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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Lux, Joseph August: Architekt Hans Ofner, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0049

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INNENDEKORATION

XVII. 3HHRGHI1G. Dcirmftcidf 1906. FEBRUAR-HEFT.

ARCHITEKT HANS OFNER—WIEN.

Hans Ofner ist ein Schüler des Professors
Hoff mann, was aus seinen Arbeiten über-
dies auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Der junge Künstler will zunächst auch gar keine
andere formale Individualität zeigen, als jene, die
er von seinem Vorbild übernommen hat. Er er-
scheint sonach nicht so sehr als die formschöpferische
Kraft, sondern als vollkommen moderner Kultur-
mensch, der die Tendenz seiner Schule, die auf
Sachlichkeit und auf das Organische gerichtet ist,
mit einem stark ausgesprochenen Bewusstsein für
das formal Notwendige anwendet. So hat der
Architekt, ungeachtet seines jugendlichen Alters,
eine ganz respektable organisatorische Arbeit schon
geleistet. Er hat in seiner Vaterstadt aus eigenen
Mitteln eine ganze Ausstellung geschaffen, 3 grosse
Räume, die fast ausschliesslich seine eigenen Ar-
beiten enthielten. Unter eigenen Arbeiten ist nicht
nur der Entwurf verstanden, nach dem Möbel und
andere kunstgewerbliche Gegenstände ausgeführt
sind, sondern auch vielfach die eigenhändige Aus-
führung solcher Gegenstände, soweit sie Keramik,
Schmuck, Metall- und Emailarbeiten betreffen. Was
in dieser Ausstellung gezeigt und zu einem künst-
lerisch abgeschlossenen Bilde vereinigt wurde, um-

1906. II. 1.

fasst fast alles, was das Leben im Hause notwendig
hat. Die Aufnahmen in diesem Hefte sind ein
nahezu erschöpfendes Bild jener Vielheit, die zu
einer wohnlichen Einheit zusammengestellt war.
Der formale Charakter dieser Arbeiten, wie der
Ausstellung überhaupt, bedeutet ein kleines Stück
jener Kulturarbeit, an der nun viele Geister be-
schäftigt sind. Es handelt sich dabei, wie gesagt,
nicht mehr um eine Eroberung, um das Heroentum
oder Martyrium schöpferischer Genies, sondern um
die ruhige, vor Überrumpelung gesicherte ausführende
Kleinarbeit der Talente. Die Genies, die frucht-
baren und schöpferischen Geister sind selten, aber
der Talente, die im Gefolge jener Eroberer ziehen,
gibt es zahllose Scharen. Sie bilden den Übergang
zu jener erhofften allgemeinen künstlerischen Kultur,
in der formale und ästhetische Fragen des Alltags
wieder Gemeingut sein werden, wie es einst der
Fall war, da es für diese kleinen formalen Alltags-
fragen keinen Architekten gab, weil darin jeder
sein eigener Architekt war. Solange wir diese
künstlerische Kultur noch nicht erreicht haben, ist
der Architekt, der sich auch um die scheinbar
unwichtigsten Gestaltungen zu befassen hat, eine Not-
wendigkeit. Heute ist er eine solche Notwendigkeit.
 
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