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Zeitschrift für christliche Kunst — 14.1901

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Effmann, Wilhelm: Frühmittelalterliche Inschriftensteine zu Dottendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.4055#0212

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Abhandlungen.

Frühmittelalterliche Inschriftsteine
zu Dottendorf.1)

(Mit 5 Abbildungen.)

^chon im Jahre 1869 hat
Pick in der »Bonner
Zeitung« auf einen der
Gruppe der sogenannten
H| Memoriensteinezugerech-
|j| neten Inschriftstein auf-
merksam gemacht, der
der Pfarrkirche des süd-
lich von Bonn belegenen
Ortes Dottendorf ange-
hört.2) Dieser Stein, von dem Pick angibt,
dafs er sich in einem Schranke hinter dem
Hauptaltar befunden habe,8) war nach Kraus,
der den Stein unter Beifügung einer Ab-
bildung in den »Bonner Jahrbüchern« ver-
öffentlicht hat/) zur Aufmauerung des Hoch-
altars benutzt.5)

Bei dem im Jahre 1895 vorgenommenen
Abbruche der alten Kirche ist der Stein auf-
gehoben und in die neue Kirche übertragen
worden. Dieser Umstand hat es möglich
gemacht, von ihm nunmehr eine auf photo-
graphischer Aufnahme beruhende Abbildung,
Figur 1, zu geben. Dieselbe läfst erkennen,
dafs der Stein mehrfache Verstümmelungen
erlitten hat. An einer Seite ist er durch
das Einhauen eines Thürfalzes und Anbrin-

:) Referat über meinen zu Godesberg über diesen
Gegenstand gehaltenen Vortrag in den »Annalen des
historischen Vereins für den Niederrhein« Heft 72,
S. 192 f. (Köln 1901).

2) »Bonner Zeiti-ng«, (1869) Nr. 173.

3) »Bonner Jahrbücher«, Heft LXXVIII (1884)

S. 240.

*) »Bonner Jahrbücher« Heft LVII (1870), S. 213
und Taf. I Fig. 3. Vgl. auch Kraus »Die christlichen
Inschriften der Rheinlande«, II. Bd., Freiburg i. Br.
("1894) S. 234 Nr. 502 und Maafsen »Geschichte der
Pfarreien des Dekanates Bonn«, II. Theil (Bonn 1899)

S. 158.

5) Da weder bei Pick noch bei Kraus ein Irr-
thum anzunehmen ist, gleicht sich der anscheinend
obwaltende Widerspruch vielleicht dadurch aus, dals der
Schrank in einer auf der Rückseite des Altars an-
gebrachten, in die Mensa eingetieften Nische bestand.

gung von Angelhaken beschädigt; auf der
Vorderfläche ist eine Rille eingehauen und am
unteren Ende endlich hat er eine beträcht-
liche Verkürzung erfahren. Während bei einer
Breite von 56 cm seine Länge jetzt nur noch
70 cm beträgt, würde seine ehemalige Ge-
sammtlänge, wenn angenommen wird, dafs
aufser dem die Eckverzierungen enthaltenden
Stücke nur die letzten Buchstaben des Namens
in Wegfall gekommen sind, ungefähr 1,10 m
betragen haben. Eine beträchtlich gröfsere
Länge ergibt sich, wenn der Stein auch noch
eine nähere Bezeichnung der Hingeschiedenen,
etwa vidua oder laica, oder gar beides ent-
halten hat. In diesem Falle würde sich eine
Abmessung ergeben, die bis auf 1,70 m auf-
steigen könnte.

In seiner Ausbildung zeigt der Stein eine
fast vollständige Uebereinstimmung mit zweien
der bekannten Bonner Memoriensteine6): in der
Mitte das die Inschrift enthaltende Kreuz, die
äufseren 'Ecken mit fächerartigen Verzierungen
in Viertelkreisumrahmung, das Ganze von
einem breiten, nur schwach vertieften Profil
umrandet. Abweichung besteht nur darin, dafs
dort die Eckornamente ausgehöhlte Blatttheile
zeigen und weiter von einander abstehen, dafs
ferner die Durchschneidungsstelle der Kreuz-
balken in der gewöhnlichen Weise gebildet,
hier aber durch einen eingefügten Kreis aus-
gezeichnet ist. Eine etwas reichere Ausbildung
zeigt der Stein auch darin, dafs das Kreuz
nicht durch eingeritzte Linien hergestellt, die
umgebende Fläche vielmehr etwas ausgetieft
ist, so dafs das Kreuz also erhaben hervortritt.

In eingegrabenen Buchstaben trägt das
Kreuz, derartig vertheilt, dafs die Datirung

6) Abgebildet bei aus'm Weerth „Allchristliche
Inschriftsteine in der Münsterkirche zu Bonn", »Bonner
Jahrbücher« XXXII. Bd., (1862) [zu S. 114] Taf. II,
Fig. 1 und 3, ferner aus'm Weerth „Die Münster-
kirche zu Bonn", S. 5 ff. in der Festschrift: »Bonn,
Beiträge zu seiner Geschichte und seinen Denkmälern«
(Bonn 1868) Nr. VII. — Einer der Steine darnach
bei Otte-Wernicke »Handbuch der kirchl. Kunst-
archäologie«, 5. Aufl., I. Bd. (Leipzig 1883) S. 345
Fig. 138.
 
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