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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0210

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369

1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

370

Becken, in dessen Boden bildlich dargestellt
ist, wie er das Sakrament der Taufe empfängt,
mit Anderem (munera), also wahrscheinlich mit
dem oben erwähnten Bildwerke, den Kopf des
Kaisers vorstellend, seinem Pathen Otto von
Cappenberg geschenkt und dieser es seinem
Kloster gewidmet hat. Was die Datirung der |
Inschrift anbelangt, so pafst sie ihrem ganzen
Inhalt nach nicht auf Friedrich zur Zeit seiner
Taufe. Er kann damals weder eine Schenkung
gemacht haben, noch konnte er als Cäsar be- i
zeichnet wer-
den. Da die
Schale aber
offenbar —
Darstellung
und Inschrift
beweisen es
— in irgend
einem Zu-
sammenhang

mit seiner
Taufe steht,
so sind wir
genöthigt, für
sie u. für die
Inschrift zwei
verschiedene
Entstehungs-
zeiten anzu-
nehmen,wäh-
rend wir die
figuralenGra-
virungen ge-
gen Moser12;
und gegen

Wiggert13)
für mit der
Inschrift zu

einer und derselben Zeit ausgeführt halten.
Die Untersuchung über das Alter des Stückes
fällt zusammen mit der Frage nach seiner Ver-
wendung. Mit Ausnahme von Göthe bezeich-
nen die älteren Forscher das Geräth einfach als
Schale. Nordhoff nennt es eine Votivschale,
womit aber nur auf die Verwendung hinge-
wiesen ist, welche es durch den zweiten Be-
sitzer Otto von Cappenberg gefunden hat Neuer-
dings bezeichnet es Philipp!14, wie vorher schon

12) »Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde« Bd. IV (1822), S. 274.

18) Förstemann's »Neue Mittheil.« (1834), S. 38.

Göthe, ausdrücklich als Taufschale; auch wir
erkennen es als solche, nur stützt sich Philippi
auf die Bedeutung des von Otto von Cappen-
berg gebrauchten Wortes „pelvis". Er beruft
sich dabei auf das Zeugnifs von Du Cange, das
ihm dieser aber meiner Ansicht nach versagt,
indem bei ihm „Taufschale" nicht die einzige,
sondern eine der Bedeutungen von pelvis ist.
Wir wollen daher versuchen, weitere Gründe
für die von Philippi aufgestellte Ansicht geltend
zu machen. — Wenn man das Gefäfs ohne Vor-
eingenom-
menheit be-
trachtet und
erwägt, dafs
es eine Dar-
stellung der
Taufe, sowie
eine auf die
Taufe bezüg-
liche Inschrift
trägt, dafs es
fernereinGe-
schenk des
hohen Täuf-
lings selbst
an seinen Pa-
then ist, so
mufs man sich
sagen, dafs es
nureineTauf-
schüssel sein
kann. Dafs die

Forschung
sich diesen
auf der Hand
liegenden}
Gründen ge-
genüber ver-
schlossen gezeigt hat, liegt daran, dafs der all-
gemeinen Ueberzeugung nach die Taufe im XII.
Jahrh. nach dem Immersions-Ritus vollzogen
zu werden pflegte, und dafs gerade die Darstel-
lung der Taufe auf unserem Geräth diesen Ritus,
bei welchem eine Taufschale garnicht verwendet
wird, in nicht mifszuverstehender Weise ver-
anschaulicht. Ich gebe aber dagegen zu be-
denken, dafs die Infusion, welche bekanntlich
im XIII. Jahrh. allgemein wird, im XII. Jahrh.
vereinzelt schon bestanden haben mufs; denn

14) »Zeitschrift für vaterländische Geschichte und
Alterthumskunde« (1886), S. 150 ff.
 
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