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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0035

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Masnitz. Nisma. Ossig. Ostrau.

17

vielleicht sehr alt; an der grösseren befanden sich anstelle der üblichen Umschrift
G gleich grosse und gleich vertheilte Kreise.
Die vier Strebepfeiler des mit gerippten Kreuzgewölben versehenen Altar-
raums sind ganz ähnlich verziert, wie diejenigen der Kirche zu Haynsburg
(s. daselbst), so dass umsomehr an denselben Steinmetz zu denken sein darf, als
die Jahreszahl nur um 4 Jahre differirt. Der nordöstliche Pfeiler hat ein Crucifiz
in Relief mit sehr langen Unterschenkeln, darunter steht auf besonderem Quader in
vertieften Zeilen die Minuskel-Inschrift: „attHO bltt ttt° CCC | C in bellt lernt' \ |
tat-C tct au geb" I , die also unvollendet gehheben ist; an dem südöstlichen Pfeiler
in gleicher Höhe sind vier Zeilen durch Einritzung liniirt, jedoch nur l1/3 Zeilen
in Minuskeln (mit Majuskel-Initial) mit Schrift ausgefüllt: „ÄlubrüriDS |)l) | ilt'fr“.
Die Spitzgiebel der Pfeiler enthalten zu dreien einfache Maasswerkshaken, im vierteil
über dem Crucifix den Yeronica-Christuskopf.
Auf einem Schlussstein des inneren Gewölbes ist ein Crucifix in Relief
angebracht, und die Consolen der zugehörigen Rippen bilden Köpfchen mit den
Evangelisten - Symbolen.
Ueber dem Altar befindet sich ein Schrein ohne Seitenthüren und ohne
Aufsatz, dessen 4 bemalte, ganz vortretende Figuren sehr wohl erhalten sind.
Sie-stellen links zwei weibliche und rechts zwei männliche Heilige dar: die eine
der Frauen, mit zwei Kindern auf den Armen, erscheint als die h. Anna selbdritt
die andere ist nicht bestimmt zu deuten, indem sie in der Linken einen langen
Kreuzstab emporhält, während zu ihren Füssen
ein rothgekleideter Mann auf dem Rücken
liegt; von den Männern sind die Attribute
verloren gegangen. Hinter dem Altar, in der
Sakristei, fand sich ein Kelch von Zinn vor,
mit sechsseitigem Fuss und der Bezeichnung
,46 KHIOJi OSSIG 57“, welcher dem Stempel
(Schlüssel und Schwert) nach zu urtheilen in
Zeitz oder Kaumburg gefertigt zu sein scheint.
Sicherlich ist dem neuern (gothischen)
Bau ein romanischer vorhergegangen, wie
die Pfeilerinschrift andeutet, und wofür be-
sonders auch das einfache romanische Tym-
panon über der viereckigen südlichen Ein-
gangsthiir spricht, welches in dem wenig ver-
tieften halbkreisförmigen Felde eine erhabene
grosse lilienartige Blume enthält. (Fig. 9.)
Einer Sage nach soll südwestlich von dem Dorfe am Rande des Forstes ein
Kloster gestandet! haben, worüber aber nirgends etwas Gewisses hat in Erfahrung
gebracht werden können.


Ostrau.
Kirchdorf, 7 Km. nordöstlich von Zeitz, an der Elster belegen; früher wohl
eine Insel oder Halbinsel, worauf der wendische Harne hindeutt. An der Seite
Kr. Zeitz. 9
 
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