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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Pabst, Arthur: Die Schmuckausstellung im Berliner Kunstgewerbemuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0118

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DIE SCIIMUCKAUSSTELU'XG IM BEKLIXER KUNSTGEWERBEMUSEUM.

89

lieh Ober das Niveau der im Kunst handel vorkommen-
den Ware erhoben. Diese Gruppe von Kunstwerken
scheint sich bei uns in Sammlerkreisen noch keiner
grossen Beliebtheit zu erfreuen; und doch bilden sie
für Damen ein schönes und ergiebiges Sammelfeld.
Freilich gute Fächer sind teuer, und unsere Sammler
wollen in der Hegel nicht mehr wie 30 Mark pro
Stück anlegen. Bestecke, an deren künstlerischem
Schmuck die Edelschmiede seit dem IG. Jahrhundert
vielfach Anteil nahmen, hatte eigentlich nur Zschille
aus seiner bekannten Sammlung eingesandt.

Ausgezeichnet vertreten waten die Taschen-
uhren, wesentlich durch die kostbare Auswahl aus

SdunnolutSok au« Bold, amalltit. M Jakifc

Bcbnuiokitfioh am Gold, nulliil IC J&hrli.
ESoigL Haieon] zu B i

der Thewaltschen Kollektion, dir im stände ist. einen
Überblick über die künstlerisch altung ii

[nstrumentea von Anfang an bis ins ]s. Jahrhundert
in nur ganz ausgewählten Exemplaren zu ermög-
lichen. Ergänzend traten hierzu eine Anzahl vor-
trefflicher Uhren aus Zschilles Besitz: alle anderen
einzeln eingesandten Uhren mussteu gegenüber d
beiden Gruppen zurücktreten.

Eine hübsche und lehrreiche Ausstellung hatte
die könig] Zeichenakademie in Hanau veranstaltet:
eine grössere Anzahl Nachbildungen alter Schmuck-
sachen, cacb alten Mustern in den Qoldschmiede-
klasM'ii der Anstalt als Vorbilder zu eigenem
brauch hergestellt Die Bachen waren vortrefflich

gearbeitet, durchaus geeignet, zu Unterrichtszwecken
die Originale zu ersetzen. Gut, dass sie nicht in den
Handel kommen: es könnte viel Unfug damit ge-
trieben werden.

Die Abteilung der modernen Arbeiten war nur
schwach beschickt; nicht einmal die Berliner Juwe-
liere hatten sich vollzählig beteiligt. Von Auswär-
tigen waren nur wenige erschienen, von Franzosen
nur Bouchardon. Die ausgestellten Arbeiten be-
wiesen, was eigentlich nicht bewiesen zu werden
braucht, dass auch mit kostbaren Steinen ohne An-
wendung von Email durch einfache Fassung wirk-
lich künstlerische Wirkungen zu erzielen sind. Leider
scheint dies vielen Juwelieren noch nicht klar ge-
worden. Die Brutalität des modernen Brillant-
schmuckes übersteigt, oft alles Mass, woran aller-

Petachafl iius Gold, geschnitten, n:. Jahrh.
Königl Museum zu Kassel.

dingS das Protzenturn der Besteller mehr als das
Können der Eldelschmiede schuld sein mag. Durch
Verwendung wasserheller Steine, wie Aquamarin,
Beryll etc. in Verbindung mit Perlen und Brillanten
in lockerer, beweglicher Fassung, waren vorzügliche
Wirkungen erzielt Gern hätte man auch Pforz-
heim. Hanau und Gmünd vertreten gesehen, wie vor
zwei .Jahren in München: es scheint, als oh in dem
einfacheren Schmuck heute mehr Geschmack steckt,
wie in dem kost hären.

Alles in allem war manches in der Ausstellung
zu lernen für das Publikum sowohl als für die Edel-

■chmiede, und daher gebührt den Veranstaltern wohl-
verdienter Dank. .t. PABST.
 
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