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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schoenfelder, Lothar Bruno Karl: Hygiene und Innen-Kunst, [1]
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Etwas über Kinder-Zimmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0208

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INN EN-DEKORATION

Ein unserem ganzen abendländischen Wesen frem- EtWSS ÜbCT KindCT-ZimmCr

der Schlaraffen- und Haremston kam in unsere

Innenkunst hinein, der vielfach ganze orientalische ^* eit die Bewegung zur Pflege der »Kunst im
Zimmer zeitigte. Leben des Kindes« aufgetreten ist, hat sie
Heute ist die Portiere wieder verpönt. Sie ist sich von allem Anfang an die Reform des Schul-,
nur ein zweckloser Staubfänger mehr. Deshalb weg besonders aber des Kinder-Zimmers als Aufgabe
mit ihr! Wenn einmal im Orient Anleihen für unsere gestellt. Man begnügte sich hierbei nicht mit der
Innenkunst gemacht werden sollen, so ist mir der Beschaffung und Empfehlung guten Bilderschmucks,
arabische Perlenvorhang zwischen zwei Räumen obwohl dieser lange Zeit etwas zu stark in den
schon wesentlich lieber. Er leistet das, was die Por- Vordergrund gerückt wurde. Das kam davon, dass
tiere sollte und nicht konnte. Er trennt zwei Räume sich zuerst einige Maler für das Thema interessiert
wenigstens für den Blick, wenn auch nicht für den hatten, und die fassten naturgemäß die künstlerische
Schall. Ihn zu durchschreiten bedarf es keiner Körper- Erziehung vor allem als malerische Erziehung auf.
anstrengung. Kein Staub haftet an den Perlen und Gewiss, gute Bilder sollen den Kindern gezeigt
keine Motten nisten in ihnen. Wenn die Holztüre den werden; aber man darf ihre Wirkung nicht über-
lebhaften Verkehr zwischen zwei Räumen hemmt, schätzen. Die Anregung, die sie dem Kinde zu
tritt vernünftiger Weise heute allenfalls noch ein ganz geben vermögen, ist doch recht beschränkt. Den
leichter die Türöffnung nur gerade schließender, tieferen künstlerischen Qualitäten, die im Bilde
glatter Satinvorhang an ihre Stelle, der unter der stecken, sind die Kinder meist noch unzugänglich,
leichtesten Handbewegung zur Seite fliegt. Sinddoch Und für ihre eigene Zeichenkunst lernen sie daraus
auch die Türöffnungen gegenüber den früheren riesen- ebenfalls noch blutwenig. Denn ihre Zeichentechnik
haften Dimensionen ganz zusammengeschrumpft, bewegt sich vorerst in ganz anderen Bahnen. Nur
Die prahlende Flügeltüre ist in die Schlösser ver- das sinnlich farbige Moment ist von Bedeutung,
wiesen, wo sie, weit geöffnet, einem eleganten Man soll die Umgebung des Kindes möglichst in
gesellschaftlichen Treiben freien Durchgang ge- frischen, lebhaften Farben zu halten suchen. Aber
währt. Im bürgerlichen Wohnräume ist die ein- alle Künsteleien lasse man aus dem Spiel; die ein-
einflügelige, höchstens meterbreite Tür in den fachsten Farbenharmonien sind dem Kinde die
meisten Räumen die einzig richtige. (Fortsetz, folgt.) liebsten. Sie wirken stark auf seine Sinne, sie wecken

ARCHITEKT LUDWIG PAl'FENÜORF— KÖLN A. RH.

Kinder-Bett aus dem nebenstehenden Schlafzimmer.
 
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