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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Oidtmann, Heinrich: Die Schweizer Glasmalerei vom Ausgange des XV. bis zum Beginn des XVIII Jahrh., [2]: Nach ihren Denkmälern und den neuesten Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0094

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133

1901.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 5.

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gleichfalls unter Anerbietung von Gegendiensten.
1574 erbaten die Boten von Schaffhausen auf
der eidgen. Jahresrechnung zu Baden von den
XII anderen Orten Fenster mit Ehrenwappen
für das schöne neuerbaute Armbrustschützen-
haus im Baumgarten, wo eine hübsche Gesell-
schaft zusammenkomme. 1580 beantragten die
Gesandten der nämlichen Stadt für das neue
Zunfthaus der Fischer die Ehrenschilde und
1602 erhielt das Rathhaus zu Hallau durch
Vermittelung Schaffhausens die Ehrenwappen.3}
Im Verlaufe des XVII. Jahrh. wiederholten sich
solche Vorstellungen einzelner Orte um Fenster
für Kirchen und Klöster. Noch 1664 erneuerte
Solothurn seine Bitte von 1662 um Fenster
und Schild ins Kloster Beinwyl; 1675 bat Zug
für das erweiterte Kapuzinerkloster, 1676 der
Statthalter Bufs um Schild und Fenster für das
neue Kapuzinerkloster zu Näfels, welch letztere
Bitte 1677 von Glarus unterstützt wurde.

Die amtliche Sammlung der Tagsatzungs-
abschiede bringt eine Menge derartiger Bitt-
gesuche, die übrigens nicht immer glatt ge-
nehmigt wurden. Schon aus den oben ange-
führten Einschränkungsbeschlüssen ist ersicht-
lich, dafs die Bewilligung bei Kirchen, Klöstern
und öffentlichen Gebäuden keinerlei oder doch
blofs geringe Bedenken zu beseitigen hatte.
Dagegen mögen zur näheren Erläuterung ver-
schiedene Bewerbungen, zum Theil nebst Be-
gründungen, hier Platz finden, um damit die
dem Schweizer wohlbekannten Vorgänge wei-
teren Kreisen verständlicher zu machen.

In der Zeit von 1498 bis 1508 bewarben
sich mehrere Einzelpersonen, 1500 die Stadt
Baden, 1499 ersuchte Kloster Kappel um die
Standesschilde; es wurde beschlossen, „da das
Gotteshaus ganz in Abgang gewesen, jetzt aber
wieder sich erholt und einen schönen Kreuz-
gang gebaut, auch Zürich, Luzern, Schwyz und
Zug Gott zu Ehren ihm jedes ein Fenster in
diesen Kreuzgang gegeben haben, so sollen die
übrigen Orte des Gotteshauses dringende Bitte
heimbringen, dafs sie ihm auch jedes ein solches
Fenster schenken wollen. Eine Folge Standes-
scheiben ungewisser Herkunft, dem XVI. Jahrh.
angehörig, gelangte mit der Sammlung Usteri
ins Landesmuseum. 1508 wandte sich der Abt
von Kreuzungen an die Stände als Kastvögte,

3) Vgl. J. H. Bäschlin „Schaffhauser Glasmaler j
des XVI. u. XVII. Jahrh." , .Neujnhrsblatt des Kunst- |
Vereins« (1879 u. 1880).

ihm für sein während des letzten Krieges ver-
branntes, von ihm wieder aufgebautes Gottes-
haus ein Fenster zu verehren. Bildscheiben von
1519 mit Wappen der XIII Orte, im Landes-
museum, schmückten einst das Augustinerkloster
zu Zürich. 1521 richtete der Landvogt von Ba-
den an die Tagsatzung ein Gesuch um Scheiben für
den Kreuzgang des Klosters Wettingen, „dessen
Gewährung die Konventualen mit fieifsiger
Uebung der heiligen Aemter verdienen wollen."
Als Ersatz für die durch Hagelschlag zer-
schmetterten Fenster bewilligte 1578 die Tag-
satzung auf Antrag des Abtes die bis heute
erhaltenen prächtigen Bild- und Wappenscheiben
der XIII alten Orte. Uebrigens besuchten die
Gesandten beider Bekenntnisse während der
Tagsatzungen von dem nahegelegenen Baden
aus das Kloster, wo sie gastlich bewirthet
wurden. 1531 klagte der Abt von Muri, es
seien die von den V Orten geschenkten Fenster
in der Kirche zerschlagen; er bat um neue.
1539 wünschten die Büchsenschützen von Schaff-
hausen für ihr Gesellenhaus die Wappen, „denn
an dem Ort vil frömds Volk hin und wieder
wandle." 1540 traten Propst und Kapitel von
Luzern als Bittsteller auf. Scheibenreihen für
Rathhäuser werden uns bei den Denkmälern
begegnen u. a. in Stein am Rh., dessen Bitt-
gesuch auf den Tag zu Baden 1542 eingereicht
wurde.

Uff disen Tag ist vor uns gemeiner Eidgenossen
Rathsbotten erschienen Burgermeister und Rath der
Statt Stein Ersam Bottschafter und anzeigt, wie das
sine Herren von Stein ein nüw Rathhaus erbuwen,
darumb siner Herren hochgeflissen und ernstlich bitt
syn, das unsere Herren und Oberen jedes Ordt inen
ein Fenster und ir Eerenwappen darin schenken, das
begeren sy um unsere Herren und Oberen und jedes
Ordt insunders ganz willig zu verdienen. Demnach
unsre lieben Eidgenossen von Zürich gesandten von
wegen und uss Befelch siner Herren uns auch freundt-
lieh gepalten, das wir inen solliche Fenster und unser
Eerenwappen darinnen schenken wollen in Ansechen,
das sy in Anstossen des Rhins gelegen und vil
frömds Volk daselbst hinkomme".

1543 wurde ein „hochgeflissen und under-
thänig Bitt" eingereicht für die Trinkstube zum
grimmen Löwen in Diefsenhofen: „Dieweyl denn
in solchen Fenstern der alten Herrschaft von
Oestrich Wappen gestanden, so sige ir Bitt,
dafs unsre Herren und Oberen von den nun
Orten inen die Fenster und ir Wapen darin
geben." „Das wollen sy in aller Underthänig-
keit verdienen". 1549 bat Kloster Kreuzungen
abermals um Fenster, „diewyl gemelt Gotshus
 
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