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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Lessing, Julius: Der Goldschmiede Merkzeichen
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0082

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KLEINE MITTEILUNGEN.

besonders von England und Frankreich, auf die be-
sonderen Quellen zu verweisen. Immerhin bleibt
auch, das Ergebnis für das Ausland, besonders Belgien,
Holland, Russland, Italien, wichtig genug, da zunächst
andere Quellen für die Kenntnis dieser Länder über-
haupt nicht vorhanden sind.

Wie dieses stattliche, auch in seiner Ausstattung
sehr tüchtige Buch vor uns liegt, ist es ein ernst-
licher und grosser Gewinn im Gebiete unserer Kunst-
litteratur; es wird den Sammeleifer und die Liebe für

deutsche Arbeiten heben und wird auf lange hinaus
eines der glänzendsten Dokumente von der Arbeit
des deutschen Volkes auf dem vornehmsten,Gebiete
der gewerblichen Künste, dem edlen Handwerk der
Goldschmiede bleiben. Der deutschen „Goldschmiede
Merkzeichen", wie Rosenberg sein Buch in Wieder-
aufnahme des guten alten Wortes genannt hat, sind
nunmehr ein lebendiges Glied der modernen Kunst-
wissenschaft.

JULIUS LESSING.

KLEINE MITTEILUNGEN.

P. Stuttgart. — Der Jahresbericht des Württembergi-
schen Kiiiistr/ciicrbevercins für 1888 zeigt den Verein in steti-
ger Entwickelung begriffen. Hat sich auch die Zahl der
Mitglieder um einige vermindert, so hat das Leben im Verein
doch frisch und lebhaft pulsirt. Die Ausstellungshalle weist
auch im Berichtsjahr erfreuliche Resultate auf: ausser dem
regelmässigen Besuch der Mitglieder zählte man 3193 fremde
Besucher. Im September 188S wurde eine Konkurrenz für
ausgeführte dekorative Holzarbeiten ausgeschrieben, welche
sich auf solche Arbeiten in Holz bezog, welche jdurch Be.
Stimmung und Ausstattung sich als kunstgewerbliche Er-
zeugnisse darstellen. Der Erfolg — 218 Arbeiten liefen ein
— war ein überraschender, so dass eine anderweite Ver-
teilung der ursprünglich geplanten Preise vorgenommen wer.
den musste. Der Verein zählt z. Z. 605 Mitglieder. Gleich-
zeitig mit dem Jahresbericht hat der Verein wie in früheren
Jahren eine sehr schön ausgestattete „Weihnachtsgabe'- ver-
sandt, welche eine Anzahl der hervorragendsten, aus eben
genannter Konkurrenz hervorgegangener Holzarbeiten auf
1 Tafeln wiedergiebt.

y. Eine Monatsschrift für Buchbinderei und verwandte
Gewerbe erscheint unter der Leitung von P. Adam in Düssel-
dorf seit kurzer Zeit im Verlage von F. Pfeilstücker in
Berlin. Das erste Heft des ersten Jahrganges, welchen der
Herausgeber „mit einem gewissen Zagen" eröffnet, enthält
zwei illustrirte Bogen in klein Quartformat und ein geson-
dertea Blatt: Saffianband mit Lederauflage und Handvergol-
dung von H. Ludwig- Der Herausgeber beginnt mit einem
einleitenden Aufsatze, in welchem er seine Absichten darlegt
und den Leser mit den zukünftigen Mitarbeitern des Blattes
bekannt macht. Alsdann wird ein bisher nicht bekannter
Majoliband besprochen und in Autotypie abgebildet, hieran
schliesst sich ein moderner Adressumschlag. Ferner wird auf
die Ornamentik einer persischen Kupferflasche im Düssel-
dorfer Museum hingewiesen, die sich als praktisch brauchbar
für die Buchbinderkunst erweist. Einige technische Mittei-
lungen und Notizen machen den Schluss. Zu den erwähnten
Abbildungen kommen noch Kopfleisten und Schlnaiislflcke,
deren Vorbilder der Kinhandsornamentik entnommen sind.
Der Preis des Jahrganges ist 12 Mark. Wenn die späteren
Hefte dem ersten gleich an Wert sind, wird das neue Fach-
blatt zweifellos von Nutzen und gutem Erfolg begleitet Bein

Die Festgabi der Stadi Karlsruhe zu der Vermählung
der Prinzessin Marie von llmim. deren von Direktor Götz
angefertigten Entwurf wir in Inliegender Tafel wieder-
geben, bestand aus einem reich ausgestatteten Prachtalbum,

welches 30 Ansichten der badischen Residenz enthielt, nebsl
einem vom gleichen Meister in Aquarell gemalten Wid-
lnungsblatte. Die trefflich ausgeführte Ledertreibearbeit lag
in den Händen von Prof. Rud. Mayer, der auch die Modelle
zu dem wirkungsvollen Metallbesehlage anfertigte, während
die Buchbinderarbeit aus der Werkstätte von C. Feigler in
Karlsruhe hervorging.

Das dieser Nummer beigelegte japanische Flächenmuster
ist den japanischen Musterbüchern (Nr. 7) von Paul Hotte in
Berlin entnommen, auf die wir schon in Nr. 1 dieses Jahr-
ganges hingewiesen haben.

R. Mielke, Die Münchener Kunstgewerbeotusstelhmg in Bc-
:i/</ auf Stil iiml Zeichenunterricht. Berlin 1889.
Die Schrift tritt, im wesentlichen im Anschluss an
Hirths „Ideen über den Zeichenunterricht", für eine Reorgani-
sation des modernen Zeichenunterrichtes ein, indem einer-
seits vermehrtes Studium der Naturformen, andrerseits aus-
führlichere Behandlung der Formenlehre den Gesichtskreis
der Zeichnenden erweitern sollen.

Zu diesem Zwecke werden in einem einleitenden Teile
die Ziele unseres modernen Kunstgewerbes auf Grund der
Münchener Ausstellungsresultate dahin gekeimzeichnet, dass
es die Heranbildung des Stiles der Zukunft erstrebt, wobei
es beeinflusst erscheint durch fabrikmässige Herstellung,
durch die Kenntnis früherer Stilepochen, durch erweiterte
Bearbeitungsmethoden der Rohstoffe. Die Geburt dieses
neuen Stiles wünscht der Verfasser von seiten der Hellenden
unterstützt zu sehen, indem durch einheitliche Organisation
unserer Kunstlehrinstitute, durch Einführung des Natur-
fornienstiuliums und der Formenlehre schon in der Schule
jenes grosse Endziel gefördert werde. Von Seite 48 ab wird
dann ausführlich dargelegt, wie einheitlich und stufenmiissig
gegliedert der Zeichenunterricht in Schule. Fortbildungs-
schule, Konstgewerbeschule und Akademie ineinander greifen
könne, und die Pensa dieser einzelnen Anstalten wie ihre
Unterrichtsmethode kurz skizzirt.

Die Schrift bringt somit nichts wesentlich Neues, ist,
aber als ein Glied in der Kette der Beförmprojekte mit
Freuden zu begrflssen, die ja alle im obigen Programme
nmtatis mutandis übereinstimmen, Im einzelnen wird man
zuweilen mehr Präzision, mehr pädagogisch geschulte An-
schauung den Vorschlägen de- Yerf.l--ers wünschen, und.

nebenbei bemerkt, barocke Phantanestflcke, wie die S. 45

erfolgte Anpreisung des Zeichenunterrichtes als Palliativ gegen
die SoziahlelUokratie, gerne entbehren.
 
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