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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0048

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Kreis Zeitz.

2 Reihen von umgeschlagenen Schilfblättern (6 unten, 7 oben) geschmückt. Ueber
der im Halbkreise gewölbten Eingangsthür ist im Tympanon ein Lamm mit der
Fahne, links ein Kopf, rechts eine von oben nach unten ausgestreckte segnende
Hand dargestellt; der beschädigte Bogen ist einfach profihrt. Am rohen, plumpen
viereckigen Thurm ist in der Mitte seiner Höhe ein Stein mit der Jahreszahl
1X91. Dieselbe Jahreszahl steht an dem noch vorhandenen, leidlich erhaltenen
Altarschrein, in dem zur Seite der Maria zwei Ritter stehen, der eine S. Georg,
der andere ? An der Gutsempore sind 18 Wappen, eines mit dem Hamen ZV
SRLQTZ. Ein altes Epitaphium vom Jahre „15LXXII“ zeigt einen geharnischten
Ritter, von Atzendorff, und auf dem Eussboden hegt der Grabstein eines jungen
Gunrath von Atzendorf v. MDLXXI.
Auf dem Thurme hängen 3 Glocken von 0,78, 0,65 und 0,54 m Durchmesser,
von denen die beiden kleineren erst 1855 durch Gebr. Ulrich in Apolda umgegossen
sind. Die grössere enthält oben herum in Minuskeln die Umschrift:
O aut marin gra pkim ints kennt m osanna <0>
und darunter die Jahreszahl:


Schellbach.
Eigentlich zwei Dörfer, Gross- und Klein-Schellbach, welche dicht aneinander
hegen, und von denen Gross-Schellbach ein Kirchdorf ist, 8 Km. südlich von
Zeitz. Der Harne war früher und urkundlich Zsclnll-bach, und im Wendischen
bedeutet czil einen „rieselnden“ Meinen Bach und wiederholt sich in dem Bach
„Schelke“ bei Pegau, den Ortsnamen Schelkau, Silbitz, Kloster ZscliiUen (jetzt
Wechselburg) an der Mulde u. a.
Die Kirche bietet kein archäologisches Interesse, ebensowenig die 1822 von
Zeitheim in Haumburg gegossenen Glocken, deren Durchmesser 0,74, 0,59, 0,48“
betragen.
Schkauditz.
Kirchdorf, 7 Km. südwestlich von Zeitz, am linken Rande des Elsterthaies,
im Ausgange des sogenannten kalten Grundes romantisch gelegen, jedoch durch
den Damm-Aquäduct des Flossgrabens entsteht und in zwei Th eile zerrissen.
Die sehr Meine und alte, von einem sehr harten Sandstein höchst sauber
und zierlich in Quadern erbaute Kirche liegt ausserhalb des Dorfes am Bergeshange,
unter Bäumen versteckt und mag es dieser Abgelegenheit zu verdanken sein, dass
sie so gut erhalten ist.
Der Styl der Kirche versetzt das Bauwerk in den Anfang des 12. Jahrhun-
derts (in die Zeit der Bosauer Klosterkirche), und fällt zunächst das einfache ratio-
nale Yerhältniss der einzelnen Tlieile auf: Die Breite des Schiffs (7,22m) in Mauern
= 1 gesetzt, ist die Länge desselben ebenfalls = 1; daran schliesst sich westlich
in gleicher Fluchtlinie ein oblonger Thurmbau = 1 : 2/s, der sich innerhalb gegen
das Schiff in einem grossen Halbkreisbogen öffnet. Die Höhe des Schiffs = 2/3,
 
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