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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Podlacha, Ladislaus: Abendländische Einflüsse in den Wandmalereien der griechisch-orientalischen Kirchen in der Bukowina, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0147

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253

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

254

z. B. auf dem deutschen Boden, wie auch in
Ländern, wo die deutschen Malerzechen ihre
Tätigkeit entfalteten, dieses Sujet sich im
XVI. Jahrh. einer großen Beliebtheit erfreute.
Unter den Bildwerken ist für uns diese
Gruppe von Wichtigkeit, in welcher Gott-
Vater zugleich mit dem Sohne die hl. Jung-
frau krönt und der hl. Geist in der Gestalt
einer Taube dem Akte der Krönung bei-
wohnt. Daß die Krönung Maria durch die
Trinität in den abendländischen Bildern schon
am Ende des XV. und beim Anfang des
XVI. Jahrh. zur Darstellung gelangte, beweisen
Nürnberger Skulpturen von Veit Stoß, wie
auch die Gruppe im Hochaltar der Marien-
kirche zu Krakau desselben Meisters aus den
Jahren 1477—1481, dann Dürers Himmelfahrt

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Abb 7. Woronetz, Christus Pantokrator.
(Laternenkuppel im Naos.)

Maria vom Jahre 1509, als Kopie im städti-
schen Museum zu Frankfurt a. M. erhalten,
ein Holzschnitt Dürers aus dem Marienleben
vom Jahre 1510 n), das Bild eines unbekannten
Meisters in dem Flügelaltar der Nikolauskirche
zu Krakau vom Jahre etwa 1500 und eine
ganze Reihe von Zechbildern. In der Zeit,
wo die westeuropäische Kunst uns die Krönung
Maria in verschiedener Bearbeitung, in mannig-
facher Zusammensetzung von Personen und
ikonographischen Elementen, vor die Augen
führt, ist dieses Sujet in der byzantinischen
Kunst unbekannt, und wenn hie und da Maria,
mit einer Krone auf dem Haupte, erscheint,
wie das oft in dem sogen. Trimorfon (Deesis)
vorkommt, kann man mit voller Wahrschein-
lichkeit behaupten, das Motiv der Krone auf

17) v. Bartsch A., »Le peintre-graveur« (Wien
! roh—1P21), v. VII, H4.

dem Haupte der hl. Jungfrau sei auf dem
Wege des Imports dorthin gekommen. So
ist es auch mit dem Trimorfon in Woronetz,
Badeutz, Moldawitza, nicht anders mit der
Komposition der Krönung Maria, welche
unter den Szenen des Akathistos Hymnos auf
der südlichen Außenwand der Klosterkirche
zu Suczawitza ihren Platz gefunden.

Die Krönung Maria im Suczawitzer Wand-
bilde (Abb. 5) zeigt uns Gott-Vater und Sohn auf
einer Bank sitzend, wie sie mit der rechten Hand
die Krone auf das Haupt der hl. Jungfrau
aufsetzen, oben schwebt in der Gestalt einer
Taube der hl. Geist. Das sind Grundmotive,
welche sich in Werken lateinischer Herkunft
vielfach wiederfinden. Dazu kommen noch
die assistierenden Engel, welche in den abend-

Abb. 8. Suczawitza. Christus Pantokrator.
(Laternenkuppel im Naos.)

ländischen Werken gewöhnlich die Gestalt der
Putten annehmen. Der Suczawitzer Maler
aber hat mit strenger Konsequenz in dem in
Rede stehenden Bilde den byzantinischen
Charakter der Komposition bewahrt und
manche Veränderungen zugunsten des üblichen
Stils vorgenommen. Die Engel sind bei ihm
keine um die heiligen Personen schwebenden
Putten, sondern sie sind, wie man es so oft
in den byzantinischen Darstellungen antrifft,
Zeugen der Handlung und verrichten einen
himmlischen Ehrendienst, indem sie durch
die Bedeckung der Hände mit einer Draperie
nach antikem Vorbilde ihre Ehrfurcht be-
zeigen18). Gott-Vater und Christus halten,

18) Über die symbolische Bedeutung der Hände-
lialtung s. den Artikel „Hand" von Münz in der
»Real-Enzyklopädie der christlichen Altertümer«,
hrsg. von F. X. Kraus (Freiburg in Br. 1882—86),
I S. (146.
 
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