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Zeitschrift für christliche Kunst — 20.1907

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Hasak, Max: Die Erweiterungsbauten der Stadtpfarrkirche zu Leobschütz in Oberschlesien und der Pfarrkirche St. Mauritius zu Friedrichsberg bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4119#0171

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267

1907. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

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vieleckig abzuschließen. Da die Gewölbe
hoch in das Dach hineingeführt sind, so ent-
stand innen eine Art langgestreckter Kuppel-
raum , der sich über dem Hochaltar als
mächtiger Baldachin emporwölbt. Für den
Hochaltar selbst dient die ganze Querschiffs-
wand als eine große, feierlich wirkende Rück-
wand.

Die Anordnung der beiden Haupteingänge
in den rückwärts liegenden Wänden derKreuz-
arme hat sich für das Füllen wie für das
Entleeren der Kirche als höchst praktisch
erwiesen und ist besonders sehr zugsicher.
In Leobschütz hat man allerdings mit der
anscheinend polnischen Landessitte zu kämp-
fen (Leobschütz ist übrigens völlig deutsch),
daß die Mädchen innen sofort an den Türen
niederknien und daselbst verbleiben. Ebenso
halten es die jungen Burschen für besonders
fein, vor der Kirchentür, außen, dem Gottes-
dienst beizuwohnen. Dadurch wird natürlich
jede Verkehrsmöglichkeit gehemmt. In Berlin
ist das Publikum als Großstädter gewöhnt,
„den Eingang freizugeben" und nach vorn zu
gehen.

mit
den

Metall bekleidet, will also auch nicht
Eindruck eines massiven Vierungsturmes
heivorrufen. Trotzdem die
Kirche im Äußeren bis zur
Regenrinne nur 10 m hoch
ist, macht der Innenraum
durchaus keinen niedrigen
Eindruck, da die Gewölbe
hoch in das Dach hinein-
geführt sind. Es dürfte sich
jede Dorfkirche durch den
Anbau einer ähnlichen Quer-
schiffsanlage beträchtlich und
ansehnlich erweitern lassen.
Ist hinter dem Chor kein
Platz für solch einen Anbau
vorhanden, dann vielleicht
am Westende. Auch in
Friedrichsberg ist so ver-
fahren worden und der alte
Chor zur Ein-
gangshalle umge-
schaffen worden.
Es dürfte kaum
eine alte Kirche

Abb. 5. Die St. Mauritius'cirche zu Friedrichaberg bei Berlin.

Ein reich ausgebildeter Vierungsturm trägt
das Geläute. Dadurch ist der Platz für den
Turmunterbau gespart und der Turm selbst
beträchtlich verbilligt. Das ganze Dach ist
Eisen, warum soll man diese neuzeitliche
Möglichkeit nicht ausnützen und in Eisen
noch einen Turm hinaufsetzen? Er ist völlig

geben, die so ausnahmsweis unglücklich ge-
legen wäre, daß man sie nicht ausreichend
durch einen größeren Anbau erweitern könnte,
so zwar, daß schließlich das Ganze eine
künstlerische Einheit wird, der man nicht an-
sieht, daß sie aus verschiedenen Teilen erst
nachträglich zusammengeschweißt ist.
 
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