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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0066

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KLEINE MITTEILUNGEN.

dauernd überwiesen worden. Es sind Pokale, Kannen und
Becher verschiedener Form und Entstehungszeit, u. a. von
1612, 165S, 1751, 1752,' 1772. Der Besitz der Gesellschaft
hat sich leider im Jahre 1S4S durch Veräusserungen sehr
gemindert. Unter den anderen Gegenständen sei hier noch
eines höchst interessanten Teiles vom Inventar ganz anderer
Art Erwähnung gethan. Es ist eine Punschbowle in Form
eines Linienschiffes und ist dem Gelag als Geschenk über-
wiesen, worüber eine vorhandene Notiz folgendes angiebt:
„1785 Januar 10 hat der Herr Hinrich Lork, Rathsver-
wandter dieser Stadt, ein Fayence-Porcellain Punschkumme
von Facon und in Form eines CO Kanonern Kriegsschiffs
nebst einem silbernen Punschlöffel an diesem Gelage ver-
ehret, welches von uns und von unseni Nachkommen zu
einem immer währenden Andenken dieses verehrungswürdigen
Gelagsgönners bei dem Gelage soll aufbewahrt werden."
Das betreffende Schiff, von sehr origineller Form und Zeich-
nung, trägt, ausser zwei Rettungsbooten am Heck, die dänische
Orlogsflagge. Es ist ein inländisches Fabrikat, doch sind
an dem Stück selbst keine näheren Angaben über den Ort
der Herstellung vorhanden.

Berlin, In der Ausstellung der Gewebe und Stickereien
im Kunstgewerbemuseum ist die Gruppe VI „China und
Japan" am Sonntag den 2. Februar geschlossen. Am Diens-
tag den 4. Februar wurde eröffnet die Gruppe VII „Leinen-
stickerei und Spitzen". Dieselbe umfasst die hierhergehörigen
Arbeiten aus älterer und neuerer Zeit, aus Morgen- und
Abendland. Angeschlossen sind die Häkel- und Strickarbeiten,
Fransen und Possementerien. Auch diese Gruppe wird zwei
Wochen, bis zum 16. Februar, ausgestellt bleiben. Die
öffentlichen Vorträge über dieselbe werden am Sonnabend
den 8. Februar Mittags von Professor Dr. Lessing und am
Donnerstag den 13 abends von Dr. Alfred Meyer gehalten
werden. Für einige Tage wird im Lichthofe ausgestellt sein
eine Decke für einen Flügel, auf Bestellung in Seiden- und
Goldstickerei, ausgeführt von der Kunststickerin Frau Dr.
von Wedelt nach Zeichnung des Malers Timler.

Im Kunstgewerbemuseum xu Berlin sind im oberen Um-
gang des Lichthofes ausgestellt die Entwürfe einer farbig
bemalten Fassade, für welche die Aktiengesellschaft für Möbel-
fabrikation eine Konkurrenz ausgeschrieben hatte. Von den
23 eingegangenen Entwürfen haben die Arbeiten von Eichard
Schuttx, in Leipzig und von Emil Wirtemann und Gustav
Neuhaus in Berlin die drei Preise und der Entwurf von Otto
Ricth in Berlin eine lobende Anerkennung erhalten. — Die
Ausstellung der Neuerwerbungen hat mannigfache Bereiche-
rungen erfahren, u. a. einen höchst kunstvollen schmiede-
eisernen Ständer für die Anzeigen des Museums, gearbeitet
und dem Museum gestiftet vom Hofkunstsehlosser Paul
Marens, einem früheren Schüler des Museums.

Beichenberg. Der Landtag des Königreich Böhmens
hat an die weitere Bewilligung der dem Nordböhmischen
Qewerbemuseiim liisher bedingungslos zugestandenen Landes-

subvention von 8000 fl. in seiner letzten Tagung die Be-
dingung geknüpft, „dass in der Verwaltung des Museums
die Gleichberechtigung beider Volksstämme des Königreiches
Böhmen gewahrt wird". Mit andern Worten, es soll die „sprach-
liche Gleichberechtigung" durchgeführt werden, d. h. im
Gewerbemuseum müssen die Aufschriften in beiden Landes-
sprachen angebracht werden, die Verwaltung muss sich
beider Sprachen bedienen u. s. w. Dass es sich dabei nicht
um die Befriedigung eines vorhandenen Bedürfnisses handelte,
liegt klar auf der Hand, denn man weiss ja, mit wem das
Museum verkehrt, wer es besucht. Ein Bedürfnis nach Ein-
führung der tschechischen Sprache in diesem Institute haben
die Tschechen selbst nicht: Nordböhmen ist eben durch und
durch deutsches Land. Zunächst wird sich nun die General-
versammlung des Museumsvereins mit der Frage zu be-
schäftigen haben, ob das Institut unter den gestellten Be-
dingungen nicht lieber auf die Landessubvention verzichtet.
Freilich ist der Ausfall einer gesicherten Einnahme von
S0C0 fl. nicht leicht zu decken, die Erhaltung des ganzen
so segensreichen Instituts ist damit in Frage gestellt. Patrio-
tische Männer haben sich zwar bereits zu erheblichen
Opfern erboten, aber die Summe ist zu erheblich, um ohne
weiteres ersetzt zu werden. Hoffen wir, dass dem Museum
in irgend welcher Form Ersatz geschafft werde!

Johann Koch, Der Kerbschnitt. 35 Vorlageblätter mit er
läuterndem Text. Format: 24:32 cm. Karlsruhe, A. Biele-
feld (Liebermann & Co.) 1890.
Mit dem genannten Werke ist der neuerdings auch bei
uns mit Recht beliebt gewordenen Kerbschnitttechnik ein
neues Vorbildermaterial zugeführt worden, welches um so
willkommener erscheint, als ausser der bekannten Grimmi-
schen Veröffentlichung (Leipzig, Seemann) entsprechende
Motive schwer zu finden waren. Der Herausgeber, Vorstand
der Schnitzereischule Furtwangen (bad. Schwarzwald) erweist
sich hiermit als Künstler und bewährter Praktiker seines
Faches zugleich. Er bietet zunächst die gebräuchlichsten
Einzelformen (Bordüren , Rosetten . Füllungen , Flächen-
muster etc.) uiid schliesst daran an eine Reihe von Ent-
würfen für die Ausführung (Kassetten, Dosen, Teller, Schilde
u. s. w.). Die Darstellung ist einfach, schön und klar; das
Werk wird allen interessirten Kreisen eine hochwillkommene
Erscheinung sein.

Der Sammetbrokat, dessen genaue Abbildung diese
Tafel giebt, gehört zu den schönsten Stoffen, welche uns
Venezianer Werkstätten um die Wende des 15. Jahr-
hunderts hervorgegangen sind. In zwei Farben zeigt er ein
Muster, dessen Anlage italienische, dessen Einzelheiten
orientalische Formen aufweisen: beide in jener wundervoll
harmonischen Weise vereint, wie wir sie nur in Erzeug-
nissen von Venedig treffen. Der Stoff ist Eigentum des Kölner
Kunstgewerbemuseums.
 
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