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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0019

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Einleitung.

er Kreis Zeitz, zu dem mittlern Theil von Deutschland gehörig,
und in unmittelbarer Nähe des Hauptverkehrs zwischen Leipzig
und Frankfurt, muss schon in sein früher Zeit bewohnt gewesen
sein. Dafür sprechen die Werkzeuge und Waffen aus der
Steinperiode, die sich vereinzelt hin und wieder auf Feldern
oder auf Kiesbänken in dem Elsterflusse vorgefunden haben;
die ursprüngliche Abkunft dieser Hämmer, Meissei, Abhäute-
geräthe und dgl. ist indessen unbekannt. Werth voller als solche zufällige Funde
sein können, ist die Auskunft aus wissenschaftlich und planvoll untersuchten
Hünengräberü, mögen sie äusserlich in Form von Hügeln weithin kenntlich sein,
oder sich kaum über die Erdoberfläche erheben, wie z. B. auf der Hochebene
zwischen Hohenkirchen und Braunshain oder bei Heukewalde. Ueber diese
ausgedehnten Ausgrabungen liegen bereits ausführliche Berichte vor und das
Wesentlichste an Fundstücken ist in Museen geborgen worden. Der Zukunft muss
überlassen bleiben, ob noch mehr gefunden werden wird oder nicht. In den Neuen
Mittheilungen des Thür.-Sächs. Alterth. Wer. XIY. S. 1 ff.*) ist darüber ausführlich
berichtet, aber, wie leicht denkbar, zweifelhaft gelassen, welchem Yölkerstannn die
nur aus Steinwerkzeugen und Thongefässen bestehenden Funde anzurechnen sind,
— ob einem finnischen oder suevisch-germanischen. Jedenfalls sind es Zeugen
einer nur niederen, elementaren Culturstufe.
In der ersten Zeit christlicher Zeitrechnung sitzen in hiesiger Hegend bereits
die zu den Sueven gehörigen Hermunduren, als diejenigen Germanen, welche
später mit dem Namen „Thiüinge“ bezeichnet wurden und einen grossen Theil von
Deutschland einnahmen. Ihre Kriegstüchtigkeit zog sie aber oft weit weg, ent-
weder in eigenen Unternehmungen, oder als Hülfstruppen, und es wurde den
von Osten her im 5. Jahrh. anrückenden zahlreichen Slavenstämmen leicht, sich
in den von den Germanen fast ganz verlassenen Gegenden, die so viel culturfähiges
Land boten, niederzulassen und zu behaupten. Erst im 7. und 8. Jahrhundert,
nach schweren Kämpfen, zogen sich die Slaven wieder etwas zurück oder retteten
ihre Existenz durch die Annahme des Christenthums, und nur hin und wieder be-


*) Da die „Neuen Mittheilungen“ öfter angezogen werden, so wird dieses durch N. M. mit
Anführung des Bandes I — XV. S. (Seite) abgekürzt.

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