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einem ganzen Umfange nach gehört der Kreis Langensalza
zum Lande Thüringen. Es ist nicht bekannt, welches Volk
vor den Thüringern (oder „Thüringen“, wie man jetzt theil-
weise zu schreiben behebt), die zuerst Hermunduren oder
Hermionen genannt wurden, inmitten von Deutschland ansäs-
sig war; von Yielen werden die Kelten als ihre Vorfahren
erachtet. Das Dunkel in der Geschichte ist hier undurchdring-
lich. Nachdem die Hermunduren nach ihrer ersten An-
führung ein Paar Jahrhunderte lang gar nicht wieder genannt werden, tauchen
sie Anfangs des fünften Jahrhunderts mit ihrem neuen Kamen, als „Nachkommen
der Dur en‘1, daher als D uringe (T h u ringe,Toriuge,Döring e) wieder auf, was durch
die Endung — ing richtig dargestellt wird. Sie werden stets als vorzüglich kriegstüchtige
Leutehezeichnet, die man bei kriegerischen Unternehmungen gern anwarb, wobei sie,
wie es damals Sitte war, mit Weib und Kind häufig längere Zeit ausser Landes blieben.
Ihre frühzeitigen öfteren Anwerbungen nach aussen mussten daher zu Verschmel-
zungen führen mit Niedersachsen, Cheruskern im Norden, mit Chatten im Westen,
mit Franken und Alemannen im Süden, aber auch gleichzeitig Veranlassung geben
zum leichteren Nachrücken der Sorben-Wenden in die verlassenen Gegenden, in
denen vielleicht nur alte und schwache Leute zurück geblieben waren.
Während die Thüringe (Thüringer) sich in ihrer Sprache für die Einflüsse
der niedersächsischen und chattischen Sprache sehr empfänglich zeigten, hielten
sie sich der fränkischen ferner. Immer aber behauptete das thüringische Idiom
sich so fest, dass es, zumal durch Luthers Bibelübersetzung, zur hochdeutschen
Schriftsprache wurde und somit der früher allgemeiner gewesenen niederdeutschen
Sprache den Rang ablief. Der eigentliche thüringische Dialekt wartet indessen
noch der Klarlegung, wenn auch hier und da verschiedene Versuche dazu gemacht
worden sind, und einige Gedichte und Erzählungen in dieser Mundart existiren. *)
*) Die Langensalza’er Mundart hat manches, wodurch sie sich von der in den benachbarten
, thüringischen Städten herrschenden merklich unterscheidet. Hierauf bezieht sich der alte Spott-
vei s • In Langensaalz
Kenn’n se gepfief un getaanz,
Un uf der ldten gespäl.
Yergl. die Beiträge eines ungenannten Verfassers zu einem Langensalza'er Idiotikon, im Langen-
salza’er Wochenbl. von 1760. Stück 12 vom 22. u. 23. März (im Archiv des dortigen Magistrats).
— Hierbei mag erwähnt werden, dass die Städte Langensalza und Mühlhausen sich fortwährend
Kr. Langensalza. 1