Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

DOI Artikel:
Ėttinger, Pavel D.: Valentin Alexandrowitsch Ssjerow
DOI Artikel:
Die Neuordnung der bayerischen Galerien und Museen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0439

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X90X9B
J mit Renntier-Staffage — ein solches hat seiner- und die Zarewna Elisabeth auf der Jagd"
;j zeit Prinzregent Luitpold erworben — hatte (Abb. S. 391), sticht die dahinrasende, glänzende
5 er außerdem von einer Reise nach dem hohen Hofgesellschaft geradezu meisterhaft von dem
J Norden (1894) mitgebracht, und ganz aus- stillen, russischen Dorf ab, das erstaunt auf
y gezeichnet sind die landschaftlichen Hinter- die ungewohnte Kavalkade zu schauen scheint.
2 gründe in seinen historischen Bildern be- Und wenn in „Peter dem Großen" — die
y handelt, welche letztere ein besonderes Kapitel Gestalt des Zaren-Reformators hat dem Künstler
<( im Oeuvre Ssjerows bilden. In dem gelungensten noch zu andern, leider unvollendet gebliebe-
und temperamentvollsten der drei Guasche- nen Kompositionen Anlaß gegeben — die
bilder, die er für ein Prachtwerk über die Schärfe Ssjerowscher Charakteristik vor allem
kaiserlichen Jagden komponierte, „Zar Peter II. in den Silhouetten des trotz Wind und Wetter
mit seinen Architekten und Ingenieuren daher-
schreitenden Erbauers St. Petersburgs zutage
tritt, so ist hier nicht minder intuitiv und
malerisch wirksam die ungastliche Natur der
aus einem Morast erstehenden Newahauptstadt
wiedergegeben.
Landschaftlich angeregt wurde Ssjerow
schließlich wieder von der 1907 gemeinsam
mit Leon Bakst unternommenen Reise nach
Griechenland und Kreta, welche vielleicht auch
nicht ohne Einfluß auf die bald nachher ein-
getretene Belebung seiner Palette geblieben
war. Die starken Eindrücke dieser Reise soll-
ten dann in zwei größeren Gemälden „Odysseus
und Nausikaa" und „Der Raub Europas" zum
Ausdruck kommen, von denen mehrere, aber
nicht zu Ende geführte Varianten vorhanden
sind. Die endgültig harmonische Lösung für
seine Vorstellung der primitiven, hellenisti-
schen Welt und ihrer Mythen hat der Künstler
hier nicht gefunden, doch spürt man zweifel-
los etwas Elementar-Pantheistisches in diesem
prächtigen, braungelben Stier, der so mächtig
die blaue Meeresflut durchfurcht, und auf dessen
Rücken Europa, einer frühgriechischen Skulp-
tur gleich, kauert. Jedenfalls ist hier eine
durchaus originelle, neue Darstellung des so
oft gemalten Mythus geboten, die man nur
ungern missen würde.
Valentin Alexandrowitsch Ssjerow war ein
ganzer Künstler, dem nichts wahrhaft Künst-
lerisches fremd war und dessen Verlust man
um so schmerzlicher empfindet, je tiefer man
sich in sein Werk versenkt.
DIE NEUORDNUNG DER BAYERISCHEN
GALERIEN UND MUSEEN

I


Wieman nach verschiedenen Anzeichen erwarten
muf:

nßte, ist in der Angelegenheit der Neuord-
nung der bayerischen Galerien im bayerischen Land-
tag (Finanz-Ausschuß) ein Rückzug der Staatsre-
gierung erfolgt. Man erinnert sich, daß die Regierung
ursprünglich den Vorschlag vertrat, an der Prinz-
regentenstraße, gegenüber dem Nationalmuseum,
einen Museumsneubau nach Plänen Emanuel von
Seidls errichten zu lassen, der die „Moderne Galerie",
d.h. die im Staatsbesitz befindlichen Gemälde neuerer
Meister, die Graphische Sammlung und das Münz-
U v. ssjerow m. a. morosow (1902) kabinett räumlich vereinigen sollte. Dem gegenüber

398
 
Annotationen