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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Schumann, Paul: Zwei neue Bildwerke von Max Klinger
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0262

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\ zum Ausdruck kommt, das etwa einen Umfang an- zu zweifeln, daß er dessen Meisterschaft nicht £
j» nimmt wie vor hundert Jahren in der Kunst Kaspar ebenfalls erreichen wird, wenn er nur auf dem
< David Friedrichs. Und doch stehen diese Bilder Wege weitergeht, den die hier ausgestellten Zeich-
r festgewurzelt in unserer Zeit, und es ist charakte- nungen und Studien andeuten. Da ist alles mit
J ristisch, für die Notwendigkeit der malerischen Rasse und Temperament hingeschrieben und schon
9 Entwicklung überzeugend, daß Hildenbrand die von einer so schönen Selbstverständlichkeit des
0 altdeutsch-primitive Haltung seiner früheren Bilder Könnens, wie sie eben nur durch die „angeborene"
j aufgab und eine neue malerisch differenzierte Form Begabung zu erklären ist. Thematisch teilen sich
J zu erringen suchte. Er fängt gewissermaßen die die ausgestellten Blätter in drei Gruppen ein: Akt-
J Malerei noch einmal von vorne an, malt Bild für Zeichnungen, Studien von zwei Reisen in Holland
\ Bild die sinnliche Erscheinung der Natur (seiner und Spanien und einiges Gesonderte, wie eine
( heimatlichen Berge im Schwarzwald und im Hegau); Marine, einige Genrestücke usw. Was an den
! eine sanfte, farbige Melodie schwingt in diesen Akten so sympathisch berührt, ist, daß es sich
/ Bildern, die vielleicht manches von der hohen dabei nicht bloß, wie gewöhnlich bei derlei Arbeiten,
) Kultur Renoirs empfangen haben, in ähnlicher Weise um trockene Geschicklichkeitsübungen handelt, son-
) wie dies zu gleicher Zeit in dem Werk seines dern daß sie auch rein künstlerisch, durch fein-
) badischen Landsmannes Albert Haueisen zum Aus- empfundene Wiedergabe einer typischen Ausdrucks-
| druck kommt. Besonders stark in dem Festhalten oder einer graziösen Bewegungsgeste durchaus
1 unmittelbarer Stimmungen der Natur sind zahl- hochwertig sind; von trefflicher Beobachtung zeugen
i reiche farbige Zeichnungen, von denen ein Teil in die Reiseskizzen und auch der Rest ist voll Leben
[ den Besitz des graphischen Kabinettes der Kunst- und Elan. Hier macht einer Musik, der innerlich
! halle übergegangen ist. Der Ertrag seiner dies- voll Tönen ist und sein Bestes aus den Sinnen, nicht
; jährigen Tätigkeit in den Bergen ist besonders dem nüchternen Verstand, bezieht.
I reich und mannigfaltig und läßt für die zukünftige In Brakls Kunsthaus ist zurzeit nur wenig
| Entwicklung dieses ausdrucksstarken Künstlers Neues vertreten. F. Erler hat ein paar seiner
) viel erhoffen. Besonders die von einem tiefen letzten Sachen da, bietet jedoch nichts prinzipiell
) religiösen Gefühl beseelten Darstellungen der Hei- Neues, leopold durm dagegen erregt stärkere
j ligen Franziskus und Johannes auf Patmos er- Aufmerksamkeit, da er in ein paar Bildnissen aber-
) scheinen als eine neue, viel verheißende Bereiche- mals einen schönen Schritt vorwärts tut auf der
{ rung seines Schaffens. Zu der Ausstellung erschien Bahn, die er seit ein paar Jahren beschritten hat
! eine kleine illustrierte Monographie des Künstlers und in einer Supraporte sogar ganz neue Probleme
I von W. F. Storck, die eine Würdigung dieses anschneidet;auch den Aquarellen von aloiserbach
j badischen Meisters an der Hand zahlreicher Ab- wird man wegen ihrer frischen und reinen Farbig-
J bildungen versucht. — Für den März 1914 ist eine keit Beachtung schenken, ebenso den verheißungs-
) ähnliche Kollektivausstellung der Kunst des schon vollen Malereien des Stuckschülers Arnold haags,
) erwähnten Albert Haueisen vorgesehen, w. F. st. der sich als ein kraftvolles, koloristisches Talent
MÜNCHEN. Die „Galerie Heinemann" bringt erweist und zweifelsohne bald seinen eigenen Weg
zwei Kollektivausstellungen heraus, von denen finden wird- Starkem Interesse wird hier wohl
\ stärkeres künstlerisches Interesse nur die Eduard dle Ausstellung einer Kollektion Arbeiten M. buris
lammerts-München erregt, der Motive aus dem begegnen, die für den Februar in Aussicht gestellt ist.
Isar- und Lechgebiet darstellt und seinem Arbeits- M- K- R-
verfahren nach als Impressionist anzusprechen ist.
Was ihn über den Durchschnitt emporhebt, ist ein
aus den Werken heraus deutlich spürbares Ergrif- ZWEI NEUE BILDWERKE
fensein vor der Natur; hier wird nicht lediglich
nur technisch gut Durchgeführtes geboten, sondern VON MAX KLINGER
es sind auch alle jene unkonkreteren künstlerischen
Reize vermittelt, die nur zartes Empfinden und ]n der Galerie Ernst Arnold zu Dresden sind

