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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schramm, W. H.: Über das Ätzen des Holzes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0094

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ÜBER DAS ÄTZEN DES HOLZES.

Von W. H. Schramm.

Ein Haus auf der Düne, gegen das der Nordsturm
tobt und unaufhörlich feinen Dünensand streut.
Das alte Fenster knarrt in den verrosteten Angeln und
bei einem mächtigen Anprall des Sturmes löst es sich
von den zierlichen gotischen Beschlägen, die durch irgend
einen Zufall daraufgekommen waren, und schlägt klirrend
zur Erde. . . .

Einem Manne zu Füssen, der helle Augen im Kopfe
hat. Er hebt es auf und betrachtet es. Die Scheiben
sind gänzlich erblindet und matt, das Holz ist rauh und
vergilbt und von tiefen Furchen durchzogen. Nur dort,
wo die Beschläge es vor Wetter und Sand schützten,
blieb es fest und weiss. Mit ganz scharfen Konturen
hebt sich da die Zeichnung heraus.

Wem unter Tausenden blitzen bei solchem Anblick
Erfindungsgedanken durch den Kopf ?

Man erzählt, dass es eben der Anblick eines solchen
durch Dünensand mattierten Fensters gewesen sei, der
den Anlass gegeben habe zu dem heute so wichtig ge-
wordenen Verfahren, Glas durch ein Sandstrahlgebläse
zu mattieren.

Könnte raan nicht vermuten, das meist bekannte
Verfahren zur Herstellung von Reliefholz stamme eben-
falls von der Düne'?

C. PHwa berichtet etwas sehr Ähnliches. Er sei
zur Ausarbeitung seines Sonnen-Kopierverfahrens auf Holz
(Supplement zum Zentralblatt für das gewerbliche Unter-
richtswesen in Österreich, XIV, S. 4) durch den Anblick
einer vom Sonnenlicht gebräunten Fichtenholztafel an-
geregt worden, auf der die Stellen, die vorher mit Metall-

(Nachdruck verboten.)

buchstaben bedeckt gewesen waren, eine scharfe helle
Zeichnung bildeten.

Sonnen-Kopierverfahren, Reliefholz! Heute schon
fast verklungene Namen! Und doch ist es erst wenige
Jahre her, dass sie zum erstenmal ertönten. Eine solche
Fülle von technischer Arbeit, eine solche gesunde, kunst-
gewerbliche Technik, wie sie etwa hinter dem Worte
»Reliefholz« steckt, kann und darf nicht verloren gehen.

Die Konstruktion unserer Wohngeräte bietet grosse,
ungegliederte Flächen. Um diese Flächen unter Ver-
meidung fremden Materials zu zieren, waren bis vor
kurzem im grossen ganzen nur zwei Techniken in Ge-
brauch, die Holzschnitzerei und die Intarsia. .

Die eine wirkte durch Plastik, die andere durch
die Farbe der eingelegten Holzarten. Eine durchaus
natürliche Mittelstellung nimmt nun die Relieftechnik
ein, die beide in messender Weise verbindet, bald mehr
durch Plastik, bald mehr durch Farbe und am häufigsten
durch beide zu wirken sucht. Am schönsten wirkt sie
durch Herstellung ganz flacher Ornamente auf hellem
oder dunklem Grunde, wodurch die Einförmigkeit grosser
Flächen, ohne doch den Flächencharakter zu stören,
viel glücklicher vermieden wird, als dies etwa nur durch
Bemalung geschehen könnte. Es ist eine alte Erfahrung:
was man auch greifen kann, wirkt mehr als das, was
man nur sieht. Das verwerfliche pastose Malen hat auch
darin einen gewissen Grund.

Eine Schilderung der dekorativen Wirkung des Flach-
reliefs hier zu geben, ist kaum notwendig. Die pracht-
vollen Erzeugnisse der Düsseldorfer Werke sind wohl

PLAFOND. ENTWORFEN UND AUSGEFÜHRT VON MALER HEIDELMANN—WEIMAR.
 
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