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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Wulff, Oskar: Der Madonnenmeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0130

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1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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Figuren haben einen eignen Reiz lebendiger
Jugendfrische. Im Dreipaß des mittleren Gie-
bels erhebt Christus segnend die Rechte, in-
dem er gleichzeitig die Linke auf das offene
Buch stützt, in den beiden seitlichen ist die
Verkündigung dargestellt, und zwar nur durch
die Büsten des Engels mit erhobener Hand

gemusterten Bodenstreifen, rechts Laurentius
auf dem Rost. Ihre Füße sind durch die in
schweren Falten brechende und unten auf-
liegende Gewandung verdeckt, — ebenso übri-
gens auch die der Madonna. Während so die
Stellungen ziemlich unklar bleiben, ist die Hal-
tung der Arme wieder mit großer Aufmerk-

Abb. 1. Triptychon im Oratorium der hl. Catharina in Antella (bei Ripoli).

links und Marias, die das Haupt neigt und
beide Hände auf der Brust kreuzt, mit der auf
sie zufliegenden Taube rechts. Beide Köpfe
weichen etwas von den Typen der Hauptdar-
stellung ab. Mit der letzteren schließen sich die
Flügel enger, als es bei trecentistischen Altären
die Regel ist, zusammen, da die Zwischen-
säulchen fortgelassen und durch konsolenartige
Glieder ersetzt sind. Links steht Andreas mit
Buch und Stabkreuz unmittelbar auf dem gold-

samkeit durchgearbeitet. Zwar gelingt dem
Meister ihre verkürzte Wiedergabe nur unvoll-
kommen, und die aus der Verhüllung hervor-
kommenden Hände sind etwas zu klein ge-
raten, aber die Bewegung der Finger und die
Artikulation des Handgelenks bei Laurentius
beweisen wieder ein feineres Verständnis. Die
eigentlich bedeutende Leistung liegt jedoch
auch bei den Heiligen in den ebenso lebendig
wie charaktervoll individualisierten Köpfen.
 
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