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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0286

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Kunststatistische Uebersiclit.


ie nahe Umgegend von Weissenfels ist von grösserer Bedeutung für
die Kriegsgeschichte als für die Kunstgeschichte, und die geringe
kunstgeschichtliche erklärt sich hinlänglich aus der wichtigen
kriegsgeschichtlichen Bedeutung eines Geländes, auf welchem seit
dem 10. Jahrhundert so viele welthistorische Schlachten geschlagen
wurden: 933 bei Keuschberg, 1080 bei Hohenmölsen, 1639 bei Lützen, 1757
bei Rossbach, 1813 bei Grossgörschen, Lützen, Leipzig, und auch in den
nicht durch solche ausgezeichneten Jahrhunderten wurde das Land durch andere
Kämpfe vielleicht noch gründlicher verheert: zu Ende des 12. Jahrhunderts durch
den Bruderkrieg der Markgrafen Dietrich und AI brecht, zu Ende des 13. Jahrh.
durch die Erbstreitigkeiten nach dem Tode Friedrich des Stammlers, im 15. Jahrh_
durch die Hussitenschwärme und den noch verderblicheren Krieg zwischen Fried-
rich dem Kriegerischen und seinem Bruder Herzog Wilhelm; wohl ist demnach
erklärlich, wenn sich von alten Bauten wenig erhalten hat, und dies Wenige nur
fragmentarisch und durch ungeschickt ausgeführte theilweise Wiederherstellungen
verunstaltet.
AYas zunächst die romanische Periode anbetrifft, so kommen für die Früh-
zeit die beim Zeitzer Kreise (Heft 1 S. 63) geschilderten unsicheren Yerhältnisse
auch hier in Betracht,- und vor dem zwölften Jahrhundert dürfte überhaupt an eine
geregelte Bauthätigkeit kaum zu denken gewesen sein. Romanische Theile finden
sich zwar an den Dorfkirchen von Gr. - Gestewitz, Groben, Hassel, Jaucha, Keutz-
schen, Kirchsteitz, Leisling, Markwerben, Meyhen, Obschitz, Steingrimma, Uechtritz
und Zorbau; aber nur die Kirchen in Ober- und Unter-Greislau zeugen von
künstlerischer Ausgestaltung der noch erhaltenen Absiden und Portale. Die frän-
kisch-thüringische Thurmstellung über dem Presbyterium findet sich u. a. in
Markwerben, die niedersächsische mit dem breiten Westtlmrme kommt u. a. in
Jaucha und Zorbau vor. ln Jaucha ist die organische Gliederung des Grundplans,
die sich hier noch erhalten hat, bemerkenswert!!. Es ist wohl nicht zufällig, dass
sich bei den meisten der genannten alten Kirchen ein Yerhältniss zu klösterlichen
Stiftungen nachweisen lässt: bei Groben und Steingrimma zu Pegau, bei Jaucha
zum Peterskloster in Merseburg, bei Keutzschen zum• Georgskloster in Kaumburg,
bei Leisling zum. Domstift daselbst, bei Markwerben zum Dom in Magdeburg.
Die Kirche zu Unter-Greislau war vielleicht selbst eine Klosterkirche, und Ober-
Greislau stand in Beziehungen zu Kloster Langendorf.
Romanische Taufsteine (mehr oder weniger erhalten und ohne eigentlichen
Kunstwerth) sind in Hassel, Rössuln, Uechtritz und Weissenborn nachgewiesen;
besser ist der Taufstein zu Prittitz, aber er liegt vor der Kirchthür.
Interessant ist die in dem gothischen Chore der Kirche zu Zorbau eonser-
virte Stirnseite eines Sacramentschreins wegen der Seltenheit dieser Wand-
schränke in der romanischen Zeit.
 
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