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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Hasak, Max: Die Erweiterungsbauten der Stadtpfarrkirche zu Leobschütz in Oberschlesien und der Pfarrkirche St. Mauritius zu Friedrichsberg bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0169

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263

1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

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in Benutzung bleiben, erfordern aber Anpassen
an die jeweiligen Bedürfnisse, daher Um-
änderungen, Vergrößerungen und Erneue-
rungen. — In ähnlicher Weise wie Schwaz
sind die Kirchen von Krahnenburg am
Niederrhein und St. Maria zur Höhe in Soest
erweitert worden. Beide waren einschiffige
Bauten. Man behielt sie als Seitenschiff bei
und führte ein neues Hochschiff nebst zweitem
Seitenschiff daneben auf.

Auch einer dritten Art der Vergrößerung
nach den Seiten hin begegnen wir. Man
baute dreischiffige Kirchen zu fünfschiffigen
um, indem man die Seitenmauern nach außen
rückte. So
zeigen es
die Dome
zu Braun-
schweig
und Augs-
burg. —
Am selbst-
verständ-
lichsten
und ein-
fachsten
ist dieVer-
längerung
der Kirche
nach Osten
oder Wes-
ten, falls es
der Platz
gestattet.
Des öfte-
ren hat man nur den Chor abgebrochen
und diesen durch einen neuen bedeutend
vergrößerten ersetzt. Das half natürlich nur
Dom- und Klosterkirchen oder in Stiften,
wenn die Zahl der Geistlichen beträchtlich
angewachsen war. Eines der glanzvollsten
Beispiele bietet das Münster zu Aachen.

Der Vergrößerung des Laienraumes tragen
mächtige Kreuzschiffsanlagen Rechnung. Man
findet sie daher wohl am häufigsten. So ist
Groß St. Martin und St. Aposteln in Köln
erweitert worden. Höchst interessant ist St.
Nazaire zu Carcassonne.

In dieser Art und Weise, die durch Hun-
derte geschichtlicher Beispiele als das natür-
liche Vorgehen bezeugt und geheiligt ist, hat
der Unterzeichnete den Erweiterungsbau der
alten Stadtpfarrkirche zu Leobschütz vorge-

Abb. 3. Die katholische Stadtpfarrkirche zu Leobschütz nach dem Umbau.

nommen. Sie stammt noch aus der Zeit der
hl. Hedwig; ihren Formen nach ist sie gegen
1240 begonnen worden. Beinahe hätte man
sie heruntergebrochen. Aber nach Vorlage
des zur Ausführung gelangten Entwurfes
stimmte der Geistliche, Konsistorialrat Czer-
notzky, wie die Gemeinde einmütig für die
Erhaltung und Erweiterung der Kirche. Das
neue Kreuzschiff ist bei lfi w Tiefe und 40 vi
Länge eine ganze Kirche für sich, so daß nun
reichlich Raum vorhanden ist. Die künst-
lerische Ausgestaltung bot natürlich mancherlei
Doktorfragen zu lösen. Da war über dem
alten Schiff ein wenig steiles Dach aus der

Zeit 1820
vorhan-
den. Es
war nur
wenig ver-
fault. Soll-
te man
20000 Mk.
für ein
neues
Dach auf-
wenden,
ohne daß
eine zwin-
gende
Notwen-
digkeitvor-
lag? An
überflüssi-
gen Mit-
telnleiden
die katholischen Gemeinden nicht. Über-
dies, in welchem Neigungswinkel sollte man
es herstellen? Machte man es merklich
steiler, dann schlug es die zierlichen West-
türme tot, erdrückte den Unterbau, die Kirche
selbst und die umliegenden kleinen Stadt-
häuser. Der neue Kreuzbau verdeckte die
wenig schöne Neigung des Daches von 1820.
Wann hört auch die Pflicht der Erhaltung
alter Bauten auf?

Ein höheres Dach hatte die Kirche nie
gehabt, denn es gelang mir die Entdeckung,
daß die Kirche früher eine Basilika und zwar
schon einmal ein Kreuzbau gewesen war;
daß man erst zur Zeit Karls IV., vielleicht
1380, daraus eine Hallenkirche gemacht hatte
und daß dabei die hochgeführten Seitenschiffe
dem mittleren Dache parallele Dächer er-
 
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