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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0024

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Kreis Zeitz.

eine sechsblättrige, rechts eine vierblättrige Rosette. Christus ist hier der „Christas
regnans et triumphans in cruce“: das einzige Exemplar eines vollständig beklei-
deten Crucifixes in hiesiger Gegend. (Eig. 1.) Die Pilastercapitäle unter dem
Thürbogen sind mit geschachten Schrägen geschmückt, der Bogen mit einfachem,
in eine Kante auslaufenden Rundstab umsäumt, die einmal abgetreppten Thür-
schäfte sind an den Ecken mit je einem Rundstab besetzt. Die Entstehung der
romanischen Theile der Kirche noch im 11. Jahrhundert ist mit ziemlicher Sicher-
heit anzunehmen.
Auf dem Thurm 3 Glocken von 0,80, 0,63 und 0,52 Meter Durchmesser und
vom Glockengiesser Johann George Ulrich in Laucha im Jahre 1770 gegossen,
also ohne • archäologisches Interesse. Auf der grossen Glocke wird das Dorf
mit Langenaue bezeichnet; ausser einigen kirchlichen Nachrichten steht darauf
der Spruch: „laude dua (sic!) resonet campana sonora Jehova, et vocet agricolas
sacar (sic!) Christe tua.“
Zur Flur Aue gehört eine Hochebene nach Westen, welche mit dem Namen
„die Krebsberge“ bezeichnet wird. Ton Krebsen kann hier natürlich nicht die Rede
sein: jedenfalls rührt die Bezeichnung aus dem Wendischen, wo chrib, chreb s. v. w.
Höhenrücken bezeichnet. Auch hegt daselbst eine unregelmässige Ackerfläche,
welche jetzt „der Latz“ heisst, und höchst wahrscheinlich der Rest von einem
Waldbestande (las) ist. Diese Feldfläche gehört der hiesigen Domäne.
Breitenbach.
Dorf mit einer Meinen Kirche, 6,5 Km. südwestlich von Zeitz; von zwei
Seiten sich an den Königlichen Forst anlehnend, schliesst es sich der Hochebene
grösstentheils an.
An der Kirche findet sich nichts Merkwürdiges. Der als Dachreiter behandelte
Thurm birgt 2 kleine Glocken von 0,54 und 0,47m Durchmesser, beide 1605 von
Melchior Möhringk in Erfurt gegossen („anno . m . de . v . da . gos mich . melchior
möhringk in Erfurdt“). Das zinnerne secksecMge Taufbecken hat die Inschrift:
Blandina Maria Liebnerin, gebohrne Langenbergerin den 22. September Anno 1715.
Dicht am Dorfe, umnittelbar hinter der Försterwohniuig, befindet sich eine
Burgruine, bestehend in einem rohen Steinhaufen, der ausser dem Wallgraben
kaum auf die ehemalige Form der Gebäude hindeutende Theile aufweist. Ein
Thurm, der gewiss nicht gefehlt hat, kann nur geahnt werden. Aus den Mauern
sind im Laufe der Zeit bearbeitete Sterne so massenhaft geraubt, dass der Zu-
gang höchst gefährlich geworden ist. Der Grundriss scheint nicht gross gewesen
zu sein, nichts desto weniger wird in einer UrMmde v. J. 1138 (s. Lepsius Gesch.
d. Bisch. S. 242) die Burg eine curia regalis genannt; der Name selbst ist zur Zeit
„Breitenbuch“ gewesen und erst später allmählich in Breitenbach übergegangen,
ohne dass die Localität. hierzu Veranlassung geben konnte. Obschon zu einem
Raubnest wie geschaffen, mag die Burg viel längere Zeit zum Schutz des Forstes
und seines Wildes gedient haben. Die jetzt vorhandenen Oekonomiegebäude, die
früher in der Königlichen Domänen-Verwaltung „Vorwerk Breitenbach“ Messen,
sind gegenwärtig zu einer Försterei eingerichtet. In den letzten Jahrhunderten
wurde die Ruine „die alte Kämpfe“ oder „Kämpe“ benannt, eine Bezeich-
nung, die von dem Worte caminate = Kemnate herzurühren scheint.
 
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