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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Lasser, Moritz Otto von: München im Fest-Schmuck: (die Dekoration anläßlich des 15. deutschen Bundes-Schießens)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0269

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INNEN-DEKORATION

261

MAX-JOSEF-PLATZ IN MÜNCHEN. DEKORATION ENTWORFEN VON GABR. V. SE1DL.

MÜNCHEN IM FEST-SCHMUCK.

(Die Dekorationen anläßlich des 15. deutschen Bundes-Schießens.)

Das fröhliche München ist ja als »Stadt der
Feste« weithin bekannt. In diesen Tagen
aber hat unsere gute Stadt nicht nur neuerlich den
Beweis erbracht, daß sichs in ihr flott leben läßt,
sondern sie hat auch in glänzender Weise gezeigt,
wie sehr Lebensfreude und festliches Treiben ge-
winnen, wenn Künstlerhände mit am Werke sind.

Auf der Theresienwiese, dem Festplatz und
Mittelpunkt aller Veranstaltungen entstand eine
eigene kleine Stadt.

Professor Emanuel Seidl hat da nach Herzens-
lust geschaltet und gewaltet. Von ihm stammen
die Entwürfe aller Hochbauten und die Detail-
durchführung. So wurde die Festwiese wie aus
einem Guß. Monumentale Züge mangeln ihr ebenso
wenig als praktische Bequemlichkeiten und die
Schriftzüge eines erlesenen dekorativen Geschmackes.
Und zwar sind es hauptsächlich die feinen, ja selt-
samen Farben und Töne, die einem selbst über die
wohldurchdachten Formen hinweg zu staunen
geben. Das gilt besonders von der großen, zwei
Flügel und Kuppelbau aufweisenden Festhalle. Zum
weithin dominierenden lichten und gebrochenen
Grün ihrer Bedachung treten reizvoll die dunkleren
Töne der Zierbäumchen und über die Dächer ver-

1906. IX. 4.

streuten »Betzerln« hinzu, ganz zu schweigen von
den Malereien, die hier, wie auch an den anderen
Bauten ihre Würdigung verdienten.

Wer aber mehr den zeichnerischen, den rein
architektonischen Qualitäten der Festbauten nach-
ging, kam wohl auch reichlich auf seine Rechnung

Doch bevor ich nach dieser Richtung einige
Notizen bringe, muß ich darauf verweisen, daß sich
bei uns im Laufe der Jahre eine eigene Hauskunst,
was die Schmückung der Wiese anlangt, heraus-
gebildet hat. In der Tat . . . die Wiese hat schon
seit langem ihre eigene Architektur, ihre eigenen
Künstler. So hat denn Professor Emanuel Seidl
ganz mit Fug und Recht auch diesmal auf heimat-
liche Formen zurückgegriffen, ja, sie sogar stark
betont, zugleich hob er aber alles in eine höhere,
künstlerische Sphäre empor. Diese Restaurants,
>Bräu«, Wursthäuschen, Anlagen vor den Wirts-
häusern, der Tanzplatz und so vieles, vieles andere
zeigen sich ja nicht nur bodenständig in Aufbau,
Linienführung, Bemalung etc., sondern auch sehr
malerisch untergeordnet und verteilt, die Grund-
risse eine freie, zügige Behandlung. Es sind bei
aller Einfachheit elegante, den Genuß eines vollen-
deten Werkes bietende Schöpfungen, mögen sie
 
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