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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0081

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Kunststatistische Uehersicht.

Eine kritische Uebersicht der hei der vorstehenden Kunst-Topographie des
landräthlichen Kreises Zeitz in Betracht kommenden gedruckten und ungedruckten
geschichtlichen Quellenschriften (Chroniken und Archivalien) giebt C. P. Lepsius,
Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg. Erster (einziger) Theil. Naum-
burg 1846 S. IY—XYHI, welches gediegene, leider imvollendet gebliebene Werk
überhaupt für die ältere Geschichte des Bisthums Zeitz (Naumburg) bis zum Jahre
1304 Grund legend ist.


ie Ausbeute für die Kunstgeschichte ist im Zeitzer Kreise gering. Die bis

in’s 11. Jahrhundert fortdauernden unsicheren Zustände, die sich bis in die
Neuzeit fühlbar machenden ungünstigen Nachwirkungen der Yerlegung des Bis-
thums von dem ursprünglichen Sitze Zeitz nach Naumburg (1028—1032), dann
die Hussiten- und Böhmenstürme des 18. Jahrhunderts, endlich die geschmacklose
Neuerungssucht unter der freilich nur kurzen Herrschaft der Herzoge von Sachsen-
Zeitz — alles dieses zusammengenommen macht es erklärlich.
Geschichtliche Nachrichten über die ältesten Kirchenbauten fehlen gänzlich.
Wenn nach dem Berichte Thietmars (f 1019) Boso, der erste Bischof von Merse-
burg, vor seiner Erhebung auf diesen Bischofsitz während seiner missionirenden
Thätigkeit in Zeitz bereits mn die Mitte des 10. Jahrhunderts auf der Stelle, die
später das Kloster Bosau einnahm, eine Kirche erbaut und eingeweiht hatte, so
scheint von derselben nichts mehr vorhanden gewesen zu sein, als 1114 mit der
Erbauung des Klosters auf dem Berge Bosowa (Bosaugia) der Anfang gemacht
wurde, da letzterer zu diesem Zwecke erst von wildem Gesträuch (fructicetis et
spinetis) gereinigt werden musste (Lepsius a. a. 0. S. 147). Der Steinbau, der
stets gesichertere Zustände zur Yoraussetzung hat, scheint bei den Kirchen des
bischöfhohen Sprengels von Zeitz-Naumburg erst spät zur allgemeinen Regel
geworden zu sehr: die zwischen 1079 und 1090 erbaute erste Kirche in Reichen-
bach (Yasallenstadt im Yogtländ. Kreise) war aus Holz (ex lignis fabricata), und
nachdem dieselbe nach einiger Zeit in Flammen aufgegangen war, trat bis 1111
zwar ein Steinbau an ihre Stelle, der aber, durch feindlichen Einfall zerstört, bereits
1140 durch abermaligen Neubau ersetzt werden musste (Lepsius a. a, 0. S. 39 und
244). In dem Dorfe Altkirchen bei Altenburg waren dem 1140 geweihten Steinbau
in der Zeit von 1079 —1111 drei Holzkirchen vorangegangen (Lepsius a. a. 0.
S. 39 u. 246). YYenn man nun auch geneigt sein muss, bei der ursprünglichen
Kathedrale von Zeitz einen ausnahmsweise frühzeitigen Steinbau vorauszusetzen,
so ist doch, sobald es sich um die Zeitbestimmung für den immerhin als das
älteste vorhandene Denkmal zu erachtenden Säulenbau der Krypta unter der
jetzigen Schlosskirche handelt, auf die erwähnten Umstände Rücksicht zu nehmen.
— Ein ebenso wichtiges als anziehendes Denkmal war die leider 1670 abgebrochene
Klosterkirche zu Bosau (jetzt Posa), schon durch ihre bestimmte Datirung (1114—
1122) vom Anfänge des 12. Jahrhunderts, aus welcher Zeit überhaupt nur wenige
Bauten vorhanden sind; die geretteten, zum Theil charakteristischen Ueberreste,
 
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