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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1799 [VD18 90672828]

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Zweiter Band. Viertes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43232#0430

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§ 3-
Ö eſterreich.

Au 17 Juni war die dritte und letzte
Abtheilung der zweiten Kolonne des ruſſi-

fchen Korps unter dem Gen. Rimskoy

Korſakow zu Krakau angekommen, um
nach gehaltenem Raſttag am 19 ihren
Marſch fortzuſesen. Allein in der Nacht
vom 17 zum 18 kam ein Kourier aus Pe-
tersburg mit dem Befehl, daß das ganze
Truppenkorps unverzüglich an jeder Stel-
le, wo deſſen Abtheilungen ſtünden, Halt
machen ſollte; ſogleich wurden an die an-
Dern Kolonnenabtheilungen Kouriere abge-
ſchickt, damit ſo die ganze Maſſe zum Halt
gebracht wurde. Die erſte Abtheilung war
bereits zu Beutitſchin in Mähren. Der
Generallieutenant Rimskoy Korſakow er-
Hielt mit dieſem Befehl zugleich viel Geld

und Anweiſungen. Die Truppen werden,

bis andre Ordren kommen, auf die ihren

reſpektiven Stationen nahe gelegenen Dör-

fer dislocirt ; jeder Bauer erhält für jeden
einquartierten Ruſſen für Koſt und logis
eäglich 4 Kreuzer auf Ruß! \1ds Unkosten,
und wegen NHeu, Haber, Mehl, haben

. die ruſſiſchen Proviantmeiſter ſogleich mit
verſchiedenen Lieferanten Kontrakte ge-

ſchloſſen. Die Urszchen dicses uncerwarte-
ten Ereigniſſes ſind völlig unbekannt, und
es erregt natürlicher Weiſe mancherlei
Muthmaßuagen. Nach einem Gerüche
follen die mährischen Stände gewünſcht
haben, daßdieſe Truppen auf ihrem Durch-
zug kampiren möchten , welches der kom-
mandirende General nicht hätte zugeben wol:

len, und weshalb nun erſt ein Kourier-
wechſel zwiſchen beiden Höfen Statt hätte.

Andre Gerüchte oder Muthmaßungen ge-
hen auf höhere politiſche Urſachen. ?

grünen Tuche aufgenäht ſind.

F 2

. Von dem ganzen dritten rußiſchen
Hülfskorps, enthalten verſchiedene öffent-
liche Blätter folgende Bemerkungen :
Die Regimenter sehen ſich im Ganzen
gut an, marſchieren und exerzieren treflich.
Einzeln betrachtet , ſo sieht man, besonders

bei der Jnfanterie, öfters Monturen, wor-

an eine Menge Fleckea von verſchiedenem
Auch die
Offiziere tragen ſehr ſeichte und meiſtens
aus sehr grobem Tuch gemachte Unifor-
men. Die Form der Hüte gibt ihnen eben-
falls kein elegantes Anſehen, wie auch die
Kamaſchen, welche in der Infanterie ſelbſk
die Oberſten und Obriſtlieutenants tragen,
da en parade nur die 4 Moejors des Re-
giments reiten; die Kavalleriecſf1ziere tra-
gen ungeheure Stiefeln. Die Bewaſſnung
iſt bei jedem Regimente beinahe verſchieden.
Einige Grenadierregimenter haben trefliche
Gewehre mit Bajonetten von der tänge
einer ſtarken EVe, die übrige ganz nach
preuſſiſcher Art gemacht. Die Dragoner
haben ungeheure Handkörbe an den S-

beln. Dle Grenodiermützen ſind auch bel

den Regimentern verſcticden. Einige ha-
ben ſie, wie jene die im vorigen Winter
durchzogen, ohngefähr in der Form eines
an der Spitze umgetogenen Zuckerhutes,
deſſen vordere Seite ganz ein weißes eder
gelbes blankes Blech deckt, und woran ſich

oben ein Quäſtchen befinret; andre haben

die Geſtalt der päbſtlichen Tiare, wenn
man ihr die drei Kronen abnähme: die vor-
dere Hälfte überzieht wieder des glänzende

HVlech mit Wappen und Namerszug, auf

der hintern Hälfte gehen blecherne breite
Reifen der Länge nach hinunter, die unten
ein breiter Reif und oben ein meſſingerner
gedrehter Kopf zuſammenhält , der ohnge-
 
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