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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Freund, Frank E. Washburn: Die Münchener Kunstausstellung in der Londoner Grafton Gallery
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Uhde-Bernays, Hermann: Die Kunstausstellung in Mailand 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0459

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-^ö> DIE KUNSTAUSSTELLUNG IN MAILAND 1906 <^?-

winnbringend in jeder Hinsicht erweisen werde. Den
einen vortrefflichen Dienst wird sie in London auf
jeden Fall leisten, hier, um es populär auszudrücken,
einmal etwas Leben in die künstlerische Bude zu
bringen, Anregungen und Samenkörner auszustreuen,
die vielleicht auf noch aufnahmefähigen Boden fallen
und Frucht zeitigen werden. Daß sie des weiteren ein
Verständnis für deutsche Art und deutsches Kunst-
fühlen und -gestalten vorbereitet, wird der geistigen
Annäherung der beiden Völker nur förderlich sein.

F. e. W. Freund-London

DIE KUNSTAUSSTELLUNG IN MAI-
LAND 1906

lAer großen Mailänder Weltausstellung, die zur
*-* Eröffnung der Simplonbahn abgehalten wird, ist
eine umfangreiche Kunstausstellung angeschlossen,
welche indessen nur für die italienische Kunst der
Gegenwart ihre 54 Säle geöffnet hat. Es ist eine
wenig dankbare Aufgabe, sich mit einer Anzahl von
Bildern befassen zu müssen, die mehr noch als die
üblichen Ausstellungen in Rom und Venedig eine
absolute Nichtigkeit dokumentieren. Und dies in
einer so erstaunlichen und erschreckenden Weise,
daß selbst die wenigen Künstler, denen bestimmte
Qualitäten außer der technischen Fertigkeit, die sie
im großen und ganzen ja alle besitzen, nicht abzu- h. j ed. evenepoel Selbstbildnis
sprechen sind, in der allgemeinen Trostlosigkeit Ausstellung der Berliner Sezession

untergehen. Ein besonderer Saal ist zugewiesen
dem Venezianer Ettore Tito, dessen dekorative

Arbeiten trotz der Ungleichheit, die an ihnen häufig als eine nunmehr erledigte Aufgabe darstellt, drängt
stört, auch bei uns Anklang gefunden haben. Er sich der Wunsch nach einer endlichen Konzentrierung
zeigt hier eine überraschende Vielseitigkeit, nicht auf ein bestimmtes Arbeitsfeld auf. Reeht selbständig
gerade zu seinem Vorteil, indem er außer einem hat Carcano gearbeitet. Seine Stimmungen in lich-
buntleuchtenden Fischmarktsubtile Interieurs, Genre- tem Grau und Weiß, seine Meeresbilder zeigen ein
bildchen, Porträts und endlich sogar allegorische feinsinnig empfindendes, aber allzu monotones Aus-
größere Stücke ausstellt. Bei dieser Sucht, sich drucksvermögen. Von der Familie Ciardi bekundet
immerfort neue Probleme zu stellen, deren Lösung Güglielmo das meiste Talent. Er hat sich mit großer
aber keine neuen Werte für den eigenen künstle- Routine in das Irrlichtelieren Turnerscher Licht-
rischen Fortschritt bedeutet, sondern nichts anderes behandlung und den nassen Nebeldunst Corots

hineingesehen. Bei der
guten Technik, die er be-
sitzt, würde er für seine
Landsleute den brauch-
baren Lehrer abgeben,
der ihnen schon lange
not tut. Mit sentimentaler
Nachempfindung und
obligater Stimmungsma-
lerei nach bestimmtem
Schema, bedingt durch
die bedenklichen Wün-
sche italien fahrender Par-
venüs, schafft man keine
echte Kunst. Leider hat
Grosso sich ganz fern-
gehalten. Seine Porträts
sind immer wertvoll ge-
wesen. Der Sinn für
das Repräsentative, ein
Haupterfordernis des
Porträts, sofern es nicht
skizzenhaft oder photo-
graphisch wirken will,
wäre bei den Italienern
wohl auszubilden. Da
sind vor allem bei den
lombardischen Künstlern

p. Gauguin Geburt Christi 8ute Ansätze. Als ge-

Aussiellung der Berliner Sezession borener Schauspieler be-

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