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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Hasak, Max: Die Erweiterungsbauten der Stadtpfarrkirche zu Leobschütz in Oberschlesien und der Pfarrkirche St. Mauritius zu Friedrichsberg bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0170

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265

1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

266

halten hatten. So gliedert sich die Kirche
jetzt trotz der beträchtlichen Vergrößerung in
die kleineren Verhältnisse des Stadtbildes gut
ein. Ob die aufgehöhten Seitenschiffsmauern
überdies ein beträchtlich höheres Dach tragen
können, ist fraglich. Daß der so eingreifende
Umbau von rund 1380 bisher nicht erkannt
worden war, zeugt auch dafür, daß sich solche
Umbauten nicht notwendigerweise scharf in
ihren Formen von dem ursprünglichen Bau
scheiden müssen. Ist doch auch die nach-
trägliche Auswölbung der romanischen Kirchen
so wenig erkannt worden, daß man diese
Bauten für Kinder eines besonderen Stiles

die Kommunionbank in das Schiff hinein-
gebaut ist. Es entsteht dabei meinem Er-
messen nach der stattlichste Altaranblick, den
man schaffen kann. In Leobschütz ließ sich
eine solche Anordnung wegen des alten
Chores nicht ermöglichen, dagegen gelang
dies, wenn auch in kleineren Verhältnissen,
bei dem Erweiterungsbau der St. Mauritius-
kirche zu Friedrichsberg bei Berlin.

Diese Kirche war erst 14 Jahre alt. Seiner-
zeit war sie fast im freien Felde, weit im
fernen Osten Berlins als Dorfkirche in den
denkbar einfachsten Formen von dem Unter-
zeichneten ausgeführt worden. Ein 10,80 m

Abb. 4. Grundrifs der St Mauritiuskirche zu Friedrichsberg bei Berlin.

hielt, des „rheinischen Übergangstiles". Der
Unterzeichnete hat daher das neue Kreuz-
schiff in solchen Formen gehalten, daß der
Gesamtbau eine künstlerische Einheit bildet,
ohne vorhandene Formen unmittelbar nach-
zuahmen. Der alte Chor ist — um eine
Achse verkürzt — an das neue Querschiff
wieder angesetzt worden, so daß von der
alten Kirche alles erhalten ist, was irgendwie
möglich war.

Die Anlage großer Querschiffe ist übrigens
auch bei Neubauten die beste Lösung für die
Unterbringung zahlreicher Kirchenbesucher,
die den Altar gut sehen und die Predigt
hören wollen. Allerdings darf dann der Hoch-
altar nicht in einem tiefen Chor stehen, son-
dern möglichst in einer flachen Apsis, so daß

breites Schiff mit einem bescheidenen Chor
daran war das Ganze. Das überaus schnelle
Wachsen Berlins hat das freie Feld zwischen
Stadt und Dorf verschwinden lassen. Riesige
Häuserviertel sind fast bis heran an die kleine
Kirche gewachsen und mit ihnen die Zahl der
Katholiken. Es galt daher, die Kirche zu
vergrössern und möglichst aus ihrem beschei-
denen Äusseren mit wenigen Mitteln etwas
Ansehnliches zu schaffen. Mußte doch der
eifrige Pfarrherr, Herr Kuborn, jeden Pfennig
zusammenbitten. Eine bloße Verlängerung
hätte wenig mehr an Kirchenplätzen ermög-
licht, so mußte auch hier der verbleibende
schiefwinklige Platz durch einen Querbau
ausgenutzt werden. Wegen der schrägen
Gestalt desselben lag es nahe, die Kreuzflügel
 
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