Güldener Sendtschreiben.
erkennen möge. Allweil aber jhr Iungfrawen von den jungen Gesellen/
geliebt / gedient / vnd hofiert werdet / so konre ich euch billicher fragen / was
die Lieb sey/vnd jhr mich/ was der schmertzen seye. Dann das Ambe eines
Geistlichen/(wieich bin) ist/daserfaste/vnd weine. EinerIungfrawen
Ambt aber ist / das sie springe / tantze vnd buelire. Weil ich aber euch be-
reit/angezeigt hab/ wer ewer Freund sey./ so wil ich euch auch erkleren / was
die Lieb feie. Doch solletjhr dieses akderer gestalt von mir nie verstehen
noch auffnemen/als das ich euch hiedurch begere zu auisiren vnnd zuwar-
nen / aber keins wegs in der lieb zuunterweisen. Dann es ist mir lieber/
jhr pfleget der lieb wie ein Christin/vnd nicht/wie ein eitele Jungfraw / rc'.
Vor allen dingen befielst euch / mein Schwester/ das jhr weiß/verstendig/
still/behütsam/eingezogen/ vnd schamhafft/ fürnemblich aber / Gottsför-
chtig seiet. Dann man macht es/wie man wölle/so ist doch GDtk allein
der jenig/ welcher euch wirt außhcuraren. Vnnd der König ist a klein der
welcher daß Heurargut hergibt. Damit ich aber zuvnserm vorhaben
schreitte/verspüre ich so viel / das jhr Iungfrawen gleichwol gentzlich dav-
für halret/das die Lieb / vnd das liebhaben/ nur bestehe in statttlichenKlei-
dern /im fanresiren vnd speculiren / die Gassen auffvnd nider trerren/im
einaulein / smfftzen / vnd geschmückte süsse reden herfür bringen: Aber ich
sag euch/das solches alles vielmehr ein grosse eitelkeit/torheit vnd leichtfer-
tigkcitist. Dannderwaren Lieb eigenschafft ist/ das sie den schwachen
vnd abnememenden stercker/vnd denjenigen / der sic besitzet/ bestetigr/vnnd
welcher krag vnnd faul ist / auffmuntert / also / das sie nicht zulest / das der
Mensch/welcher sie besitzet / feyre noch müssig gehe/vnd was (mehr ist) sie
machet alles / was schwer ist/gering. Wann einer sein Aug auff etwas
wirfst/ists ein grosser vnderschied zwischen dem loben vnd lieben :Dann
wann man ein fach lobet / vnd doch nicht lieber/so wird sie durch das loben
vergessen / aber was man warhafftigkich liebet/das pfleget man in derge-
dechtnuß zufassm/die Augen representiren es immerzu/ vnnd mit dem her-
tzen versiegelt mans. Die Lieb (oder ein verliebtes Hertz) wird erkent/
wann der Mensch bey jhm selbst wol vnd vbet zu friden ist/wann er Mich
vnd docherawigist/wann crargwönisch ist/vndsich doch nicht förchtet/
wann er küenvnd kleinmütigist/ wann er behertzt vnd verzagt ist/ vnd das
erweiß/was er begert/aber nicht/was jhme nützlich ist. Ein rechte lieb wird
rrkent/zurZeit deß von emandetscheidms/Dan das scheidenzweierrechtm
S sch Lieha-
erkennen möge. Allweil aber jhr Iungfrawen von den jungen Gesellen/
geliebt / gedient / vnd hofiert werdet / so konre ich euch billicher fragen / was
die Lieb sey/vnd jhr mich/ was der schmertzen seye. Dann das Ambe eines
Geistlichen/(wieich bin) ist/daserfaste/vnd weine. EinerIungfrawen
Ambt aber ist / das sie springe / tantze vnd buelire. Weil ich aber euch be-
reit/angezeigt hab/ wer ewer Freund sey./ so wil ich euch auch erkleren / was
die Lieb feie. Doch solletjhr dieses akderer gestalt von mir nie verstehen
noch auffnemen/als das ich euch hiedurch begere zu auisiren vnnd zuwar-
nen / aber keins wegs in der lieb zuunterweisen. Dann es ist mir lieber/
jhr pfleget der lieb wie ein Christin/vnd nicht/wie ein eitele Jungfraw / rc'.
Vor allen dingen befielst euch / mein Schwester/ das jhr weiß/verstendig/
still/behütsam/eingezogen/ vnd schamhafft/ fürnemblich aber / Gottsför-
chtig seiet. Dann man macht es/wie man wölle/so ist doch GDtk allein
der jenig/ welcher euch wirt außhcuraren. Vnnd der König ist a klein der
welcher daß Heurargut hergibt. Damit ich aber zuvnserm vorhaben
schreitte/verspüre ich so viel / das jhr Iungfrawen gleichwol gentzlich dav-
für halret/das die Lieb / vnd das liebhaben/ nur bestehe in statttlichenKlei-
dern /im fanresiren vnd speculiren / die Gassen auffvnd nider trerren/im
einaulein / smfftzen / vnd geschmückte süsse reden herfür bringen: Aber ich
sag euch/das solches alles vielmehr ein grosse eitelkeit/torheit vnd leichtfer-
tigkcitist. Dannderwaren Lieb eigenschafft ist/ das sie den schwachen
vnd abnememenden stercker/vnd denjenigen / der sic besitzet/ bestetigr/vnnd
welcher krag vnnd faul ist / auffmuntert / also / das sie nicht zulest / das der
Mensch/welcher sie besitzet / feyre noch müssig gehe/vnd was (mehr ist) sie
machet alles / was schwer ist/gering. Wann einer sein Aug auff etwas
wirfst/ists ein grosser vnderschied zwischen dem loben vnd lieben :Dann
wann man ein fach lobet / vnd doch nicht lieber/so wird sie durch das loben
vergessen / aber was man warhafftigkich liebet/das pfleget man in derge-
dechtnuß zufassm/die Augen representiren es immerzu/ vnnd mit dem her-
tzen versiegelt mans. Die Lieb (oder ein verliebtes Hertz) wird erkent/
wann der Mensch bey jhm selbst wol vnd vbet zu friden ist/wann er Mich
vnd docherawigist/wann crargwönisch ist/vndsich doch nicht förchtet/
wann er küenvnd kleinmütigist/ wann er behertzt vnd verzagt ist/ vnd das
erweiß/was er begert/aber nicht/was jhme nützlich ist. Ein rechte lieb wird
rrkent/zurZeit deß von emandetscheidms/Dan das scheidenzweierrechtm
S sch Lieha-