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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Semper, Hans: Eine venetianische Holztafel mit Beinreliefs im Kensington-Museum, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0037

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1901. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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Thieren, allerdings ohne Medaillons, ausgefüllt
sind. Medaillons mit phantastischen und sym-
bolischen Thieren in Relief finden wir auch
an der Nordfassade von S. Marco. Den ge-
drehten Rund st ab, (zu unterscheiden von
dem in Venedig ebenfalls sehr häufigen longo-
bardischen Zopfgeflecht) treffen wir vom
IX. Jahrh. an sehr häufig bei venetianischen
Monumenten an, so an einem Brunnen vom
IX. Jahrh.,4) ferner an zwei ornamentitten Re-
liefplatten im Dome von Torcello von
1008.B) Auch an der Kanzel ebendort findet

romanischen Epoche vor. Ruskin6) sagt diesbe-
züglich :

„In the private palaces, the ranges of archi-
volt are for the most part very simple with
dentilled mouldings and all the ornamental
effect is entrusted to pieces of sculpture set
on the wall above or between the arches. These
pieces of sculpture are either crosses, upright
oblongs or circels." 7)

Was sodann die spiralförmig cannel-
lirten Schäfte der Säulchen an unserer
Tafel betrifft, so passen sie ebenfalls in den

Fig. 1. Holrtafel mit Ueinreliefs aus dem Kensington-Museum, London. (Phot. Kensinglon-Museum Nr. 3873).

sich dieser Rundstab als äufsere Einfassung
eines ornamentalen Füllungsreliefs.

Besonders häufig kommt sowohl der Doppel-
zahnschnitt theils als Einfassung der Archi-
volten, (theils als horizontaler Streifen über den
Arkaden) wie auch das Thiermedaillon an den
venetianischen Palästen der byzantino-

4) Cattaneo »L'architettura in Italia etc.« (Ven.
1888) p. 261. Fig. 155.

s) Cattaneo p. 283 Fig. 163 und p. 2S7 Fig. 166.
Die Figuren auf letzterer Platte zeigen denselben
Stil, wie die oben erwähnte Victoria von S*. Marco
die demnach e »enfalls vom Anfang des XI. Jahrh.
stammen dürfte.

Rahmen der romanischen Periode, also bes.
des XI. u. XII. Jahrh.

An den romanischen Monumenten Ober-
italiens sind Säulen mit spiralförmig gewundenen

ö) «Stones of Venice« II p. 138 § XXV.

7) Wir verweisen diesbezüglich noch besonders
auf: «Mothes Geschichte der Baukunst und Bild-
hauerei Venedigs«, (Leipzig 1859) der eine Reihe
von romanischen Palästen oder Ueberresten solcher
in Venedig schildert, welche als ständigen Schmuck
den Doppelzahnschnitt zur Einfassung von Archivolten
und Gesimsen, sowie von Rundmedaillons mit Thier-
figuren verwendet zeigen. Solche Paläste sind: Fon-
daco dei Turchi, Haus bei S. Moise (Mothes S. 59),
Palazzo Loredan auf der Riva del Carbon (S. (11) so-
wie Palazzo Razizza am Canal Grande (S. 63 )
 
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