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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Schmarsow, August: Die Biblia Pauperum Weigel-Felix und der Maler Konrad Witz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0090

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Die Biblia Pauperum Weigel-Felix
und der Maler Konrad AVitz.

(Mit Abbildung.)

eit den letzten Bemerkungen
(S. 83ff.), die ich absichtlich
der eigenen Prüfung der
neuen Publikation von
Campbell Dodgson voraus-
schicken wollte, habe ich
Gelegenheit gehabt, die sel-
tene, gar nicht in den Buchhandel gekommene
„Monographie" genau zu studieren, und beeile
mich an dieser Stelle über das Ergebnis Rechen-
schaft abzulegen.

Was ich Dodgson verdanke, ist nur Eins:
die Beseitigung der unklaren Angaben Zester-
manns über die Mitwirkung des Zeichenstifts
auf den Pergamentblättern des jetzt nach Ame-
rika verkauften Kodex Weigel-Felix. Nach
Dodgsons Bericht haben wir im großen und
ganzen nur mit Federzeichnungen zu tun. Da-
mit fällt auch meine Mutmaßung über die vor-
bereitende Rolle, die ein Blei-, Silber- oder
sonst ein farbloser Stift, wie etwa eine Achat-
spitze zum Vorreißen bei der Anlage oder bei
Übertragung fertiger Entwürfe auf das Perga-
ment gespielt haben könnte. Nur auf einigen
der letzten BJätter kommen spätere Überarbei-
tungen mit Bleistift vor. Alles übrige sind
aus freier Hand gezeichnete Originale. Nur
scheint nach d<:n authentischen Reproduktionen
drei ganzer Blattseiten die Feder des Zeichners
ebenso, wie die des späten Schreibers, der
Bibeltexte und erklärende Unterschriften ein-
getragen hat, mit der Rauheit des Pergaments j
zu kämpfen gehabt zu haben, so daß seine I
Striche hier und da härter und seine Formen |
größer ausfallen, als bei gleichmäßig bequemem i
Material vielleicht geschehen wäre. Solche
Spuren überschüssiger Energie und ungleicher
Anstrengung im Drang der Arbeit zeugen zu-
gunsten der Echtheit; gerade sie waren bei
indirekten Reproduktionen und Verkleinerurgen
verloren gegangen. Nach dem Anblick der Ab-
drücke photographischer Aufnahmen in Original-
größe lasse auch ich jeden Zweifel fallen. Jaro
Springers Erwartungen vermochte ich von vorn-

herein ebensowenig zu teilen, wie mir seine
anerkennenden Urteile über den Vorzug sich
selbst erklärender Bildwirkung, gegenüber son-
stigen vom Text abhängigen Illustrationen, gerade
das Richtige zu treffen schienen. Deshalb bringt
der Zuwachs verläßlichen Materials mir auch
keine Enttäuschung, und ich freue mich, den
herabsetzenden Angaben Dodgsons gegenüber,
— der sich nur damit entschuldigen will, weil
er den Schatz nach Amerika vermittelt hat —
daran festhalten zu dürfen, daß die Feder-
zeichnungen von keinem geringeren Künstler
herrühren, als ich nach den früher vorhandenen
Abbildungen geglaubt hatte.

Nicht die Qualität der Zeichenweise, nicht
der intime Reiz unmittelbaren Schaffens, wie
bei Skizzen und Entwürfen berühmter Maler
sonst wohl, ist hier das Entscheidende; son-
dern bei der handwerklichen Arbeitsgewohn-
heit, die der Ausbildung damaliger Zunft-
genossen in Deutschland entspricht, sind
die Kompositionen als Ganzes die Haupt-
sache. Und bei der Zusammenstellung von
je drei Szenen mit ihrer inhaltlichen Ver-
wandtschaft, wie der leitende Grundgedanke
der Biblia Pauperum sie fordert, kommt es
wahrscheinlich zunächst auf ganz andere Vor-
züge an, als für einen bahnbrechenden Maler
von damals. Dieser mochte in monumentalem
Wandschmuck oder in Altartafeln ganz anders-
artigen Bestrebungen nachgehen, und vielleicht
Fortschritte nach einer Richtung, ganz ein-
seitige gar, erreichen, die den Anforderungen
der Buchmalerei und den Traditionen der
Graphik zuwiderliefen, oder der Handschriften-
illustration als solcher nicht ohne Einbuße ver-
mittelt werden konnten. Gerade damals ent-
wickeln diese verschiedenen Gebiete der Ma-
lerei ihre heterogene Natur und gehen in über-
raschendem Umschwung auseinander, wie auf
einem Scheidewege — wenn auch gewiß nicht
ohne Schwankungen, Unsicherheiten und Rück-
fälle in die altgewohnte Gemeinschaft.

Nehmen wir zunächst die dreimal drei Kom-
positionen, die uns in der neuen Veröffent-
lichung geboten werden, durch, indem wir
stets den Vorrat authentischer Gemälde von
Konrad Witz berücksichtigen, der sich auch
 
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