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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Pabst, Arthur: Die Schmuckausstellung im Berliner Kunstgewerbemuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0114

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DIE SCHMUCKAUSSTELLUNG IM BERLINER
KUNSTGEWERBEMUSEUM.

MIT ABBILDUNGEN.

AHREND des März und April
dieses Jahres hatte das königL
Kunstgewerbemuseum zu Ber-
lin eine Ausstellung von
Schmuck- und Juwelierarbei-
ten veranstaltet, „um durch
eine Übersicht über die Arbeiten verschiedener Zeiten
und Völker sowie durch Vorführung wenig zugäng-
licher mustergültiger Stücke für die deutsche Gold-
schmiedekunst neue Anregungen zu geben."

Die Ausstellung sollte im wesentlichen ältere
Arbeiten von kunstvoller Durchbildung vorführen,
und zwar nicht nur den Schmuck im engeren Sinne,
sondern auch das vorwiegend von Juwelieren her-
gestellte Kleingerät, wie Dosen, Fächergestelle, Be-
stecke, Taschenuhren, Kämme, Büchsen. Riechfläsch-
chen, Stockgriife und Verwandtes.

Die Grundlage für das Ganze sollten die betreffen-
den Gruppen der königL Museen zu Berlin bilden, wo
neben dem Kunstgewerbemuseum das Antiquarium
griechisch-römischen Schmuck, das ägyptische
Museum ägyptische Schmucksachen aller Art. das
Münzkabinet gefasste Medaillons. das Museum für
Völkerkunde »og. prähistorische Schmucksachen und
den Schmuck orientalischer und barbarischer Völker
enthalten. Elchen die Bauptstucke dii
denen Abteilungen bildeten einen reibt ansehnlichen
Stamm einer Ausstellung. Daran sollte i -sen,

trafl etwa aus Privatbesitz, zu erlauben war.

Zunächst hatte der Kaiser durch Darleihuug
sowohl aus dein preussischon Kronschati und seinem
Privatbesitz, dem Unternehmen wesentliche Förde-
rung zu teil werden lassen. Freilich das pn
Kunitgewei-ttoblatt. N. F 1

sische Königshaus ist arm: in schweren Zeiten hat
es seine Hausschätze auf dem Altar des Vaterlandes
dargebracht; was heut« noch vorhanden ist, kann
mit dem Besitz der Habsburger, Witteisbacher und
W ettiner auch nicht einmal in Vergleich treten.
Ungefähr dasselbe gilt von dem preussischen Adel,
namentlich der östlichen Provinzen, der alten Fa-
milienschmuck kaum aus den Zeiten des Krieges und
der Not gerettet hat. In den Burgerfamilien des
Nordens geht der Besitz an altem Silber oder Juwelen
kaum bis ins vorige Jahrhundert zurück.

Es fehlt, das trat in der Ausstellung deutlich
zu Tage, dem Norden für ein derartiges Unterneh-
men die Fülle des festen, Jahrhunderte alten Familien-
besitzes, wie er z. B. in Österreich und Ungarn zu
finden ist. Auf die Privatsammlungen zu rekurriren
hat auch bei uns geringen Erfolg, da wohl einige
Sammler grossen Stiles vorhanden sind — deren
mehrere ausgestelli hatten — im übrigen aber nur
schüchterne, zum Teil kindliche Versuche auf diesem
Gebiete zu verzeichnen sind.

Trotz dieser ungünstigen Bedingungen war aber
eine ganz stattliche Menge von Schmuckgegenstän-
den zusammengekommen, die ohne Zweifel leicht
hätte vermehr! werden können. Meines Eracbtens
war die Sache etwa'- kurz, angebunden, die Frist
zwischen Aufruf und Finlieferiingstermin zu kurz.
endlich das ganze Projekt nicht allgemein genug be-
kannt geworden.

Wie schon erwähnt, hat, Se. Maj. der Kaiser aus

seinem Besitz eine Anzahl Schmucksachen bi
liehen; desgleichen die Kaiserin Friedrich, welche
einen ganzen Schaukasten mit tnannigfaohen Arbeiten

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