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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Pauli, Gustav: Die deutsche Ausstellung in der Kunsthalle zu Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0392

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heinrich zügel zeichnung
Frühjahrsausstellung der Münchener Secession

DIE DEUTSCHE AUSSTELLUNG
IN DER KUNSTHALLE ZU BREMEN

Von Gustav Pauli

Am 15. Februar ist in der Kunsthalle wieder eine
von den großen Frühjahrsausstellungen eröffnet
worden, die alle zwei Jahre stattfinden. Sie umfaßt
350 Gemälde, fast 300 Drucke und Zeichnungen
und etwa 180 plastische Arbeiten und erreicht ein
Niveau, das denen der besten deutschen Ausstel-
lungen gleich zu achten ist — das heißt, sie unter-
scheidet sich darum doch von den Münchner und Ber-
liner Secessionsausstellungen insofern, als sie nicht
die Ausstellung einer Kunstzentrale ist. Und das
bedeutet eine prinzipielle Unterscheidung. In einer
großen Kunststadt, in der die Stile — und Moden —
gemacht werden, erwartet man, über das Neueste
auf dem laufenden gehalten zu werden. Außerdem
aber wird, und mit vollem Recht, der Charakter der
lokalen Kunstübung überall den Ton angeben. In
der Provinz genießt man als Entschädigung für so
manches, das man entbehren muß, wenigstens den
Vorteil, sich freier bewegen zu können. Man darf,
weniger gehemmt durch Rücksichten auf Lokalgrößen
und Lokaltraditionen, das Gute nehmen, woher man
es bekommen kann und braucht sich auch nicht auf
das Allerneueste zu beschränken. Der erfahrene
Ausstellungsreisende wird daher in Bremen manche
alte Bekannte, von denen er sich in München, Ber-
lin, Venedig, Mannheim verabschiedet hatte, mit dem
Lächeln der Erkennung begrüßen. Sie werden ihm
nicht unwillkommen sein, denn gute Bilder sieht
man ebensogern wieder wie bessere Menschen. Sie
haben beide die Gabe, einem jedesmal etwas Neues
und Angenehmes sagen zu können.

In Bremen halten sich die Schulen des Nordens
und des Südens ziemlich genau die Wage. Aus
Berlin sind Liebermann, Corinth und Slevogt
mit bekannten Hauptwerken vertreten. Als neu no-
tiere ich ein ausgezeichnetes Porträt des Bremer

Bankiers G. Wolde von Liebermann, ein farben-
frisches Erdbeerstilleben von Slevogt und einen
liegenden weiblichen Akt von Corinth, ein stür-
misch hingemaltes Stück Menschenfleisch. Von den
jüngeren Kräften, die sich um jenes Dreigestirn
scharen, fehlt kaum einer, der ernstlich in Betracht
käme. — Ein anderer Akzent der Ausstellung liegt
auf den Werken jener klassischen Münchner Schule,
die ihren Hauptvertreter in den siebziger und acht-
ziger Jahren in Leibi fand. Da finden wir glänzende
ältere Bilder von Trübner, Stilleben von Schuch
und Albert Lang, ein köstliches frühes Selbst-
porträt von Habermann (im Hut) neben Bildnisstu-
dien Leibl's und älteren Landschaften Thomas.
Sie vertragen sich alle gut zusammen und machen
wohl den am reinsten abgestimmten Saal der Aus-
stellung aus. Unter den vier älteren Arbeiten Len-
bachs, die vorhanden sind, scheint mir die wert-
vollste ein bisher unbekannter weiblicher Studien-
kopf aus dem Besitze der Frau Dr. H. H. Meier zu
sein. Demselben Hause entstammt eine kleine Por-
trätstudie Albert v. Kellers mit einer köstlichen
Harmonie von Grau und Ziegelrot. Unter den übri-
gen Münchnern ragen Zügel, von Stuck, Sch rMW-
Zittau, Schlittgen und Herterich mit Haupt-
bildern hervor. Aus Düsseldorf ist von Gebhardt mit
bekannten älteren und neueren Werken (dem Tod
Mosis, der Kreuzigung und Christus u. Nikodemus)
erschienen, und der Begabteste unter den Jüngeren,
Gerhard Janssen, mit der >Dollen BoeU, die aus
dem Besitz der Wiesbadener Galerie gütigst zur
Verfügung gestellt wurde.

An einer ganz besonders farbenfrohen Wand be-
gegnen sich Max Buri und Emil Rudolf Weiss.
Die Worpsweder treten diesmal mehr zurück, oder
vielmehr sie gehen in einer Kollektivausstellung

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