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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Hans von Marées und seine Zeitgenossen
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Gedanken über die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0036

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„Marees erste Ratschläge
waren: Viel aus dem Ge- i
dächtnisse, ohne Modell zu j
arbeiten, viel aus der Natur
und aus dem Kopf zu zeich- I
nen und selber in Marmor j
zu arbeiten". . . (Reinhold '
Begas und Hildebrand rühm-
te Marees, weil sie frei im «
Marmor zu schaffen ver- V
möchten). n
„Sie müssen", sagte Ma- Q
rees gleich anfangs, „erst P
vieles verlernen, ehe Sie gute G
Kunstwerke machen kön- y
nen." 1h der Tat dauerte «
es Jahre, bis Volkmann die V
schlechten Angewohnheiten «
der Akademie überwunden Y
hatte. fi
Weiterhin heißt es:„ Wäh- {
rend Marees mir zunächst f
empfohlen hatte, viel aus d
dem Gedächtnis zu arbeiten V
und möglichst nur zeichne- £
rische Studien nach dem Mo- >
dell zu machen, riet er mir, r,
als er sah, wie wenig ich l
den menschlichen Körperbe- P
herrschte — denn das lernte (j
man auf der Akademie nicht, C
man lernte aus Modell und G
Antike etwas Menschenähn- \
liches zusammenzustöppeln )
—, ein Modell einfach tale )
quäle zu kopieren. . ." t
Die außerordentlich glück- l
WILHELM LEIBL BAUERNMADCHEN AN DER ARBEIT. 1893 ,. , ,. & „ V
Mit Genehm d. Phot. Gesellschaft, Berlin. - Museum, Dresden llche Und interessante, Selbst-
lose Führung, die Marees (
seinen Schülern angedeihen (
nicht eigentlich verstehen konnte, hatte ich doch ließ, dokumentiert sich schon in diesen wenigen *
sofort ein unbedingtes Vertrauen zu ihm, so- Proben. Es trifft zu, was Fiedler an Volk- )
wie die Überzeugung gewonnen, bei ihm die mann schrieb: „daß Marees' Einsichten ihm /
ersehnte Aufklärung über das Wesen der Kunst selber weniger zugute kommen als anderen." )
I zu finden. Das Verständnis kam erst mit den Aber Marees hat damit erreicht, daß seine t
l Jahren. Doch begriff oder ahnte ich, daß er Anschauungen nicht mit ihm ins Grab gesun- (
\ ein großer Mann war, sein Ziel dasselbe, das ken sind oder nur im Torso seines Oeuvre (
I mir, wenn auch weniger klar, vorschwebte, weiterleben, sondern in einer erlesenen Schar (
[ Allmählich begriff ich auch immer mehr, wes- von Schaffenden. (
' halb Marees mit der modernen Kunst, die er j
[ „Langweilerei" nannte, nicht zufrieden sein GEDANKEN ÜBER KUNST
konnte. Er erwähnte dann wohl auch spöttelnd „ ... . . . „ „ ,, }
).._., , „ ... ^ Freilich sagt man, es sei ein großer Fehler, wenn \
I die „Gedankenmaler", so bezeichnete er Cor- man zu wirkUch das wirkliche darstelle, man werde \
\ nelius, Kaulbach usf., weil sie Dinge malen da trocken, handwerksmäßig vnd zerstöre allen dich-
j wollten, die in das Gebiet der Dichtkunst und terischen Duft der Arbeit. Freier Schwung, freies j
) der Philosophie gehörten, also nicht darstell- Ermessen, freier Flug des Künstlers müsse da sein, ,
, . j , . , •, r> ^ ,^ dann entstehe ein freies, leichtes, dichterisches Werk.
bar seien, daher denn auch ihren Gestalten Sonst sei alles vergeblich und am EnJe_ Das sagen
das innere Leben fehle. . ." die, welche die Wirklichkeit nicht darstellen können.


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