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Steinbeck, Christoph G. [Oth.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1799 [VD18 90672828]

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Zweiter Band. Viertes Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.43232#0431

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ß -

fähr wie das Kreuzchen auf einer Kapelle
ausjieht. Auſfallend zeichnen ſich unter

diesen Truppeu das Ufkoſzyuiſche Huſaren-

regiment, das Baranowslciſche berittene
Tartareuregimene , und das Kurnochols-
koiſche regulirte doniſche Keſakenreglment,
durch ihr ſchönes Ansehen aue. Dle Hu-
faren ſind gelb montirt, hal en Bärenmüt-
zen, gute Pferde, und find durchaus, be-

ſonders die Offiziers, ſchöne ausgeſuchte,

vielleicht nur für Huſaren etwas zu große,
teute. Ihre Pferdegeſchirre ſind mit leder-
nen langen Frangen und geflochtenem fei-
nen Riemwerk überladen, wie es vor lan-
ger Zeit in Ungarn Mode war. Ihre Haa-
te tragen ſie lang und los, nur zwiſchen

den Schultern mit einem fingerbreiten Ban-

de einmal zuſammengebunden. Die Sei-
tenkopſhaare werden in lange Zöpfe ge-
ſlochten, die herabhängen, und deren En-
Den nur hinten in den Zopf gebunden ſind.

Das ganze Korps muß ſich,, ſelbſt auf dem.

Marſsche, sorgfältig friſiren und pudern.
Bei der Kavallerie ſieht man nebſt den
Pauken , die mlt reichgeſtickktem Sanumk

überhängt ſind, auch Tambours zu Pfer-

de, welche die Trommel links hängen ha-
ben. Die sogenannten Tartarn ſind eigent-
lich ächt katholiſche Polen. Es iſt dieß
ein ehemaliges polniſches Regiment, das
Stanislaus Auguſt aus lithauiſchen Edel-
leuten errichtete, welches vordem in War-
ſchau lag, mit der Theilung Polens an
Rußland fiel, und ſeinen Chef, den alten
Baranowslci, behalten hat. €Es beſteht
aus zweierlei Maunſchaft. Das erſte
» Glied ſind lauter Edelleute , die ehemals
Towarqyszen hießen, das hintere ſind der
erſtern Knechte und heiſſen Szeregowy.
Der Towariſch 4 teurſch: Geſell) muß ſich

f4.

ſeln und ſeines Szeregowen Pferd kaufen,

und beide aushalten. Er bekommt dage-

gen nur für ſich und den Knecht die Mon-

tur, die Pferdrazionen, und jährlich 225

Gulden rheiniſch oder 909 polniſch. Alle

haben rothe kurze Oberkleider und dunkel-

blaue, lange. weite Reithoſen, und ſchware

ze lammsfelmutzen. Das erſte Glied hat
durchaus Piken mir Fähnchen daran, weißsßs.

ſeidne Borten auf den Kollern und natür-
lich beſſere Pferde, auch an der Müßte

weiße Schnuren. Die regulirten Koſaken

vom Don find ſchône große Leute. Miele
haben Bärte urd viele keine. Sle ſind
ganz dunkelblau mit kurzen Jacken unn
langen weiten Beinkleidern montirt, und
haben weiße Schnuren an den Mützen. Ih-
re Pferde ſind klein, aber dauerhaft. Sle
führen Säbel, zwei Piſtolen im Güreel,
keine Flinten, und lange Piken,

te. Den merkwürdlgſten Anblick gewähs-

ren die irregulairen, nemlich die uraliſchen

Koſaken. Dieß ſind Bauern, dle zu Hauſe
ihr Feld bearbeiten, und auf Befehl ins
Feld rücken müſſen. Ihre töhnung beträgt
fürs ganze Jahr nur 7 Rubel, auch bekom-
men ſie auf dem Marſche Nahrung für ſich
und ihre Pferde. Alle ſind nach morgen-
ländiſcher Até in weite lange Kleider ger

kleidet, beinahe jederin einem andern Stoff

und Farbe. Viele haben atlaſſene undrothz
oder ſchwarz ſammetne ſolche Kleider, in
welchem wohl mancher Pfarrer in Pole
noch den Baldachin erkennen möchte, der

einſt ſeln Marienbild in der Kirche über-

ſchattete. Die meiſten, ſelbſt die Offiziers,
haben Bärte, und unter ihnen glbe es viel
Kalmuken.. Sie haben faſt alle in ihren
Phyſiognomien ganz jenen wilden Stem-

Offiziere ſind besonders ſchöne ſchlanke He i
 
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