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1
l CARL STRATHMANN
J Von Walter Rothes
Diejenigen modernen Künstler, welche nicht man nicht alle in dieses Malers „dekorativer",
auf der „breiten Heerstraße mit dem „ornamentaler" Kunst zusammengetragen wis-
ij großen Haufen" wandeln, die nicht Mode ge- sen? Mosaikwirkung, byzantinische und assy-
5 wordenen Richtungen und Gruppen anhangen, rische Elemente, Erinnerungen an arabische
h sondern ganz selbständig ihre eigenen Wege Motive, an das Rokoko, Hinweise auf die
3 gehen, hatten von jeher mit großen Schwierig- Mystik der englischen Präraffaeliten und deren
'} keiten zu kämpfen, um ihrer Sonderart im Ausläufer bis zu dem gespenstig grotesken
1 herrschenden Kunstbetriebe Geltung zu ver- Aubrey Beardsley — Strathmanns Mutter war
J schaffen und ihren Werken auf dem Kunst- eine Engländerin —, holländische, speziell ^
n markte Beachtung zu sichern. Nur wenigen javanische Eigentümlichkeiten — man hat ihn
J war und ist es vergönnt, mit ihrer Eigenart mit Jan Toorop verglichen —, nicht zu ver-
^ zu siegen und für die Früchte ihres Schaffens gessen : Stilisierung nach Art der Japaner — £j
3 jene Bewunderung weiter Kreise zu erzwingen, all dies hat man in Strathmanns Kunst emp- g
D auf die sie, ihrer Bedeutung nach, Anspruch funden und entdeckt, all dies, harmonisch
J hatten. Zu diesen wenigen gehört zweifellos vereint, ist Strathmanns Stil.
< Carl Strathmann. Begreiflich ist es schon, daß eine so eigen-
'l Kritik und Kunstfreunde sehen sich seit artige und schwer zu entziffernde Künstler-
J Jahrzehnten veranlaßt, sich mit Strathmanns natur zuerst nicht richtig erkannt und ver-
i) bedeutender Eigenart, die immer wieder Neues standen wurde, ja selbst von denjenigen nicht,
J und Aufsehen Erregendes gebiert, zu befassen, die den jungen Kunstschüler ausbilden sollten.
h Weder in Nord- noch in Süddeutschland, wo Es darf nämlich verraten werden, daß Carl
3 er in München seinen Wohnsitz hat, kom men Strathmann, der in den Jahren 1882—86 an
2 die Stimmen über ihn zum Schweigen. Einig der Düsseldorfer Akademie unter den Pro-
!j ist man darüber, daß seine glänzende, be- fessoren Lauenstein und Crola studierte, von
i stechende Kunst im vollsten Sinne des Wortes dort wegen „Talentlosigkeit" entlassen wurde.
i „originell" ist. Man hat erkannt, daß Strath- Das war schmerzlich, zumal der „Talentlose"
J mann ein „Outsider" ist, der seine eigenen ein Düsseldorfer Kind war, am ll.Septem-
J Wege geht, man hat seine Kunst als „sonder- ber 1866 in dieser schönen rheinischen Indu-
3 lieh" charakterisiert und ihn als einen „Sonder- striestadt als Sohn des Fabrikbesitzers und
) ling". Aber welche Elemente hat man nicht späteren Konsuls von Chile, Carl Strathmann,
J alle in seiner „originellen", „sonderlichen" geboren wurde, wenn er auch den größeren
i Kunst gefunden? Welche Bestandteile will Teil seiner Jugend und seiner Schulbildung in
Die Kunst für Alle XXIX. 22. 15. August 1914
505
64
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l CARL STRATHMANN
J Von Walter Rothes
Diejenigen modernen Künstler, welche nicht man nicht alle in dieses Malers „dekorativer",
auf der „breiten Heerstraße mit dem „ornamentaler" Kunst zusammengetragen wis-
ij großen Haufen" wandeln, die nicht Mode ge- sen? Mosaikwirkung, byzantinische und assy-
5 wordenen Richtungen und Gruppen anhangen, rische Elemente, Erinnerungen an arabische
h sondern ganz selbständig ihre eigenen Wege Motive, an das Rokoko, Hinweise auf die
3 gehen, hatten von jeher mit großen Schwierig- Mystik der englischen Präraffaeliten und deren
'} keiten zu kämpfen, um ihrer Sonderart im Ausläufer bis zu dem gespenstig grotesken
1 herrschenden Kunstbetriebe Geltung zu ver- Aubrey Beardsley — Strathmanns Mutter war
J schaffen und ihren Werken auf dem Kunst- eine Engländerin —, holländische, speziell ^
n markte Beachtung zu sichern. Nur wenigen javanische Eigentümlichkeiten — man hat ihn
J war und ist es vergönnt, mit ihrer Eigenart mit Jan Toorop verglichen —, nicht zu ver-
^ zu siegen und für die Früchte ihres Schaffens gessen : Stilisierung nach Art der Japaner — £j
3 jene Bewunderung weiter Kreise zu erzwingen, all dies hat man in Strathmanns Kunst emp- g
D auf die sie, ihrer Bedeutung nach, Anspruch funden und entdeckt, all dies, harmonisch
J hatten. Zu diesen wenigen gehört zweifellos vereint, ist Strathmanns Stil.
< Carl Strathmann. Begreiflich ist es schon, daß eine so eigen-
'l Kritik und Kunstfreunde sehen sich seit artige und schwer zu entziffernde Künstler-
J Jahrzehnten veranlaßt, sich mit Strathmanns natur zuerst nicht richtig erkannt und ver-
i) bedeutender Eigenart, die immer wieder Neues standen wurde, ja selbst von denjenigen nicht,
J und Aufsehen Erregendes gebiert, zu befassen, die den jungen Kunstschüler ausbilden sollten.
h Weder in Nord- noch in Süddeutschland, wo Es darf nämlich verraten werden, daß Carl
3 er in München seinen Wohnsitz hat, kom men Strathmann, der in den Jahren 1882—86 an
2 die Stimmen über ihn zum Schweigen. Einig der Düsseldorfer Akademie unter den Pro-
!j ist man darüber, daß seine glänzende, be- fessoren Lauenstein und Crola studierte, von
i stechende Kunst im vollsten Sinne des Wortes dort wegen „Talentlosigkeit" entlassen wurde.
i „originell" ist. Man hat erkannt, daß Strath- Das war schmerzlich, zumal der „Talentlose"
J mann ein „Outsider" ist, der seine eigenen ein Düsseldorfer Kind war, am ll.Septem-
J Wege geht, man hat seine Kunst als „sonder- ber 1866 in dieser schönen rheinischen Indu-
3 lieh" charakterisiert und ihn als einen „Sonder- striestadt als Sohn des Fabrikbesitzers und
) ling". Aber welche Elemente hat man nicht späteren Konsuls von Chile, Carl Strathmann,
J alle in seiner „originellen", „sonderlichen" geboren wurde, wenn er auch den größeren
i Kunst gefunden? Welche Bestandteile will Teil seiner Jugend und seiner Schulbildung in
Die Kunst für Alle XXIX. 22. 15. August 1914
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