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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Wolf, Georg Jacob: Über Wilhelm Leibl
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Hans von Marées und seine Zeitgenossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0031

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< gleichzeitig sitzen, obwohl er einmal drei Mo- übergetreten : ihm durfte aus der Gruppe, die er
>) nate hindurch nur an den Gewanddetails der sich zu einer malerischen Einheit zusammen-
„geraden Jungfer" im Vordergrunde arbeitete, geschlossen hatte, wie man ein Stilleben kom-
Bei den „Wildschützen" mußte er einmal auf poniert, auch nicht das Kleinste fehlen.
Wochen die Arbeit unterbrechen, weil einer Vielleicht sagt jemand — und sagt das in
der Gesellen eine Augenentzündung hatte. Was Hinblick auf Leibis ganze Art zu arbeiten,
aber den „Jäger" anlangt, so erzählt Anton das sei kleinlich. Auch Perfall hielt das ein-
von Perfall, der zu dieser Gestalt Modell stand, mal Leibi vor und nannte ihn einen verbohrten
Leibi habe ihn, trotz der bitteren November- Düftler. Aber da schickte ihn Leibi mit Worten
kälte, auch dann noch nicht aus seiner unbe- heim, die blitzhaft die Absichten seiner Kunst
quemen Stellung befreit, als er wochenlang nur beleuchten: „Düftler", sagte er, „ja, so nennt
an dem mit peinlicher Treue wiedergegebenen ihr den, der es ehrlich meint. Und kleinlich!
Geäste des alten Weidenbaumes malte —und das Es gibt nichts Kleinliches in der Natur. Nur
ist es, was ich meinte, als ich behauptete, Leibi machen muß man's können!"
sei allen Erscheinungen, wie Stilleben gegen-

HANS VON MAREES UND SEINE ZEITGENOSSEN
Ueber Hans von Marees wird seit der Buch an dieser Stelle besprochen und nament-
Veranstaltung der beiden Marees-Ausstel- lieh sein Wert in Hinblick auf die Analyse
lungen in München und Berlin außerordentlich der technischen Absichten und Anschauungen
viel geschrieben, und zumeist recht ungereimtes Marees betont worden. Nun aber liegt zugleich
Zeug, das Marees Absichten und Ziele impu- mit anderen Aufsätzen Fiedlers auch sein tief-
tiert, die ihm nie und nimmer vorschwebten, schürfender Essay über Marees in einem Neu-
Diese Aeußerung richtet sich nicht gegen druck seiner soeben (1913) bei Piper in München
Meier-Gräfes gründliches, mit Sorgfalt und erscheinenden, von Hermann Konnerth heraus-
Liebe aus kleinen Bausteinen zusammenge- gegebenen „Schriften über Kunst" (1. Band) vor.
tragenes dreibändiges Marees-Werk, das in Der Wert dieser Studie beruht nicht zuletzt auf
einer ausführlichen Biographie, in einem ganz der intimen Bekanntschaft Fiedlers mit Marees,
ausgezeichneten Katalog und in dem Briefband deren Zeugnis sie ist. Pidoll hat nur den
eine Ueberfülle vorher unbenützten Materials späteren Marees kennen gelernt und hat den
vor uns ausbreitet. Weg zu ihm von Böcklin aus genommen.
Dennoch werden dadurch zwei frühere Arbei- Fiedler dagegen kann von einer Bekanntschaft,
ten über Marees nicht überflüssiggemacht, deren die er schon 1866/67 in Rom mit Marees
besonderer Wert darin liegt, daß ihre Autoren machte, berichten. Und Fiedler kam — das

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dem Künstler in vertrautem langjährigem Um- ist besonders wichtig! — von Feuerbach
gang sehr nahestanden. Es handelt sich um die her zu dem problematischen Meister. Es ist (
Broschüre des Marees-Schülers Karl von interessant, Allgeyer in seiner Feuerbach-Bio- )
Pidoll, der im Jahre 1890 einen Privatdruck graphie über die Abkehr Fiedlers von Feuer- \
unter der Ueberschrift „Aus der Werkstatt bach erzählen zu hören. Allgeyer berichtet: )
eines Künstlers, Erinnerungen an den Maler „Es war im Sommer 1869. Feuerbach befand i
Hans von Marees aus den Jahren 1880—81 sich in Deutschland . . . Die äußere Lage j
und 1884—83" erscheinen ließ, und um eine war wieder einmal von beängstigender Unsicher- (
Studie Konrad Fiedlers, erschienen 1889, heit. „Was ist denn", frug ich Feuerbach (
und den kunsttheoretischen Schriften dieses bei Gelegenheit einer persönlichen Begegnung, (
gelehrten Mäzen einverleibt. (Von dem näm- „was ist denn mit dem jungen Leipziger Mäzen*),
liehen Autor wurde im Dezember 1889 her- warum greift der nicht helfend ein?" Da
ausgegeben: „Bilder und Zeichnungen von Hans richtete sich Feuerbach in die Höhe, als ob
von Marees, seinem Andenken gewidmet." er physisch wachsen wollte und erwiderte:
50 Blätter. Privatdruck. München, Verlags- „Lassen wir dies! Fiedler glaubt einen größeren (
anstalt Bruckmann. — Auch in Zeitungs- als mich in Hans von Marees gefunden zu j
i artikeln usw. hat sich Fiedler verschiedentlich haben. Warten wir's ab!"
I über seinen Freund geäußert.) Pidolls „Werk- Natürlich mußte die Hinkehr Fiedlers zu <
I statt eines Künstlers" wurde 1909 neu aufgelegt Marees in das einst ziemlich enge Verhältnis (
I und damit einem größeren Kreis von Kunst- -
| freunden zugänglich gemacht. Damals ist das *) Konrad Fiedler

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