DOI Artikel:
Schulze, Otto: Wohnungs-Kunst, [5]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0223
INNEN-DEKORATION
WOHNUNGS-KUNST.
Von Otto Schulze in Elberfeld.
(Schluss aus dem Juni-Heft.)
Bisher hatten wir die historischen Stile der angesichts des kaum verjagten Erbfeindes anschickt,
Edlen und Ritter, der Kirche, der vornehmen mit dem Ausbau eines der schönsten Dome des
Geschlechter der Städte, der Fürsten und Könige, armen Deutschlands zu beginnen in Köln a. Rhein,
eines Kaisers — und am Ende der Reihe den Stil Die Architektur, das Rückgrat des großen Kultur-
der Bescheidenheit des Mittelstandes. Denn in lebens, war die erste Kunst, die wieder auf die
Schlössern hat es bekanntermaßen nie oder doch Füße kam, aber wie schon angedeutet, in mittel-
nur wenig gebiedermeiert. alterlichem Geiste. Die Malerei, oder vielmehr
Und wie ist der Sache Fortgang? Ungefähr Zeichnerei, wird ebenfalls mehr von diesem Geiste
so wie es der Berliner macht nach Festen, d.h. beherrscht; Overbeck, Veit, Steinle, Führich, Schrau-
wenn er lustig gewesen ist — er singt dann Heines dolph, Cornelius, Schnorr von Carolsfeld und einige
»Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so andere sind bei uns die bedeutendsten Künstler,
traurig bin .... In schweren Zeiten wird der Auch an andern Orten baut man Kirchen aus oder
Deutsche romantisch, er musiziert und dichtet, und neu, dann Museen, Parlamentsgebäude, Bahnhöfe,
wenn es ihm dann bei gehobener Stimmung wieder Jagdschlösser und andere profane Gebäude im Stil
wirtschaftlich besser geht, dann baut er Kirchen, der Gotik. Zwirner, Statz, Friedr. Schmidt, Ferstel,
denkt an Museen und läßt auch die bildende Haase, Heideloff u. a. sind Meister in dieser Periode.
Kunst wieder aufleben. So um 1840, wo man sich In München hat man sich auch kurz vorher
WOHNUNGS-KUNST.
Von Otto Schulze in Elberfeld.
(Schluss aus dem Juni-Heft.)
Bisher hatten wir die historischen Stile der angesichts des kaum verjagten Erbfeindes anschickt,
Edlen und Ritter, der Kirche, der vornehmen mit dem Ausbau eines der schönsten Dome des
Geschlechter der Städte, der Fürsten und Könige, armen Deutschlands zu beginnen in Köln a. Rhein,
eines Kaisers — und am Ende der Reihe den Stil Die Architektur, das Rückgrat des großen Kultur-
der Bescheidenheit des Mittelstandes. Denn in lebens, war die erste Kunst, die wieder auf die
Schlössern hat es bekanntermaßen nie oder doch Füße kam, aber wie schon angedeutet, in mittel-
nur wenig gebiedermeiert. alterlichem Geiste. Die Malerei, oder vielmehr
Und wie ist der Sache Fortgang? Ungefähr Zeichnerei, wird ebenfalls mehr von diesem Geiste
so wie es der Berliner macht nach Festen, d.h. beherrscht; Overbeck, Veit, Steinle, Führich, Schrau-
wenn er lustig gewesen ist — er singt dann Heines dolph, Cornelius, Schnorr von Carolsfeld und einige
»Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so andere sind bei uns die bedeutendsten Künstler,
traurig bin .... In schweren Zeiten wird der Auch an andern Orten baut man Kirchen aus oder
Deutsche romantisch, er musiziert und dichtet, und neu, dann Museen, Parlamentsgebäude, Bahnhöfe,
wenn es ihm dann bei gehobener Stimmung wieder Jagdschlösser und andere profane Gebäude im Stil
wirtschaftlich besser geht, dann baut er Kirchen, der Gotik. Zwirner, Statz, Friedr. Schmidt, Ferstel,
denkt an Museen und läßt auch die bildende Haase, Heideloff u. a. sind Meister in dieser Periode.
Kunst wieder aufleben. So um 1840, wo man sich In München hat man sich auch kurz vorher