Verord-
nung wird auch den Gra-
veur des Xll.Jahrh. gegen
den Vorwurf, ein Detail
übersehen zu haben, in
Schutz nehmen können
und uns zwingen, in dem
Fehlen der Stola ein Mo-
ment zu erkennen, wel-
ches uns einmal Aufschlufs
wird geben können über
den Ort, wo Friedrich ge-
tauft worden ist. Hinter
dem Bischof bemerkt man
den assistirenden Diakon.7)
Zur Rechten des Täuflings
stehen die Pathen, anschei-
nend der damaligen Sitte
entsprechend u. vielleicht
mit Bezug auf die hl. Drei-
faltigkeit, drei an der Zahl.8)
DerVorderste unter ihnen,
der ein dreifaches Gewand
zu tragen scheint, ist durch
die über seinem Haupte
stehenden Buchstaben als
OT : TO bezeichnet.

Nachdem durch den
preufs. Minister Freiherrn
von Stein, der den Cap-
penberg nach der 1803
erfolgten Aufhebung des
Klosters Cappenberg an-
gekauft hatte, darauf hin-
gewiesen worden war, dafs

7) lieber die Assistenz eines
Diakons vergl. Cor biet »Hi-
stoire du baqtemei II, S. 346.

8) Corblet a.a.O. Bd. II,
S. 204: Hugues de Saint-Vic-
tor ff 1140) et Saint-Antonin
(f 1459) tout en recomman-
datit l'emp'oi d'tin seul par-

rain.....constatent l'usnge

de certains pays (Ten prendre
deux ou trois. Les Constitu-
tion* synodales d'Endes de
Sully, eveque de Paris ff 120SJ
toter ent trois parrains au plus
. . . . Ce nombre ternaire, in-
stitue sans doute en l'honneur
de la sainte TriniU, devint
tout-a-fait giniral au XVe
siede.

das Becken aus eben diesem Kloster stamme,
sprach Grotefend im »Archiv der Gesellschaft
für ältere deutsche Geschichtskunde« (1821),
S. 461 ff. die Meinung aus, der auf der Gra-
virung vorkommende Otto sei der Graf Otto
Cappenberg, Mitstifter und innerhalb der Jahre
1156 bis 1171 Propst des gleichnamigen Klo-
sters. Diese Ansicht wurde begründet mit dem
Hinweis auf die vielfachen und nahen Be-
ziehungen, in welchen die Grafen von Cappen-
berg zu Kaiser Friedrich und zu seinem Vater
Herzog Friedrich II. von Schwaben gestanden
hatten; zur vollen Gewifsheit wurde aber die
Identifizirung des Otto der Gravirung mit Otto
von Cappenberg erst durch Geisberg, welcher
fand, dafs Kaiser Friedrich eben diesen Otto
ausdrücklich als seinen Pathen bezeichnet,9)
und dafs Otto in einer heute noch erhaltenen
Urkunde ein caput argenteum (statt deauralum)
ad imperatoris (Friderici) formatum effigicm
cum sua (i. e. Friderici) pelvi nichilominus
argentea der Fürsorge seiner Klostergenossen
empfiehlt.10)

Um die figurale Gravirung laufen zwei kon-
zentrische Inschriftstreifen mit leoninischen Ver-
sen. Der innere bezieht sich auf die Taufe im
Allgemeinen: + QVEM • LAVAT • VNDA •
FORIS • HOMINIS • MEMOR • INTERIORIS •
VT • SIS • Q(V)OD • N(ON) • ES • ABLVE •
T(ER)GE • Q(V)OD • ES. „Der Du äufserlich
durch das Wasser bespült wirst, sei des innern
Menschen eingedenk. Damit Du werdest, was
Du noch nicht bist, wasche und wische ab,
was Du bist." Der Gedanke, welcher dieser
Mahnung zu Grunde liegt, ist auch in den In-
schriften auf Weihwasserbecken und Taufsteinen
nachgewiesen.11)

Das äufsere Schriftband meldet Folgendes:
+ CESAR • ET • AVGVSTVS • HEC • OT-
TONI • FRIDERICVS • MVNERA • PATR1NO •
CONTVLIT • ILLE • D(E)0. „Der Kaiser und
Mehrer (des Reiches) Friedrich* (I.) hat diese
Gaben seinem Pathen Otto dargereicht, dieser
(hat sie) Gott (geweiht)." Wir erfahren dem-
nach, dafs Kaiser Friedrich Barbarossa dieses

9) Geisberg in der »Zeitschrift für Vaterland. Ge-
schichte u. Alterlhumskunde« (Westfalen) 18p 1, S. 373.

10) Nordhoff in »Pick's Monatsschrift« (1878),
S. 348 und Philippi »Zeitschrift für vaterländische
Geschichte u. Alterthumskunde« (1886), S. 150 ff. Wie
die Schale ist auch heute noch der Kopf erhalten.

") Otte »Handbuch« I, S. 431 und 433 sowie
Corblet II, S. 113 ff.
 
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