DOI Artikel:
Lux, Joseph August: Architekt Hans Ofner, Wien
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0050
42
INNEN - DEKORATION
■■■MM
1 (fiMH
ARCHITEKT HANS OFNER.—WIEN. Ausstellungs-Raum in St. Pölten.
Wir stehen einem solchen Unrat von geschmack- glauben wollen, werden sie zum Schlüsse selber
losen, industriellen und sogenannten kunstgewerb- bestätigen. Anfangs allerdings mag es das Publi-
lichen Erzeugnissen gegenüber; wir haben gegen kum ein wenig paradox finden, wenn ihm gesagt
eine so bodenlose Unkultur unseres Publikums wird: »Der modernste unter den Künstlern war
zu kämpfen, dass diese, auch das Kleine und bisher offenbar der Schneider. Er hatte keine Stil-
Kleinste gestaltenden und ordnenden Talente, die Schrullen im Kopf wie der Tapezierer, der Möbel-
in der Gefolgschaft eines genialen grossen Künstlers tischler und heute noch der Grossteil der Archi-
arbeiten, unentbehrlich sind, wenn wir hoffen wollen, tekten. Er allein wurde mit seiner Aufgabe fertig,
dass die künstlerische Bildung, von der soviel ge- ohne die Rumpelkammer der grossen Historie zu
redet wird, sich in den Gebrauchsformen des Lebens plündern; er suchte weder den gotischen Stil,
wirklich äussere. Es hat daher seinen guten Grund, noch die Renaissance oder den Barock aufzu-
wenn ich sage, dass Hans Ofner Kulturarbeit leistet, wärmen, sondern er hielt sich — als wäre er ein
Dass er mit seiner Ausstellung nicht mehr und echter Künstler, an das Gegebene: an den Stoff
nicht weniger wollte, als dies, wird im Vorwort und an den Zweck. Aus dem weichen und schmieg-
seines Kataloges mit einigen prägnanten Sätzen samen Material baut er seine Gebilde streng nach
erläutert. Von allen Leuten, die sich für diese dem organischen Gesetze, dass sie dem Träger,
Dinge interessieren, ist zu verlangen, dass sie die dem Bedürfnisse und der Gegenwart passten. Sie
Grundsätze der künstlerischen Bildung kennen bestellen einen Salonanzug: was würden Sie sagen,
lernen und über die wichtigsten Kulturfragen selbst wenn er Ihnen ein Hans Sachs-Kostüm, ein Kleid
nachdenken. Dieses Nachdenken des Publikums a la Louis XV. brächte? Sie würden ihn mit
ist fruchtbar, und was die Leute anfänglich nicht seinem Mummenschanz zum Teufel jagen. Warum
INNEN - DEKORATION
■■■MM
1 (fiMH
ARCHITEKT HANS OFNER.—WIEN. Ausstellungs-Raum in St. Pölten.
Wir stehen einem solchen Unrat von geschmack- glauben wollen, werden sie zum Schlüsse selber
losen, industriellen und sogenannten kunstgewerb- bestätigen. Anfangs allerdings mag es das Publi-
lichen Erzeugnissen gegenüber; wir haben gegen kum ein wenig paradox finden, wenn ihm gesagt
eine so bodenlose Unkultur unseres Publikums wird: »Der modernste unter den Künstlern war
zu kämpfen, dass diese, auch das Kleine und bisher offenbar der Schneider. Er hatte keine Stil-
Kleinste gestaltenden und ordnenden Talente, die Schrullen im Kopf wie der Tapezierer, der Möbel-
in der Gefolgschaft eines genialen grossen Künstlers tischler und heute noch der Grossteil der Archi-
arbeiten, unentbehrlich sind, wenn wir hoffen wollen, tekten. Er allein wurde mit seiner Aufgabe fertig,
dass die künstlerische Bildung, von der soviel ge- ohne die Rumpelkammer der grossen Historie zu
redet wird, sich in den Gebrauchsformen des Lebens plündern; er suchte weder den gotischen Stil,
wirklich äussere. Es hat daher seinen guten Grund, noch die Renaissance oder den Barock aufzu-
wenn ich sage, dass Hans Ofner Kulturarbeit leistet, wärmen, sondern er hielt sich — als wäre er ein
Dass er mit seiner Ausstellung nicht mehr und echter Künstler, an das Gegebene: an den Stoff
nicht weniger wollte, als dies, wird im Vorwort und an den Zweck. Aus dem weichen und schmieg-
seines Kataloges mit einigen prägnanten Sätzen samen Material baut er seine Gebilde streng nach
erläutert. Von allen Leuten, die sich für diese dem organischen Gesetze, dass sie dem Träger,
Dinge interessieren, ist zu verlangen, dass sie die dem Bedürfnisse und der Gegenwart passten. Sie
Grundsätze der künstlerischen Bildung kennen bestellen einen Salonanzug: was würden Sie sagen,
lernen und über die wichtigsten Kulturfragen selbst wenn er Ihnen ein Hans Sachs-Kostüm, ein Kleid
nachdenken. Dieses Nachdenken des Publikums a la Louis XV. brächte? Sie würden ihn mit
ist fruchtbar, und was die Leute anfänglich nicht seinem Mummenschanz zum Teufel jagen. Warum