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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Reimers, J.: Ausstellung von Ornamentstichen in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0119

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Fig. l. Entwürfe für Brunnenfiguren. Zeichnung von Bkllihi.

AUSSTELLUNG VON ORNAMENTSTICHEN

IN HANNOVER.

MIT ABBILDUNGEN.

S WAR ein glänzendes Bild, welches
am ersten Sonntage im Monat Mai
dieses Jahres dem Auge des Be-
schauers in den Ausstellungsräumen
des Provinzialmuseums in Han-
nover sich bot. Die Wände zweier
grosser Oberlichtsäle, welche kurz vorher zur Auf-
nahme von Gemälden der alljährlich wiederkehrenden
hannoverschen Kunstausstellung gedient hatten, waren
bedeckt mit Blättern des Architektur- und Ornament-
stichs, in einer Anzahl und Reichhaltigkeit, wie sie
wohl noch nie und nirgends dem Beschauer mit
einem Male vorgeführt worden ist. Es muss als ein
grosses Verdienst des Besitzers dieser Sammlung, des
Herrn Architekten Haupt in Hannover, bezeichnet
werden, nicht nur dass er als Privatmann eine solche
Sammlung zusammengebracht hat, sondern besonders
auch, dass derselbe als Sammler es über sich ver-
mochte, in einer öffentlichen Ausstellung, wenn auch
nur einen kleinen Bruchteil seines Besitzes, so doch
immer einige tausend Blatt, dem Beschauer vor
Augen zu führen. In richtiger Würdigung der Ver-
hältnisse hat der Besitzer erkannt, dass Ornament-
stiche nicht allein zur Freude des Sammlers, sondern

zum Nutzen für alle Menschen geschaffen sind, «reiche
kunstgewerblichen Interessen nahe stehen, und er hat
nun auch durch die Ausstellung den Beweis erbracht,
dass zweitausend solcher Blätter öffentlich, sachge-
mäss ausgestellt, von erheblich grösserem Nutzen
sind, als zweinialhnnderttausend in den schönsten
Mappen wohlverwahrt, welche nur auf Verlangen
sichtbar sind. Denn wer ist in der Lage von den-
jenigen, die es zunächst interessirt, von den Kunst-
handwerkern, so viel Zeit zu opfern, um Kataloge
nachzuschlagen, und wer von ihnen ist mit solchen
Kenntnissen ausgerüstet, dass sie nach den Katalogen
leicht und schnell das Zweckdienliche finden? Von
den echten, rechten Kunsthandwerkern keiner, und

Qoti sei Dank, dass es so ist, d;iss sein Können
grösser ist als sein Wissen! Unermessliehe Schätze
liegen für ihn aufgespeichert in den grossen Samm-
lungen, aber keiner giebt ihm die Mittel, sie zu heben.
die Wünschelrute, die ZanberthUre zu sprengen.
Kataloge, auch die besten, weiss er nicht zu hand-
haben und bedeuten ihm nur Zeitvergeudung, ge-
lehrte Reden nutzen ihm nichts, aber die Ausstellung
von zweitausend Blattern geben ihm mehr, als er
sucht. Der Kunsthandwerker soll die Vorlagen und
 
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