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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Die Beuroner Kunstschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0276

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teilung, nach Keplers Ausdruck „das Mann-Weib"
in sich schließt.

Wer von diesen Urwahrheiten, welche wir hier
nur andeuten konnten, keine Ahnung hat, der ist
kein Künstler; ihm leuchtet das höhere Licht
nicht; er kann höchstens machen, nicht schaffen,
weil er nicht unterscheiden kann.

In diesen Worten ist Lenz ganz er selbst,
man hört, nun er über 70 Jahre alt ist, keine
andern von ihm über Kunst. Dies sein Pro-
gramm, in der Einsamkeit gereift nach langen
Jahren des Studiums und des Verkehres mit
der Welt.

Er hatte einen Freund auf der Insel Rei-
chenau, den Arzt Bensinger, der in seinen
Mußestunden den Zahlengeheimnissen, welche
der Musik zugrunde liegen, nachspürte und

die Ergebnisse in geometrischen Darstellun-
gen festzulegen suchte. Lenz seinerseits
suchte beständig nach festen Normen für den
menschlichen Körper. Hier auf der Insel Rei-
chenau las er ein Büchlein: „Der Gregoria-
nische Choral von P. Benedikt Sauter" und er
äußerte sich, daß dieser Mönch gerade das
von der Musik behauptete, was er in der
bildenden Kunst anstrebte. Da Beuron in
der Nähe liegt, ging er dahin, und so kam er
mit der Stifterin des erst kurzbestehenden
Klosters in Verbindung, mit der Fürstin Ka-
tharina von Hohenzollern, die, den Wert des
Mannes in echt weiblicher Art erratend, ihm
den Auftrag gab, eine Kapelle zu Ehren des
hl. Maurus zu bauen (Abb. S. 241). Dies

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