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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Böck, Rudolf: Ein Meisterwerk der Schmiedeeisenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0035

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24

EIN MEISTERWERK DER SCHMIEDEEISENKUNST.

zu entziffern, und so ist die Auferstehung dieses
Künstlernamens vorläufig noch hinauszuschieben.
Denn einen Künstler darf man den Mann als Glocken-
giesser wohl nennen,
und heute noch rufen
die von ihm gegos-
senen und der Kirche
geschenkten Glocken
mit ihren metallenen
Zungen über die weite
gottgesegnete Flur.
Als solcher „Gutteter
zu diesem Gotteshaus"
Hess er sich auch hier
begraben und setzte
sich — neben den
Glocken — in dem
von uns hier gebrach-
ten Kreuz ein Denk-
mal, das die Bewun-
derung aller erregen
muss, sowohl durch
die Schönheit wie
Grösse der Arbeit. —
Auf dem kleinenschön
geschweiften und
hübsch profilirten
Sockel, auf dem sich
das Wappen des Glo-
ckengiessers — eine
Glocke über zwei ge-
kreuzten Schlüsseln
— befindet, steht das
Kreuz, das allein 2,8ü
m hoch ist, während
seine Arme 1,50 m
resp. 1,10 m messen.
Zu oberst steigt aus
dem von Wolken um-
schwebten Grab Chri-
stus, dem die Aufer-
stehungsfahne fehlt.
Diese Endigung ist

vielleicht der
schwächste Teil der
ganzen Arbeit, da eine
ornamentale Ausblüh-
ung zweifellos organisch zu gestalten gewesen wäre.

Das Kästchen mit der Inschrift ist an und für
sich ein vollendetes Kunstwerk und eine gute Publi-

1) Vgl. Kirchliche Topographie der Wiener Erzdiöcese.

kation wäre wohl dankbar und für Fachleute recht

wünschenswert.

Über die Zeit der Entstehung giebt uns die In-
schrift wieder nur
zweifelhaften Auf-
schlüsse, da die Wit-
terung auch hier zer-
stört hat. Der noch
leserliche Teil lautet:
Hir ruht Georg An-
dreas KleinJ) Gutteter
zu diesem Gotteshaus,
gewesener Bürger-
meister und Glocken-
giessermeister zu
Wienn, welcher ist
den 28ten Juni 1786
(??), seines Alter
86 Jahr.

Die künstlerische
Würdigung dieses
herrlichen Gegen-
standes wollen wir
dem Leser selbst
überlassen. Ein jeder
wird die durch ihre
reiche Ausführunsr

!^m

Schmiedeeisernes Grabkreuz in Soos

einfache Grundform
bestaunen, den Rhyth-
mus der Motive ein-
zeln und untereinan-
der, die vollkommen
harmonische Stim-
mung derselben, die
einen so prächtigen
Zusammenklang her-
vorbringt.

Nicht weniger wie
für den Kunstschlos-
ser, scheint mir diese
Arbeit für weitaus
zartere Techniken
vollkommen geeignet
zur Ausführung zu
sein. In Silber als
Filigrane ausgeführt,

wird eine schöne Wirkung nicht ausbleiben. Nur

ein kleiner Fingerzeig!

Wien. RUDOLF BOOK

Wien 1625. Dekanat Baden.



gewaltig

gewordene
 
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