Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

DOI Artikel:
Das Musée Rodin
DOI Artikel:
Münchner Kunstfragen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0369

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
§II(2XSSX9S>^(2^9SX9(2XSSX9SX9I2X9SX£)QXS
I ersten Stockwerk führt, Aufstellung gefunden. Ich werde nie das Wort, das Rodin einmal )
i Der Gesamteindruck der Säle im ersten Stock vor einem kleinen kopflosen Fauntorso von j
i ist von größter Wirkung. Die Sorgfalt, die Praxiteles ausgesprochen hat vergessen: „Er {
l Rodin bei Aufstellung jedes einzelnen seiner hat keinen Kopf, aber er lächelt trotzdem." (
1 Werke hat walten lassen, ist augenfällig. Seit Glückliches Schicksal der Dinge, wenn sie
1 langem arbeitet er ja in der Tat daran, diese die Atmosphäre und die Umgebung gefunden
Werke in das Licht und an den Platz zu haben, welche ihnen so oft in den schönsten
stellen, in welchem sie am vorzüglichsten zur Museen fehlen!
i Geltung kommen. Nicht eine Museumsord- Die Sammlungen Rodins umfassen 'außer-
i nung hat hier Platz gegriffen, sondern die dem Fragmente von höchstem Werte von
i Ordnung durch den Schöpfer selbst. Blöcke, Phidias, römische Torsi und Büsten, mittel-
i die von oben gesehen sein sollen, sind auf alterliche Darstellungen der Jungfrau und
1 Sockel aufgestellt, deren Höhe diesen Anfor- Christi, Werke der Renaissance, japanische
1 derungen in genauester Weise angemessen ist. und chinesische Antiken, persische Stoffe und
So wird der Meister uns einst sein Werk in einige sehr schöne ägyptische Statuen.
[ der vollendetsten Darbietung, die sich denken Und endlich, um nicht eine der packendsten
I läßt, hinterlassen. Seiten seines Werkes zu vergessen, sei noch
An anderer Stelle finden wir die Skizzen erwähnt, daß eine riesige Zahl von Zeich-
i zu den Statuen und Denkmälern, welche die nungen des Meisters im Hotel Biron aufgestellt
i ganze Welt kennt. Einige davon sind in ver- sind, Zeichnungen von Antiken, die die ersten
I schiedenen Exemplaren vorhanden und wenn Kunstversuche Rodins zeigen, Gouachezeich-
I man das erste mit dem zweiten und dritten nungen und Federzeichnungen, die letzteren
' vergleicht, so entdeckt man das Tasten des wohl die charakteristischsten Beispiele dieser
schöpferischen Gedankens, bis er zum voll- Art von seiner Hand.
endetsten Ausdruck gelangt ist. Auch Skizzen Schon unsere kurze Aufzählung muß die
( zu Entwürfen, die nicht zur Ausführung ge- außerordentliche Bedeutung dieser Schöpfung
) langt sind, haben in dieser Abteilung ihre für Frankreich unzweifelhaft erscheinen lassen,
) Aufstellung gefunden. und diese Bedeutung besteht nicht nur für
) Eine zweite Abteilung zeigt die Gipsmodelle unsere heutigen Tage, denn wie die Kunst
5 und Bronzereproduktionen aller Werke des Rodins für alle Zeiten leben wird, wird auch
} Meisters, die Fülle, die sich hier auftut, ist die hier in so vollendeter Form erfolgte Auf-
| überwältigend. Nichts kann von der erstaun- Stellung seines Lebenswerkes für die künftige
liehen Vielseitigkeit des Rodinschen Werkes plastische Kunst eine Mission erfüllen und
eine bessere Vorstellung geben, als diese mit der gleichen Genugtuung, mit welcher
( Sammlung. das Projekt von allem Anfang an in Frank-
Weiterhin folgen Gruppen in Marmor, reich begrüßt worden ist, sieht man der dem-
I Bronze, Terrakotten. nächst erfolgenden Eröffnung dieses Museums, ^
Seine Antikensammlung hat Rodin ver- welches im Kunstleben eine so eigenartige ro
I standen, zu einer außerordentlich reichen und Stellung einnehmen wird, entgegen. g
vielseitigen auszugestalten. Es ist ihm dies _ £
durch Ankäufe gelungen, die er, sich oft dem g
Zufall überlassend, auf seinen Promenaden MÜNCHNER KUNSTFRAGEN r
I in Paris gemacht hat. Aufgestellt ist diese @
Sammlung im Hotel Biron jetzt noch nicht, Qeit langem beschäftigt die Gemüter der Münchner K
man kann sie aber in Menden in der Besitzung ^ Kunstfreunde die Frage des Neubaus einer 5
man Kann sie aber in meuüon in der Besitzung, staatIichen „Modernen Galerie". Im Etat des Kultus- t
) die der Meister dort hat, sehen. Sie zeigt ministeriums sind dafür 21 2 Millionen Mark einge- K
) er seinen Besuchern stets in erster Linie, setzt, die der Landtag jetzt bewilligen soll. Er wird ß
> Im Hotel Biron werden die wichtigsten Stücke nicht ohne weiteres Ja und Amen sagen. Er wird ß
) j-___ o _ 1 • -!._«•«. xv' • die leidige Bauplatzfrage akut machen und wird fi
dieser Sammlung in ähnlicher Weise wie in hinweiseBn auf /ie vorz> Iiche Neuordnung, die Pro- h
j Meudon, im Freien, also in dem Licht, für fessor Heinz Braune in der Neuen Pinakothek vor- ra
( welches sie einstens geschaffen wurden, Auf- nahm und die den Besitz des bayerischen Staates K
Stellung finden. Rodin legt darauf großen an hervorragenden Werken neuerer Kunst vorteil- S
( yg,__. , . . -n , , . , haft zur Geltung bringt. Es wird auch neuerdines W
Wert, und er hat Recht daran, denn wir werden die Forderung faut w?rde„, einen Teil der Staats-
) auf diese Weise den Genuß haben, diese ankaufe der Provinz, d. h. den Provinzhauptstädten, P
5 Antiken einmal wegen der ihnen innewohnenden zukommen zu lassen. Das ist ein Verlangen, dem ß
} Schönheit zu bewundern und dann auch wegen wohT1 niemand bereitwilliger entsprechen wird, als fi
J j__ j .. . , , , dt.. die Leitung unserer Staatssammlungen selbst. Denn C
> der Art der Darbietung, welche der größte Bild- unter denVerken, die sie als Erbe ihrer Vorgän- p
( hauer unserer Epoche ihnen anzuweisen weiß. gerinnen übernahm, sind viele, die zwar eine pro- K

334
 
Annotationen