Feingefühl zu schenken haben und die erst das I jetzt die beiden neuesten plastischen Schöp-
wahre Leben eines Kunstwerkes ausmachen. I-ast , .... r . f
nur auf das Stoffliche dagegen richtet sich die Teil- fungen Max Klingers ausgestellt, eine große
nähme bei den Schöpfungen Richard Benno Adams, weibliche Gewandfigur und die Büste einer
der die zweite Kollektion vorführt und der bekann- Japanerin (Abb. S. 238 u. 239). Obgleich sie
ten Tier- und Schlachtenmalerfamilie entstammt. schon ejne zeitlang in Leipzig zu sehen waren,
Er zeigt Szenen aus dem Sportsleben — dem Jagd- . , j ...
reiten und dem Fahrsport gilt sein hauptsächlich- sleht man sie in der Galerie Arnold wie etwas
stes Interesse —, dazwischen tritt er uns jedoch Neues. Namentlich die weibliche Gewand-
auch in seiner Eigenschaft als Porträtmaler ent- figur erscheint in ihren Verhältnissen und in
gegen. Daß Adam eine in seiner Art tüchtige Kraft jhrer farbjgen Ausgestaltung wie geschaffen
ist, sei ihm gerne zugestanden, er porträtiert seine , .. ... , ° ,. ,
Herrschaften^ und Tiere mit einer Genauigkeit und fur den räumlich so anmutenden Oberhchtsaal
Durchführung, die nichts zu wünschen übrig lassen, und wirkt infolgedessen weit stärker als in der
und so begreift man auch, wieso er in den Kreisen nüchternen Leipziger Halle. Hier sieht man,
§seiner Auftraggeber ein gesuchter und geschätzter wie sie a]s Schmuck für einen Prachtraum
Mann ist. ,. ,., ...
In der Buchhandlung Schmidt-Bertsch, Ludwig- gedacht und wie geschickt und hinreißend sie
Bstraße, läßt R. E. Zimmermann, unseres verstor- in diesem Sinne ausgeführt ist. Wie sie da-
benen Münchener Meisters Ernst Zimmermanns steht in dem prachtvollen Gegensatz zwischen
^ Sohn, etliche zwanzig Handzeichnungen sehen. Von dem schneeweißen Marmor und dem leuch-
:< dem starken Talent seines Vaters hat dieser junge . ... . _ ,
Künstler ohne Zweifel ein ganz gehörig Teil mit- »enden goldig braunen Onyx, aus dem das
•J bekommen und es ist kein Grund vorhanden, daran Gewand gebildet ist, in vornehmer Haltung

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